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Kuehler Grund

Titel: Kuehler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Brombeergestrüpp überwucherte Mauer verlief bis zu einer Reihe niedriger Steingebäude, die so aussahen, als wüchsen sie direkt aus dem Berg.
    »Kommen Sie allein zurecht?«, fragte er. »Ich fahre inzwischen zur Bents Farm und hole Sie auf dem Rückweg wieder ab.«
    »In Ordnung.«
    Fry stieg aus und warf einen verzweifelten Blick auf die Gänse.
    »Kümmern Sie sich nicht um die Viecher. Und denken Sie daran: Sie haben keine Angst vor ihnen«, sagte Cooper noch, dann rumpelte der Toyota davon.
    Fry atmete tief durch und marschierte los, gefolgt von der gesamten Schar fauchender, schreiender Gänse, die mit ihren langen Schnäbeln nach ihren Fußknöcheln schnappten. Eine von ihnen richtete sich hoch auf und schlug wütend mit den Flügeln.
    Fry konzentrierte sich auf die vor ihr liegenden Gebäude. Sie sahen heruntergekommen und reparaturbedürftig aus. Dachpfannen fehlten. Die gewölbte, halb eingesunkene Giebelwand eines Nebengebäudes hätte gut in ein Gemälde von Salvador Dali gepasst.
    Erst nach ein paar Schritten bemerkte sie, dass sie einen unebenen gepflasterten Weg unter den Füßen hatte, dessen Steinplatten von Löwenzahn und Disteln fast völlig überwuchert waren. Aus einem zerbrochenen Rohr, das aus einer Mauer ragte, rann Wasser den Weg hinunter. Die Pfützen, die sich auf der staubigen Erde gebildet hatten, waren rot, als wäre das Wasser durch rostiges Eisen gelaufen.
    Fry fluchte laut, als sie über die Kante einer eingesunkenen Steinplatte stolperte. Hinter ihr marschierten die Gänse, die umso lauter und wütender schrien, je weniger sie beachtet wurden. Es war eine seltsame Prozession, die sich den Gebäuden näherte.
    »Sie sind nicht gerade in geheimer Mission unterwegs, hm?«, sagte eine Stimme.
    Auf der anderen Seite der Mauer, auf einer ehemaligen Koppel, die in einen großen Gemüsegarten umfunktioniert worden war, stand ein alter Mann, der sich auf eine Mistgabel stützte. Sein rotkariertes Arbeitshemd war am Hals offen, sodass seine drahtigen grauen Brusthaare hervorquollen, die Ärmel waren über die kräftigen Arme hochgekrempelt. Seine uralte Hose, die wohl irgendwann einmal braun gewesen war, hielt an der Taille kaum noch zusammen und hing ihm bedenklich tief im Schritt. Die Hosenbeine hatte er in seine schwarzen Gummistiefel gestopft. Sein Gesicht war gerötet, und auf der Kopfhaut hatte er unregelmäßige kahle Stellen, die von der Sonne rosa verbrannt waren.
    An dem einen Ende der Koppel stand eine kleine Hütte mit einem einseitig abgeschrägten Dach, wie eine alte Außentoilette, daneben ein Werkzeugschuppen. Auf einem Holzstuhl vor der Tür saß ein zweiter alter Mann. Er hatte einen Spazierstock zwischen den Knien, der mit der Spitze in die Erde gerammt war. Die Manschetten hatte er über seine langen, schmalen Handgelenke hochgeschlagen. In der einen Hand hielt er ein scharfes Messer, mit dem er Kohlköpfe putzte.
    »Wohnen die Herren hier?«, fragte Fry.
    »Herren, hm?«, sagte der Mann mit der Mistgabel. »Bist du ein Herr, Sam?«
    Der hagere Mann lachte und schwenkte das Messer, sodass es in der Sonne aufblitzte, die Klinge klebrig vom Saft der Kohlstrünke.
    »Sind Sie der Besitzer, Sir?«, fragte Fry den ersten alten Mann mit erhobener Stimme, um sich bei dem Gezeter der Gänse verständlich zu machen.
    »Momentchen«, sagte er. »Lassen Sie mich mal eben die Alarmanlage abschalten.«
    Mit einer kräftigen Armbewegung stieß er die Mistgabel tief in die Erde und ging zur Mauer. Dann hob er zwei Klumpen Unkraut auf, an deren Wurzeln getrocknete Erde hing, und schleuderte sie laut brüllend nach den Gänsen.
    Für Fry klang sein Geschrei wie ein ländlicher Dialekt, der vom Altskandinavischen der Wikinger hätte abstammen können, aber wahrscheinlich war es nur Gebrüll. Die Gänse hatten ihn auf jeden Fall verstanden; sie drehten sich um und watschelten davon, den Weg hinunter, um den nächsten Störenfried zu vertreiben. Ohne die Gänse war es ruhiger, aber noch lange nicht leise. Im Hintergrund war das Gackern und Schnattern des Geflügels, das Bellen eines Hundes und das Grunzen eines Schweins zu hören. Und ganz in der Nähe meckerte die Ziege.
    »Ich heiße Wilford Cutts. Das ist mein Hof. Der da drüben sitzt, ist mein Freund Sam.«
    Sam winkte noch einmal mit dem Messer und machte sich über den nächsten Strunk her. Ein einziger Schnitt genügte, dann fiel der geputzte Kohlkopf in einen Eimer.
    »Sam Beeley«, rief er.
    »Sind Sie von der Polizei? Sie wollen

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