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Kuehler Grund

Titel: Kuehler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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einen trotzigen Blick zu. Er wurde von Minute zu Minute selbstsicherer. Tailby, der diese Veränderung beobachtet hatte, tippte Hitchens aufs Bein. Es wurde Zeit einzugreifen und die Taktik zu ändern.
    »Manche dieser eingebildeten Ziegen haben es gern, wenn man sie ein bisschen härter rannimmt, nicht wahr, Lee? Sie stehen darauf, es mal von einem richtigen Mann besorgt zu bekommen, stimmt’s?«, fragte Tailby.
    Bevor Sherratt sich beherrschen konnte, huschte ein wissendes Grinsen über sein Gesicht. Nunn hüstelte und schüttelte mehrere Male den Kopf.
    »Ich möchte wetten, Sie sind der Mann, der es ihnen anständig besorgen kann, nicht wahr, Lee?«
    »Chief Inspector, ich glaube nicht, dass dies eine relevante Frage ist.«
    »Haben Sie mit Laura Vernon geschlafen?«
    »Nein«, antwortete Sherratt.
    »Kam es zu Zärtlichkeiten?«
    »Nein.«
    »Wie würden Sie also Ihr Verhältnis beschreiben?«
    Sherratt beugte sich über den Tisch und schob das Kinn vor. Die Adern an seinem Hals traten hervor. »Das habe ich Ihrem Kollegen doch schon gesagt. Wir hatten kein Verhältnis.«
    »Aber Sie haben sich mit Laura getroffen, ohne dass ihre Eltern davon wussten, nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Dann wussten ihre Eltern also davon?«
    »Was? Nein, ich habe mich nie mit ihr getroffen.«
    »Aber Sie haben doch bereits zugegeben, Lee, dass Sie sie während der Arbeit getroffen haben.«
    »Na gut … Ja.«
    Inzwischen schien selbst der Anwalt verwirrt zu sein. Tailby beugte sich vor.
    »Dieser Punkt wäre also geklärt. Möchten Sie mit Blick darauf vielleicht Ihre andere Äußerung näher erläutern?«
    »Welche denn?«
    »Sie haben uns gesagt, dass Sie nicht mit Laura Vernon geschlafen haben. Möchten Sie diese Aussage ändern?«
    »Nein. Ich hatte nichts mit ihr. Wie oft soll ich das denn noch sagen?«
    »Lee, als Sie gestern Abend festgenommen wurden, haben Sie eingewilligt, sich einer kriminaltechnischen Untersuchung zu unterziehen und Proben für eine DNS-Analyse abzugeben.«
    Sherratts Blick flackerte. »Ja.«
    »Wissen Sie, was eine DNS-Analyse ist? Wissen Sie, dass wir Ihre Proben mit Spuren vom Tatort vergleichen können?«
    »Ich war an keinem Tatort.«
    »Mit Spuren meine ich zum Beispiel auch das gebrauchte Kondom, das im Gartenhaus der Villa gefunden wurde«, sagte Tailby.
    Sherratt blinzelte, sein Gesicht wurde erkennbar blasser. Sein Anwalt schüttelte den Kopf.
    Tailby lächelte, der Blick kälter denn je. »Ein gebrauchtes Kondorn enthält Sperma. Ideal für eine DNS-Analyse. Werden die Untersuchungen ergeben, dass es von Ihnen stammt, Lee?«
     
    Cooper fuhr zuerst zum Dial Cottage. Bevor er anklopfen konnte, ging die Tür auf und Helen Milner stand vor ihm. Sie blickte zurück ins Haus und verabschiedete sich von ihrer Großmutter.
    »Also, ich gehe dann!«
    Sie war überrascht, als sie ihn auf der Türschwelle sah. Sie trug wieder Shorts und ein ärmelloses Baumwolltop, und in dem hellen Sonnenlicht schien ihre Haut zu leuchten.
    »Oh, hallo, Ben.«
    »Wie geht es dir?«
    »Gut. Wolltest du zu mir?«
    »Zu deinen Großeltern, um ehrlich zu sein.«
    Cooper glaubte, so etwas wie Enttäuschung über ihr Gesicht huschen zu sehen. Fasziniert betrachtete er sie genauer, doch es war nur noch ein freundliches Lächeln zu sehen.
    »Großmutter ist zu Hause. Sie freut sich bestimmt, dich zu sehen.«
    »Warte mal. Musst du schon weg?«
    »Ich habe etwas zu erledigen. Aber ganz so eilig ist es auch wieder nicht.«
    Wie häufiger, wenn Cooper Helen gegenüberstand, suchte er nach den richtigen Worten.
    »Es tut mir Leid, dass wir uns unter solchen Umständen wieder sehen müssen.«
    »Das bringt dein Beruf wohl so mit sich«, sagte sie.
    Der Briefträger fuhr von Haus zu Haus und hielt alle paar Meter an, um die Post einzuwerfen. Er hatte das Autoradio an, und jedes Mal, wenn er die Fahrertür öffnete, dröhnte gnadenlos muntere Pop-Musik durch das Dorf. Dabei waren die Briefe, die er verteilte, sicher nicht halb so fröhlich wie die Musik.
    Helen hatte die Tür ihres roten Fiesta aufgeschlossen, den sie vor dem Cottage am Bordstein geparkt hatte. Als Cooper sich auf das Autodach stützte, wäre er fast zurückgezuckt, so heiß war das Blech.
    »Ich mag meinen Beruf. Aber manchmal kann er auch lästig sein.«
    »Wie meinst du das, Ben?«
    »Er verstellt einem den Zugang zu anderen Menschen.«
    Helen nickte. »Wahrscheinlich sehen die meisten Leute erst einmal nur den Polizisten in dir.«
    »Das kommt ständig vor. Nur bei

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