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Kuehler Grund

Titel: Kuehler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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schon gut.«
    »Irgendwelche neuen Erkenntnisse über den Turnschuh?«, fragte Hitchens.
    »Nichts.«
    »Manche von den alten Muttchen wissen noch nicht mal, wie so ein moderner Turnschuh überhaupt aussieht.«
    »Aber irgendwo muss er doch geblieben sein.«
    »Sir, wenn es derselbe Täter wie der aus Buxton ist, den die Dienststelle B sucht, hat er den Schuh vielleicht als Andenken mitgenommen, so wie die Strumpfhose von dem anderen Mädchen.«
    »Ja, das wäre möglich, Wragg. Aber Mr. Tailby möchte momentan noch nicht, dass wir von einer Verbindung zwischen den beiden Fällen ausgehen.«
    »Aber dann müssen wir ja ganz von vorne anfangen, obwohl es womöglich derselbe Täter ist.«
    »Irgendwelche Erkenntnisse über die einschlägig Vorbestraften, Sir?«, fragte Cooper.
    »Noch nicht. Dazu ist es noch zu früh. DI Armstrong arbeitet daran.«
    »Das ist doch die reinste Zeitverschwendung.«
    »Danke, dass Sie Ihre Ansichten mit uns teilen, Parkin.«
    Cooper war nicht entgangen, dass PC Parkin Diane Fry aufmerksam beobachtete. Sie brauchte bloß eine unüberlegte Bemerkung zu machen oder eine unvorsichtige Reaktion zu zeigen, schon würden die Berichte darüber im Revier die Runde machen. Für den Ruf, den man unter Kollegen genoss, konnte der erste Eindruck entscheidend sein.
    Besonders schlimm war es, wenn man sich irgendeinen kindischen Spitznamen einfing, den man nie wieder loswurde, auch wenn man noch so dagegen ankämpfte.
    »Zum Glück wurde die Leiche relativ schnell gefunden«, sagte Hitchens. »Damit gewinnen wir Zeit. Leider sieht es nicht immer so günstig für uns aus. Der alte Knabe mit seinem Hund hat uns einen großen Gefallen getan.«
    »Hatten Sie schon einmal mit einem ähnlichen Fall zu tun, Sir?«, fragte Fry.
    Hitchens erzählte ihnen von einem Fall Ende der achtziger Jahre, als ein Jugendlicher von seinen Pflegeeltern, die in Eyam wohnten, als vermisst gemeldet worden war. Die Einsatzzentrale wurde mitten im Dorf eingerichtet; sie stand in ständiger Verbindung mit dem Hauptquartier. Über Monate hinweg wurde die Suche immer weiter ausgedehnt, bis auf einen Radius von acht Kilometern. Die Bergwacht, Suchhunde, die Höhlenrettung, Peak Park Ranger, Derbyshire Countryside Ranger, Mitglieder von Wandervereinen und Dutzende anderer Freiwilliger beteiligten sich daran. Die Berge wurden mit dem Hubschrauber abgesucht. Aber der Junge wurde nie gefunden.
    »Ein Mann, der mit seinem Hund spazieren ging, wäre ein Geschenk des Himmels für uns gewesen«, sagte er.
    »Oder diese andere Sache damals, 1966. Erinnern Sie sich noch?«, fragte Parkin Diane Fry.
    »1966 gab es mich noch gar nicht«, sagte Fry. »Herzlichen Dank.«
    »Häh? Aber das ist doch erst … Wie lange ist das her?«
    »Fünfunddreißig Jahre.«
    »Tatsächlich. Na, jedenfalls steht es in den Geschichtsbüchern.«
    »1966? Lassen Sie mich raten. Es geht um Fußball. Die Weltmeisterschaft? Das ist wahrscheinlich das einzige, worüber Sie Bescheid wissen.«
    »Genau. Der Pokal wurde geklaut, wussten Sie das? Der Weltmeisterschaftspokal, der Jules-Rimet-Pokal. Vor dem Finale.«
    »Hatte ihn jemand in seinem Auto liegen lassen?«
    »Passen Sie auf- jetzt kommt’s. Er wurde von einem Hund gefunden. Er lag unter einer Hecke, eingeschlagen in Fisch-und-Chips-Papier.«
    »Der Hund?«
    »Der Pokal. Er war in Fisch-und-Chips-Papier eingewickelt.«
    »Pickles«, sagte Cooper.
    »Nein, Fisch und Chips, das weiß ich genau.«
    »Der Hund hieß Pickles. Er wurde vor dem Finale allen Spielern vorgestellt.«
    »Unmöglich, dass Sie sich daran erinnern«, sagte Fry.
    »Nein, aber wie Parkin sagte …«
    »Es steht in den Geschichtsbüchern, genau. Dann muss ich wohl die falschen Geschichtsbücher gelesen haben. Davon habe ich noch nie etwas gehört. Zwischen der Ermordung von John F. Kennedy und dem Ende des Vietnamkrieges muss ich es wohl irgendwie übersehen haben.«
    »Vermutlich«, sagte Parkin und sah sie spöttisch an.
    Cooper stand auf. »Ich verschwinde noch mal eben, bevor wir aufbrechen.«
    Es tat gut, aus der Hitze herauszukommen. Der Wirt, Kenny Lee, nickte ihm von der Theke aus zu, als er zur Toilette ging. Das plötzliche Alleinsein und der Uringeruch erinnerten ihn schmerzlich an die vergangene Nacht. Es war eine sehr lange Nacht geworden, in der sich nach und nach die gesamte Familie im Farmhaus eingefunden hatte – zuerst sein Bruder, dann seine Schwester und ihr Mann, die aus Buxton kamen, und zuletzt sein Onkel mit seinen Cousins

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