Kuehler Grund
und Cousinen. Alle hatten mit angepackt, um das Chaos zu beseitigen, Kate zu helfen und sich um Amy und Josie zu kümmern. In der Zwischenzeit war der Arzt gekommen und hatte seiner Mutter ein Beruhigungsmittel gespritzt. Nachdem sie später mit dem Krankenwagen ins Edendale General Hospital gebracht und, nicht zum ersten Mal, auf der psychiatrischen Station aufgenommen worden war, hatte die endlose Diskussion begonnen – eine Diskussion bis in die frühen Morgenstunden, bis alle erschöpft waren, ohne der Lösung des Problems auch nur einen Schritt näher gekommen zu sein.
In dem Gang vor den Toiletten gab es ein Telefon; Cooper kramte ein paar Münzen heraus, wählte und ließ sich mit der psychiatrischen Abteilung des Krankenhauses verbinden, wo man sich in berufsbedingter Zurückhaltung übte. Er erfuhr nichts Neues. Seine Mutter stehe noch immer unter Beruhigungsmitteln und dürfe keinen Besuch bekommen. Er solle es morgen noch einmal versuchen.
Vielleicht hatte dem Pub, der am Abend tagen wollte, bis dahin eine Entscheidung getroffen. Möglicherweise würde es darauf hinauslaufen, dass seine Mutter das Haus, in dem sie ihr Leben lang gewohnt hatte, für immer verlassen musste. Das wäre der demütigende Schlusspunkt ihres langen und langsamen Absinkens in die Schizophrenie.
Als er aus dem Pub in den Biergarten kam, blieb Cooper einen Augenblick im Schatten einer Mauer stehen. Er wusste selbst nicht genau, warum. Einige Schritte hinter Diane Fry stehend, konnte er etwas beobachten, was ihm auf seinem Platz auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches sicher entgangen wäre. DI Hitchens hatte den Arm auf Frys Stuhllehne liegen, während er sich zu ihr hinüberbeugte, um ihr etwas ins Ohr zu sagen. Wie die Turteltauben, hätte seine Mutter gesagt.
Fry nickte kurz, und Hitchens nahm die Hand wieder weg. Dann erzählte Parkin noch einen schwachen Witz, über den niemand lachen konnte.
Schon wieder klingelte das Telefon. Es hatte seit zwei Tagen nicht länger als ein paar Minuten stillgestanden. Obwohl der Anrufbeantworter eingeschaltet war und man sie angewiesen hatte, sich nicht weiter darum zu kümmern, machte das dauernde Klingeln Sheila Kelk wahnsinnig.
Sheila putzte dreimal in der Woche bei den Vernons, auch dienstags. Der Wirbel um das ermordete Mädchen hatte sie nicht abschrecken können – im Gegenteil. Mr. und Mrs. Vernon würden sie brauchen, hatte sie ihrem Mann erklärt. Und das Haus musste trotz allem geputzt werden. Vielleicht konnte sie der armen Mrs. Vernon auch sonst irgendwie beistehen oder sie trösten. Womöglich würde Mrs. Vernon ihr sogar das Herz ausschütten und haarklein erzählen, was passiert war.
Doch nun saugte sie schon zum zweiten Mal den Wohnzimmerteppich und hoffte vergeblich, dass der Staubsauger das dauernde Klingeln übertönen würde. Obwohl sie schon länger als ihre üblichen vier Stunden geblieben war, hatte noch kein Mensch ein Wort mit ihr gewechselt.
Als das Telefon eine Zeit lang schwieg, schaltete Sheila den Staubsauger aus und staubte ein Möbelstück ab, für das sie keinen Namen gewusst hätte. Für sie sah es aus wie eine Kreuzung aus einem Sideboard und einem Schreibtisch.
Während sie das Holz polierte, lauschte sie auf Geräusche von oben. In Mrs. Vernons Schlafzimmer war natürlich noch immer alles still. Aber in Lauras Zimmer polterten schwere Schritte hin und her. Mr. Vernon war noch mit den Polizisten da oben. Er war nicht trostbedürftig, im Gegenteil, er war wütend. Durchaus verständlich. Aber unhöflich zu sein und kein Wort mit ihr zu sprechen, ging eindeutig zu weit, fand Sheila.
Wieder läutete das Telefon. Viermal, bevor sich der Anrufbeantworter einschaltete. Sie konnte nicht begreifen, warum die Vernons so viele Anrufe bekamen. Bei ihr zu Hause in Wye Close klingelte das Telefon manchmal eine ganze Woche nicht, und wenn doch, war es meistens irgendeine Vertreterin, die versuchte, ihr Isolierfenster zu verkaufen.
Sheila Kelk war so sehr in die Geräusche von oben vertieft, dass sie gar nicht merkte, wie hinter ihr jemand ins Zimmer trat.
»Machen Sie Überstunden, Mrs. Kelk?«
Sie fuhr zusammen, schlug die Hand vor den Mund und drehte sich um. Aber sie hatte sich rasch wieder gefangen.
»Ach – Sie sind es.«
»Ja, ich bin es«, sagte der junge Mann. Er trug eine verdreckte Jeans, und als er zur gegenüberliegenden Tür ging, hinterließ er Spuren auf dem Teppich. Sheila hätte sich gern beschwert, wusste aber, dass das
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