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Kuehler Grund

Titel: Kuehler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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des Win Low.
    »Er studiert, Chief Inspector. An der Universität in Exeter. Er studiert Politik. Nicht gerade mein Lieblingsfach, aber so ist es nun mal. Er ist ein kluger Junge, und er wird bestimmt seinen Weg machen.«
    »Hatte er ein gutes Verhältnis zu Laura?«
    »Ein sehr gutes. Sie standen einander sehr nahe.«
    »Dann muss ihn Lauras Tod ja schwer getroffen haben.«
    »Die Nachricht hat ihn sehr mitgenommen. Er ist fix und fertig.«
    Tailby schwieg. Er fragte sich, ob man dem Sohn die Betroffenheit wohl mehr anmerken würde als dem Vater. Natürlich äußerten sich Schock und Trauer auf die unterschiedlichste Weise. Und Graham Vernon durchlebte nun bereits seit drei Tagen das Auf und Ab der Gefühle, das man bei einem Mann erwarten konnte, dessen fünfzehnjährige Tochter erst verschwunden und dann erschlagen aufgefunden worden war. Er hatte Emotionen gezeigt, keine Frage. Vor allem Wut – aber fast obsessiv in eine Richtung gezielt, auf den Jungen Lee Sherratt, der Laura angeblich nachgestellt hatte. Der intelligenten, unschuldigen, ausgesprochen attraktiven Laura. Aber wenn es in Graham Vernons Herzen echte Trauer gegeben hatte, war sie Tailby entgangen.
    »Hat denn die Uni schon wieder angefangen?«, fragte er. »Sind im August nicht noch Semesterferien?«
    »Natürlich.« Plötzlich schien Vernon mit seiner Geduld am Ende zu sein. »Aber bevor das Semester wieder anfängt, gibt es immer einiges zu erledigen. Ferienkurse, Repetitorien, Zimmersuche.«
    Tailby nickte. »Erzählen Sie mir noch einmal von Lee Sherratt.«
    »Schon wieder? Wissen Sie denn immer noch nicht genug über den Kerl? Ich glaube nicht, dass ich Ihnen jetzt noch viel weiterhelfen kann, wenn es Ihnen noch immer nicht gelungen ist, ihn zu finden.«
    »Wir fahnden intensiv nach ihm, Sir. Ich bin zuversichtlich, dass wir den Jungen bald aufstöbern werden. Aber ich möchte mir gern noch etwas mehr Klarheit über sein angebliches Fehlverhalten verschaffen.«
    »Sein angebliches Fehlverhalten?« Vernon hatte einen roten Kopf bekommen.
    »In seiner Beziehung zu Laura.«
    Vernon seufzte. »Er ist ein junger Mann. Zwanzig Jahre alt. Sie wissen doch selbst, wie junge Männer sind. Laura war attraktiv. Sehr attraktiv. Man konnte es an seinen Blicken sehen, was sie in ihm auslöste. Es wurde so schlimm, dass ich ihn entlassen musste. Wenn ich auch nur die leiseste Ahnung gehabt hätte, als ich ihn eingestellt habe … Ich mache mir die schwersten Vorwürfe.«
    »Er hat Laura also angesehen«, sagte Tailby. »Sonst noch etwas?«
    »Wann immer es ging, hat er mit nacktem Oberkörper im Garten gearbeitet. Immer wenn er wusste, dass sie ihn beobachtet hat. Ich hätte es ihm verbieten sollen, aber ich wollte nicht zu viel Aufhebens darum machen.«
    »Eine Beziehung würde ich das nicht gerade nennen«, sagte Tailby.
    »Es war offensichtlich, dass er sich mehr versprochen hat. Ich brauche Ihnen doch nichts über junge Männer wie Lee Sherratt zu erzählen, Chief Inspector. Ich musste ihm einen Strich durch die Rechnung machen. Ich konnte nicht zulassen, dass er meine Tochter belästigt.«
    »Hat sie Ihnen gesagt, dass er sie belästigt hat? Hat sie sich beschwert?«
    »Das könnte man sagen, ja.«
    »Hm. Aber nach Ihrer Beschreibung klingt es für mich fast so, als ob Laura sich für den jungen Mann ebenfalls interessiert hat.«
    »Mein Gott, sie war erst fünfzehn. Es ist ein … schwieriges Alter. Man ist sehr beeinflussbar, von seinen Hormonen geleitet. Das werden Sie doch sicher verstehen.«
    Vernon wusste nicht recht weiter.
    »Also haben Sie ihn entlassen.«
    »Ja. Letzte Woche. Ich habe ihm gesagt, dass wir ihn nicht länger brauchen. Er war nicht sehr erfreut, das dürfen Sie mir glauben.«
    »Regeln Sie solche Angelegenheiten lieber persönlich? Statt sie Ihrer Frau zu überlassen?«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Sie sind doch den ganzen Tag geschäftlich unterwegs. Manchmal müssen Sie Überstunden machen. Sie kommen erst spät abends nach Hause. Ihre Frau hingegen scheint die meiste Zeit daheim zu sein. Sie hatte sicher auch mehr Kontakt zu dem Gärtner. Trotzdem hat nicht Ihre Frau ihn entlassen, sondern Sie.«
    »Ja.«
    »Ich dachte nur, wenn Sie tagsüber nicht zu Hause waren, könnte es für Sie schwierig gewesen sein, es zeitlich so einzurichten, dass Sie mit Sherratt sprechen konnten.«
    »Es war mir eben besonders wichtig, Chief Inspector.«
    »Außerdem habe ich den Eindruck, dass Sie nur wenig Gelegenheit hatten, den Jungen zu

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