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Kuehler Grund

Titel: Kuehler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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beobachten die Polizei.«
    »Gut, dass er an der frischen Luft ist«, sagte Gwen. »Dann läuft er mir wenigstens nicht zwischen den Füßen herum.«
    »Und was machen die Polizisten? Waren sie noch mal hier? Haben sie vielleicht gegraben?«
    »Gegraben?« Helen sah ihren Vater erstaunt an. Sie fragte sich, warum er nicht ins Zimmer kam. Er hatte einen leichten Schweißfilm auf der Stirn, und sie lächelte über seine altmodische Angewohnheit, selbst bei der größten Hitze nicht ohne Jackett aus dem Haus zu gehen. »Wieso graben, Dad?«
    »Ich weiß nicht. Das hört man doch immer. Dass sie den Leuten den Garten umgraben und so.«
    »Und wonach würden sie suchen?«
    »Keine Ahnung.«
    Gwen hörte mit offenem Mund zu. »Wehe, die graben mir den Garten um. Es hat Jahre gedauert, bis er so schön war.«
    »Keine Angst, Grandma. Das haben sie bestimmt nicht vor.«
    »Natürlich nicht«, sagte Andrew. »Ich weiß gar nicht, wie ich darauf gekommen bin. Ich habe mich bloß gefragt, was sie da draußen machen.«
    Plötzlich wurde Helen klar, dass er deshalb in der Tür stehen geblieben war, weil er von der Diele aus auf die Straße hinaussehen konnte. Offenbar wollte er nichts verpassen, sollte draußen irgendetwas passieren. Er war unruhig und nervös. Bestimmt wirkte sich Laura Vernons Tod auch auf die Firma aus.
    »Sicher war Graham Vernon heute nicht im Büro, oder, Dad?«
    »Nein, nein. Er hat angerufen, dass er ein paar Tage zu Hause bleibt, um sich um Charlotte zu kümmern. Und natürlich auch, um der Polizei behilflich zu sein. Wir können uns jederzeit mit ihm in Verbindung setzen, wenn wir ihn brauchen. Bis dahin soll ich den Laden für ihn schmeißen. Ich soll ihn bei seinen Terminen und Besprechungen vertreten.«
    Andrew sah auf seine Uhr, er schob den weißen Ärmel zurück, sodass man die goldenen Manschettenknöpfe sehen konnte, die Helen ihm geschenkt hatte. »Ich kann nicht lange bleiben«, sagte er. »Ich habe um zwölf ein Geschäftsessen in Sheffield.«
    »Ich muss auch bald los, Grandma.«
    Gwen ließ das Strickzeug sinken und griff nach Helens Arm. »Ich traue mich nicht aus dem Haus, Helen. Holst du mir Brot und Tee aus dem Laden, bevor du gehst?«
    »Warum hast du Angst, vor die Tür zu gehen, Grandma?«
    »Warum? Kannst du dir nicht vorstellen, wie die Leute über uns reden? Sie gaffen mich schon an, wenn ich nur am Fenster stehe. Deshalb habe ich auch die Vorhänge zugezogen.«
    »Kümmere dich nicht um das Gerede. Die Leute werden die Sache bald wieder vergessen haben.«
    Helen war aufgefallen, dass in Moorhay mehr Betrieb herrschte als sonst. Selbst für die Hochsaison waren ungewöhnlich viele Touristen im Dorf, und die meisten von ihnen waren auch nicht wie Wanderer angezogen. Sie blieben überall stehen und glotzten in die Fenster der Cottages. Der Parkplatz des Drover war voll, und auch der Straßenrand war zugeparkt. Die Dächer der Autos flimmerten in der Hitze. Zwei Wagen standen sogar in der Haltebucht des Busses, der zweimal am Tag in Moorhay hielt. Der Fahrer dürfte ziemlich ungehalten sein.
    Andrew wischte sich mit dem Taschentuch die Stirn ab; er sah schon wieder auf die Straße hinaus. »Dann bist du also von der Polizei nicht mehr belästigt worden, Gwen? Da kannst du ja von Glück sagen.«
    Die alte Frau machte ein zweifelndes Gesicht, während sie ein paar Münzen aus einer alten Geldbörse klaubte. »Na, ich weiß nicht. Und eine Flasche Milch extra, Helen.«
    »Dann sehe ich zu, dass ich weiterkomme, wenn ich sonst nichts für dich tun kann, Gwen. Passt auf euch auf, ihr zwei, du und Harry. Ja? Wiedersehen, Helen.«
    Helen verabschiedete sich von ihrem Vater und sah zu, wie er das Haus verließ. Dabei schoss ihr die Frage durch den Kopf, wieso er ausgerechnet durch Moorhay gekommen war, wenn er eigentlich nach Sheffield wollte.
     
    Nachdem Helen die Tür des Dial Cottage hinter sich ins Schloss gezogen hatte, blieb sie stehen. Ein Stück weiter die Straße hinauf kam gerade jemand, den sie kannte, aus einem der Häuser in der Nähe des Gemeindesaals. Ben Cooper wurde von der Beamtin begleitet, die bei Harrys Befragung dabei gewesen war. Sie hatte eine Akte in der Hand und machte ein ernstes, professionelles Gesicht.
    Helen zögerte, sie anzusprechen, weil sie nicht wusste, ob Ben vor seiner Kollegin zugeben wollte, dass sie sich von früher kannten.
    »Nicht zu fassen«, sagte Diane Fry gerade, »wie manche Leute in diesem Dorf mit Ihnen sprechen, Ben. Was glauben die

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