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Kuehler Grund

Titel: Kuehler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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gemacht hatte.
    »Lee, vor einigen Stunden haben Sie uns erzählt, dass Sie mit Laura Vernon kein intimes Verhältnis hatten.«
    Sherratt nickte und starrte auf den Tisch.
    »Laut, bitte. Für das Band.«
    »Das stimmt.«
    »Wenn Ihr Verhältnis zu Laura also nicht intim war, wie würden Sie es dann beschreiben?«
    Sherratt sah unsicher von seinem Anwalt zu Hitchens. »Wir hatten überhaupt kein Verhältnis. Jedenfalls nicht so, wie Sie das meinen.«
    »Aber Sie kannten sie, Lee?«
    »Na klar. Sie hat ja da gewohnt, in der Villa.«
    »Also müssen Sie doch auch eine Beziehung zu ihr gehabt haben.«
    »Eigentlich nicht.«
    Hitchens seufzte. »Würden Sie sagen, dass zwischen Ihnen und Laura Vernon ein freundschaftliches Verhältnis bestand?«
    »Nein, sie war überhaupt nicht freundlich.«
    »Aber Sie waren einander auch nicht völlig fremd. Sie haben sich öfter gesehen. Sie kannten ihren Namen, und Laura kannte Ihren Namen. Sie haben miteinander gesprochen.«
    »Natürlich habe ich sie ein paar Mal gesehen.«
    »Wie würden Sie das Verhältnis also beschreiben, wenn es nicht freundschaftlich war?«
    Der Jugendliche suchte angestrengt nach den richtigen Worten. Er sah seinen Anwalt an, doch Mr. Nunn konnte ihm auch nicht weiterhelfen. Sherratt rieb sich mit der Hand über die Bartstoppeln.
    »Sie war eine eingebildete Ziege«, sagte er schließlich. Mr. Nunn zuckte zusammen, als ob ihn jemand mit einem Fußtritt geweckt hätte, und warf einen Blick auf den Kassettenrekorder.
    »Vielleicht möchte mein Mandant diese Bemerkung noch einmal überdenken«, sagte er.
    »Bitte sehr«, sagte Hitchens großmütig. Es war ohnehin keine Antwort auf seine Frage gewesen. »Versuchen wir es mit einer anderen Frage. Warum haben Sie sie gehasst, Lee?«
    Mr. Nunn schüttelte den Kopf. »Kein Kommentar«, sagte Sherratt stolz. Er war erleichtert, dass er endlich ein klares Signal bekommen hatte.
    »Mochten Sie sie?«
    »Detective Inspector, diese Fragen …«
    »Ich versuche lediglich herauszufinden, wie das Verhältnis zwischen Mr. Sherratt und dem Opfer war«, sagte Hitchens freundlich. »Können wir uns vielleicht darauf verständigen, Lee, dass Sie Laura nicht sehr mochten, wenn Sie sie für eine eingebildete Ziege hielten?«
    »Stimmt, ich mochte sie nicht«, antwortete Sherratt und senkte wieder den Blick. Er verlagerte sein Gewicht, und der Stuhl ächzte.
    »Gut. Aber Sie waren scharf auf Sie?«
    »Kein Kommentar.«
    »Kommen Sie, Lee. Sie war ein attraktives Mädchen. Reif für ihr Alter, wie man hört. Sogar sexy. Das wird Ihnen doch nicht entgangen sein. Haben Sie sich nicht für sie interessiert? Andere Jungen wären sicher scharf auf sie gewesen.«
    »Sie war nicht mein Typ«, sagte Sherratt grinsend.
    »Aha. Verstehe.«
    Hitchens blätterte in einem Vernehmungsprotokoll. Er las einige Absätze, während die Bänder leise weitersurrten.
    »Laut Mr. Graham Vernon«, fuhr er schließlich fort. »Das ist Lauras Vater, Lee, Ihr ehemaliger Arbeitgeber. Laut Mr. Vernon haben Sie seine Tochter belästigt. Sie haben ihr nachgestellt. Sie haben Sie beobachtet. Sie haben ihr im Haus nachspioniert. Sie sind ihr gefolgt. Er sagt, Sie hätten bei jeder Gelegenheit versucht, sie anzufassen. Und er sagt, dass Laura Ihre Annäherungsversuche zurückgewiesen hat.«
    »Das stimmt nicht«, sagte Sherratt, bevor Mr. Nunn sich entscheiden konnte, ob er den Kopf schütteln sollte oder nicht.
    »Warum sollte Mr. Vernon so etwas sagen, wenn es nicht stimmt?«, fragte Hitchens.
    »Weil er seltsam ist«, antwortete Sherratt verächtlich, als ob damit alles gesagt wäre. Wieder ließ er den Blick durch den Raum schweifen. Er betrachtete die Uhr an der Wand, als fragte er sich, wie lange die Vernehmung wohl noch dauern würde.
    »Seltsam? Inwiefern?«
    »Na, seltsam eben.«
    »Weil er nicht wollte, dass Sie Laura belästigen?«
    »Kein Kommentar.«
    »Haben Sie sich darüber geärgert, dass er dachte, Sie seien nicht gut genug für seine Tochter?«
    »Kein Kommentar.«
    »Sie waren schließlich nur der Gärtner. Ein kleiner Angestellter. Und noch nicht einmal ein besonders guter Gärtner, nach allem, was man so hört.«
    Sherratt funkelte Hitchens böse an. »Ich habe schwer geschuftet«, sagte er mürrisch. »Ich bin genauso viel wert wie die Vernons. Warum auch nicht?«
    »Hat Laura auch auf Sie herabgesehen?«
    »Was?«
    »Hat sie Sie wie einen Dienstboten behandelt, Lee?«
    »Sie war eine eingebildete Ziege.« Sherratt warf seinem Anwalt

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