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Kuehles Grab

Titel: Kuehles Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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Brecheisen gegen seinen Schenkel schlagen. Sich in einem Busch verstecken. Warten, bis alles still war, und dann zum Fenster des Mädchens huschen. Das Brecheisen ansetzen und …
    Ich drückte die Handballen an meine Augen, als könnte ich so diese Bilder vertreiben. Ich hatte das Gefühl, von der Gewalt erstickt zu werden. Nach fünfundzwanzig Jahren gelang es mir immer noch nicht, alldem zu entfliehen.
    Ich wollte genauso wenig an die Drohung wie an Mr. Petracellis Verdacht denken. Die Vergangenheit lag hinter mir. Jetzt war ich erwachsen und lebte schon seit zehn Jahren in dieser Stadt. Warum sollte der Schwarze Mann aus meiner Kindheit wieder auftauchen und das Medaillon zurückfordern und andere Mädchen bedrohen? Das alles ergab keinen Sinn.
    Mr. Petracelli war ein verbitterter, verrückter Mann, der den Verlust seiner Tochter nie überwunden hatte. Deshalb beschuldigte er meinen Vater. Auf diese Weise schützte er sich vor den Selbstvorwürfen, als Vater versagt zu haben.
    Und was Bobbys und D. D.s Behauptungen betraf …
    Sie hatten meinen Vater nicht gekannt, nie erlebt, wie er sich in ein Problem verbeißen konnte – die Zähne hineinschlug wie ein Pitbull und nicht mehr losließ. Offensichtlich hatte Catherine damals über die Informationen verfügt, die er haben wollte. In diesem Fall hatte es einen Sinn, dass er sich als FBI-Agent verkleidete. Normale Väter handelten vielleicht nicht so, aber die brachten ihre Familien auch nicht gleich nach Florida, nur weil die Polizei nicht die Nationalgarde wegen eines Spanners einschaltete.
    Und was seine Stippvisite in Boston anging, kurz nachdem er mit uns nach Florida übersiedelt war … Selbstverständlich gab es hier noch einiges zu erledigen und abzuschließen. Bankkonten mussten aufgelöst, unsere Sachen eingelagert werden. Allerdings hätte er die Bankgeschäfte auch vor unserer Abreise regeln können. Und anscheinend hat er die Umzugsfirma telefonisch beauftragt, das Haus zu räumen …
    Diesen Gedanken wollte ich nicht weiterspinnen. Mein Vater war paranoid und ging methodisch vor. Das hieß noch lange nicht, dass er ein Mörder war.
    Aber vielleicht war er nicht einmal Russell Granger …
    Meine Schläfen pochten – der Beginn von einem der Migräneanfälle, unter denen ich schon seit fünfundzwanzig Jahren litt und die vermutlich nie mehr aufhören würden. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wünschte nur …
    »Hallo.«
    Eine Stimme erschreckte mich so sehr, dass ich aufschrie, ins Taumeln geriet und beinahe gestürzt wäre. Eine kräftige Hand packte meinen Arm und hielt mich aufrecht.
    Bella bellte aufgeregt, als ich mich umdrehte und dem alten Mann vom Boston State Mental gegenüberstand. Charlie Marvin. Mein Hund kläffte noch lauter. Charlie ließ sich davon nicht beeindrucken – er bückte sich und hielt Bella die Hand hin, damit sie daran schnüffeln konnte.
    »Ein schöner Hund«, raunte er und wartete, bis sich Bella beruhigt hatte. Sie schnupperte argwöhnisch, dann begann sie mit dem Schwanz zu wedeln.
    Charlie war augenscheinlich ein Hundefreund. »Braves Mädchen«, lobte er sie. »Sind diese Hunde nicht wunderschön? Sehen Sie sich diese Fellzeichnung an. Du musst ein Australian Shepherd sein. Leider gibt's hier nicht viele Schafe, die du hüten kannst, was? Möchtest du stattdessen Taxis jagen? Was meinst du? Du bist bestimmt ein schnelles Mädchen. Ich wette, du fängst viele Taxis.«
    Bella schien das für eine gute Idee zu halten. Sie schmiegte sich an Charlie und sah mich an, als erwarte sie meine Anerkennung für dieses Verhalten. Der Mann hatte das Herz meines Hundes auf Anhieb gewonnen.
    Schließlich richtete er sich auf und lächelte kläglich, als seine Knie knackten. Er musste sich für einen Moment auf meinen Arm stützen.
    »Entschuldigung«, sagte er vergnügt. »Es ist eine Sache, in die Hocke zu gehen, eine ganz andere, wieder aufzustehen.«
    »Was machen Sie hier?«, fragte ich scharf.
    Die Fältchen in den Augenwinkeln kräuselten sich. Er schien meinen Argwohn amüsant zu finden. Dann hielt er beide Hände hoch, als wollte er sich schuldig bekennen. »Erinnern Sie sich, dass ich neulich schon sagte, Sie kämen mir bekannt vor?«
    Ich nickte unmutig.
    »Ich habe darüber nachgedacht und weiß jetzt, woher ich Sie kenne. Sie joggen hier im Park mit Ihrem Hund. Gewöhnlich ein wenig früher als heute. Ich habe Sie ein paar Mal hier gesehen. Ich vergesse niemals ein Gesicht, insbesondere kein hübsches.« Er

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