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Kühlfach betreten verboten

Kühlfach betreten verboten

Titel: Kühlfach betreten verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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Blech.
    Herr Akiroglu zeigte auf das Sofa, auf dem dicke Kissen lagen. Jenny und Gregor nahmen Platz. Herr Akiroglu verschwand, ich folgte ihm. Er ging in die Küche, wo er ein paar Worte zu einer kleinen, dicken Frau sagte, die sich gerade ein Kopftuch umband. Herr Akiroglu kehrte ins Wohnzimmer zurück, die Frau folgte kurz darauf. Sie trug ein Tablett mit drei Teegläsern und einem Schälchen mit Würfelzucker, stellte alles auf den Tisch und wollte wieder verschwinden.
    »Es wäre schön, wenn Sie sich zu uns setzen würden«, sagte Jenny freundlich. Die Frau blickte ihren Mann an, und erst, als er genickt hatte, setzte sie sich auf die vordere Kante des zweiten Sessels. Herr Akiroglu verteilte die Teegläser und deutete auf den Würfelzucker.
    »Nun«, Gregor räusperte sich, während er in seinem Tee rührte. Er trank zwar den Kaffee schwarz, aber hier hatte er vier Stück Würfelzucker genommen. Offenbar wusste er, dass das Zeug ohne Zucker ungefähr so genießbar ist wie Batteriesäure. »Wir sind auf der Suche nach Ihrer Tochter Sibel.«
    Die Türken schwiegen. Klar, es hatte ja auch niemand eine Frage gestellt.
    »Wissen Sie, wo wir sie finden können?«
    Kopfschütteln bei dem Mann, Tränen bei der Frau.
    »Warum weinen Sie?«, fragte Jenny.
    Frau Akiroglu knetete die Hände im Schoß. Ihr dunkler Rock reichte ihr bis fast auf die Füße, der massige Oberkörper war in einen Pullover genudelt, über dem sie eine Strickjacke trug, das alles bei gefühlten siebenundzwanzig Grad Zimmertemperatur. Sie trug keinen erkennbaren Schmuck.
    »Sibel nicht schlecht. Nicht weglaufen.«
    Weglaufen?, konnte ich auf Jennys und Gregors Stirn lesen. Die beiden waren hergekommen, weil sie eine Frau suchten, deren Telefonnummer bei einer Toten gefunden wurde, und stellten plötzlich fest, dass die Tussi offenbar abgehauen war. Die Kripos waren mit einem Mal hellwach und rutschten auf der Couch nach vorn.
    »Wann haben Sie Ihre Tochter zuletzt gesehen?«, fragte Gregor den Mann. Ich atmete auf. Vielleicht konnten die Herren der Schöpfung ja ein bisschen konkreter werden als die gefühlsduseligen Klageweiber.
    »Gestern Morgen. Vor Schule.«
    »Welche Schule?«, fragte Gregor.
    »Mathilde-Franziska-Anneke-Grundschule. Sibel ist Lehrerin.« Der alte Mann streckte den Rücken. Er war sichtlich stolz auf sein Töchterlein   – auch wenn es für den Ruf einer Lehrerin natürlich nicht so gut ist, wenn sie ein paar Grundschüler platt fährt und dann ihrem Schicksal überlässt.
    »Und wann ist sie weggelaufen?«, fragte Gregor nach.
    »Nicht weggelaufen«, wiederholte der Vater.
    Mit viel Mühe und Not erfuhr die Staatsmacht, dass Sibel einen Unfall gehabt hatte, bei dem vier Kinder im Wagen saßen, die jetzt im Krankenhaus lagen.
    »Und Ihre Tochter?«
    »Nicht gefunden.«
    Jenny und Gregor blickten immer noch verwirrt.
    »Ist Ihre Tochter aus dem Wagen gestiegen, um Hilfe zu holen?«, fragte Jennymaus. Ob sie wirklich so naiv war oder die Eltern nicht mit dem bösen Wort Fahrerflucht schockieren wollte, konnte ich nicht erkennen.
    »Wie haben Sie von dem Unfall erfahren?«, fragte Gregor den immer unruhiger werdenden Mann.
    »Polizei war hier, suchen sie wegen Fahrerflucht.«
    Aha, da war das böse Wort ja doch gefallen. Alles anderewar auch unwahrscheinlich, das sollte eine Kriminalkommissarin eigentlich wissen.
    »Warum haben Sie keine Vermisstenanzeige aufgegeben?«, fragte Gregor.
    »Wozu?«, fragte die Mutter. Sie schüttelte den Kopf. »Alle suchen. Sohn sucht. Neffen, Cousins, Tanten, Onkel, alle suchen. Freunde. Alle. Sogar Polizei. Wozu noch eine Meldung machen?«
    Gregor und Jenny saßen längst wieder zurückgelehnt in den weichen Kissen. Ich konnte mir denken, was sie durchmachten. Sie hatten eine anonyme Leiche mit einer Telefonnummer, erhofften sich Auskünfte von der Frau, der die Nummer gehörte, und stellten fest, dass sie selbst verschwunden war. Nach einem Unfall mit Fahrerflucht. Hatte das nun etwas mit dem Mord zu tun oder war es Zufall? Mir selbst war die Sache ähnlich unklar, allerdings wusste ich nun wenigstens, dass die Lehrerin Sibel hieß und durch die Telefonnummer in der Tasche der unbekannten Toten mit einem Mord in Verbindung gebracht werden musste. Klarer wurden die Zusammenhänge dadurch allerdings auch nicht.
     
    »Kennen Sie diese junge Frau?«, fragte Gregor, während er das Foto der Toten herumzeigte. Sibels Eltern schauten darauf und schüttelten die Köpfe. Gregor steckte das Bild

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