Kuehler Grund
nicht«, sagte Cooper.
Gleich nach der ersten Biegung konnten sie nur noch im Schneckentempo fahren, um die Stoßdämpfer zu schonen. Schon jetzt kam es ihnen so vor, als ob sie das Dorf kilometerweit hinter sich gelassen hätten. Die Bäume standen dicht wie eine Mauer und verstellten ihnen den Blick auf die Häuser. Der Wald, durch den sie fuhren, war sehr alt, und er wurde, wie Cooper erkannte, nicht so gepflegt, wie es für seine gesunde Entwicklung nötig gewesen wäre. Viele tote Äste und Zweige, die von den letzten Winterorkanen heruntergerissen worden waren, lagen noch halb vermodert unter den Buchen, die der Sturm verschont hatte. Sie waren mit Flechten und weißen Pilzen bedeckt; das Farnkraut stand brusthoch. Teile der Mauer, die den Wald vom Feldweg trennte, waren eingestürzt, und ein Drahtzaun, der die Lücken provisorisch schließen sollte, erfüllte diese Aufgabe schon längst nicht mehr. Ein prachtvoller Fasan, der am Waldrand entlang lief, blieb überrascht stehen, als er den Wagen sah, einen Fuß in der Luft, die Krallen steif und unbeweglich. Sein Gefieder schillerte so lebhaft in grünen, roten und goldenen Farben, dass Cooper am liebsten angehalten und die Hand nach ihm ausgestreckt hätte. Doch da lief der Vogel auch schon wieder los, im Zickzackkurs zurück ins Unterholz, den Schwanz waagerecht nach hinten gestreckt.
Beim Anblick des Fasans musste Cooper plötzlich an Wilderer denken, doch als er sich zu Fry umdrehte, um ihr den Gedanken mitzuteilen, der ihm plötzlich gekommen war, sah er, dass sie den Vogel nicht einmal bemerkt hatte.
»Es gibt keinen Wegweiser«, jammerte sie und starrte finster aus dem Fenster, als ob der Automobilclub sie im Stich gelassen hätte.
»Die braucht man hier nicht«, sagte Cooper. »In Moorhay weiß bestimmt jeder, wie man die Thorpe und die Bents Farm findet.« Er beschloss, die Idee, die ihm beim Anblick des Fasans gekommen war, noch eine Weile für sich zu behalten.
Bald wichen die Bäume zurück und gaben den Blick auf einen Berghang frei. Hier wuchs fast nur noch struppiges Gras. Die Landschaft war von Mauern und Elektrozäunen durchzogen. Etwa hundert Schritt den Hang hinauf stand ein Sammelsurium von Hütten – grob zusammengezimmerte Hühnerhäuser und Schuppen, eine Reihe Schweineställe aus Leichtbausteinen. Im hintersten Winkel einer Weide rotteten zwei alte Eisenbahnwaggons vor sich hin, und eine ehemalige Nissenhütte der Armee mit einem gewölbten Wellblechdach nahm die gesamte Breite eines Feldes ein.
Ein stechender Geruch drang durch die geöffneten Wagenfenster, nach Lehm, schmutzigem Stroh und den Ausdünstungen unterschiedlichster Tiere. Außerdem musste ganz in der Nähe ein Misthaufen sein. Es wimmelte von Geflügel – auf den Feldern, auf dem Weg, auf den Dächern der Hütten. Es gab rote Hennen und gefleckte graue Hennen, verschiedene Arten von Enten und ein Dutzend weißer Gänse, die sofort auf den Wagen zugewatschelt kamen und den Eindringlingen mit lautem Geschrei drohten. Sie veranstalteten einen solchen Lärm, dass zwischen den Hütten ein paar Hunde zu bellen anfingen, und als Cooper vor einem Gatter hielt, das den Weg versperrte, meckerte in einem Schuppen eine Ziege.
Er wartete darauf, dass Fry ausstieg und das Gatter öffnete, wie es auf dem Land für einen Beifahrer üblich war. Aber das musste sie anscheinend erst noch lernen.
»Würden Sie das Gatter bitte aufmachen?«, fragte er.
»Sind die nicht gefährlich?«
»Wer, die Gänse? Sie müssen ihnen nur zeigen, dass Sie keine Angst vor ihnen haben.«
»Herzlichen Dank.«
Fry kämpfte mit dem Holztor, das mit einem Stück Schnur an den Pfosten gebunden war und auf der anderen Seite nur noch in der obersten Angel hing. Aber schließlich konnte der Wagen durchfahren.
»Sind Sie sicher, dass hier oben überhaupt jemand wohnt?«, fragte Fry. »Wo ist das Bauernhaus?«
»Diese Höfe heißen zwar Farmen, aber eigentlich sind es nur Überbleibsel aus der Zeit, als noch jeder Arbeiter ein eigenes Stück Land mit einer Kuh und einem Schwein hatte. Grundstücke, die noch nicht von den großen Farmern geschluckt oder von Immobiliengesellschaften für Neubausiedlungen aufgekauft worden sind. Irgendwo gibt es hier sicher ein Cottage. Und bei dem Radau weiß man auch bestimmt schon, dass wir da sind.«
Cooper hielt hinter der Nissenhütte an. Daneben stand eine baufällige Garage, in der ein weißer japanischer Pick-up-Truck abgestellt war. Eine von dichtem
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