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Kuehler Grund

Titel: Kuehler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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beobachten.«
    »Ihn zu beobachten? Da komme ich nicht ganz mit.«
    »Ich beziehe mich auf Ihre Ausführungen. Sie haben geschildert, dass Sherratt Ihre Tochter angestarrt und sich vor ihr produziert hat. Das deutet für mich darauf hin, dass Sie ihn – beziehungsweise ihn und Ihre Tochter – über einen längeren Zeitraum hinweg beobachtet haben müssen.«
    Vernon ging mit dem Whisky in der Hand zum Fenster. Fahrig tastete er nach seinen Lippen, als ob er befürchtete, sein Mund könnte sich selbstständig machen. »Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen. Das ist doch ganz natürlich. Sind Ihre Leute in Lauras Zimmer immer noch nicht fertig?«
    »Sollen wir nachsehen?«, fragte Tailby.
     
    Sheila Kelks Blick glitt an Daniels Schulter vorbei zu der Tür, die in die Diele führte. Dort stand der hoch gewachsene Polizeibeamte, höflich lächelnd und mit leicht verwunderter Miene. Wie lange er dort schon stand, hätte sie nicht sagen können.
    Daniel drehte sich um und starrte ihn an. »Und wer genau sind Sie?«
    »Detective Chief Inspector Tailby, Kriminalpolizei Edendale. Mr. Vernon hat unsere Anwesenheit gestattet.«
    »Natürlich.«
    Hinter Tailby waren Schritte in der Diele zu hören.
    »Daniel?« Graham Vernon wirkte mittlerweile eher müde als gereizt, die vielfaltigen Belastungen, unter denen er stand, machten sich bemerkbar. Er blickte von Tailby zu seinem Sohn. »So schnell hatten wir dich gar nicht erwartet.«
    »Mr. Daniel Vernon? Ich würde mich gern möglichst bald mit Ihnen unterhalten, Sir. Wenn es Ihnen passt.«
    Sheila sperrte den Mund auf, woraufhin Daniel sie so böse anfunkelte, dass sie, den Staubsauger hinter sich herschleppend, rasch in Richtung Esszimmer floh.
    »Selbstverständlich, Chief Inspector.« Der junge Mann ging auf den Beamten zu; in seinem Blick lag unverhohlene Wut. »Ich kann es kaum erwarten, Ihnen ein paar Dinge über meine Eltern zu erzählen, die Sie möglicherweise noch nicht wissen.«

11
    Und wohin jetzt?«, fragte Cooper.
    »Was ist denn mit Ihnen los? Sind Ihnen die Käsebrote nicht bekommen?«
    »Mir geht es gut. Also, wohin jetzt?«
    »Thorpe Farm«, sagte Fry mit einem Blick auf die Landkarte.
    »Das ist eine von den Kleinfarmen. Am Ende der Straße liegt noch eine. Bents Farm. Die dürfen wir auch nicht vergessen.«
    Cooper musste warten, bis zwei Frauen an dem Toyota vorbeigeritten waren. Die Bewegungen der Pferde waren langsam und elegant, das Fell ihrer muskulösen Hinterteile glänzte. Die Reiterinnen grüßten mit einem Kopfnicken und sahen interessiert in den Wagen hinein, als ob Autofahrer in Moorhay eine Seltenheit wären. Jemand kam aus dem Drover, schob einen Keil unter die Tür und stellte vor dem Pub eine Tafel auf. Aus dem kleinen Laden mit dem Postamt schallte Gelächter.
    Auf der anderen Straßenseite war ein Handwerker, der auf einer Leiter stand und Musik aus einem Transistorradio hörte, damit beschäftigt, die Wand eines Hauses neu zu verfugen. Eine ältere Frau kam aus dem Cottage und wechselte ein paar Worte mit ihm, vermutlich bot sie ihm eine Tasse Tee an. Als sie den Toyota bemerkte, sagte sie noch etwas, woraufhin sich der Handwerker neugierig umdrehte. Cooper hatte die alte Dame bereits aufgesucht. Sie schien mehr über die restlichen Dorfbewohner zu wissen, als gut für sie war, aber über Laura Vernon konnte sie nichts sagen. Gar nichts.
    Cooper hatte den Eindruck, dass in Moorhay wesentlich mehr Betrieb herrschte als sonst. Es war, als ob der Mord an Laura Vernon das Dorf neu belebt und seine Bewohner angesichts der Tragödie zusammengeschweißt hatte. Vielleicht hatte er ihnen aber auch nur ein neues Gesprächsthema geliefert.
    Zielstrebig lenkte er den Toyota in einen tief ausgefahrenen Feldweg, der von Bäumen überschattet war. Das Gras zwischen den beiden Fahrspuren war so hoch, dass es den Unterboden des Wagens berührte. Die Bäume waren hauptsächlich Buchen, gemischt mit ein paar riesigen Rosskastanien, die ein dichtes Laubdach bildeten. Im Herbst war der Weg wahrscheinlich eine Attraktion für die Dorfkinder, die mit Stöcken und Steinen versuchten, die Kastanien herunterzuholen.
    »Und wer wohnt hier draußen?«, fragte Fry. »Wahrscheinlich Ihre alte Tante Alice, hm? Bestimmt ist es jemand, der Sie willkommen heißt, als ob Sie der verlorene Sohn persönlich wären. Irgendein Cousin zweiten Grades. Stammen Ihre Eltern eigentlich aus großen Familien? Inzucht schädigt nämlich das Gehirn.«
    »Ich kenne diese Höfe

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