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Kühlfach betreten verboten

Kühlfach betreten verboten

Titel: Kühlfach betreten verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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obwohl Zeynep Dominic anhimmelte, aber der hat Yasemin angegraben, und Mehmet war sein Fürsprecher. Eigentlich war das nämlich alles unter ihrer Würde.«
    »Was alles?«, fragte Gregor.
    »Die Schule. Die Leute hier. Alles. Sie hielt sich für was Besseres. War sie vielleicht auch. Sie hat einen IQ von hundertzweiundvierzig. Und dann hängt sie hier in diesem integrativen Kindergarten herum, dessen einzige Existenzberechtigung die Herkunft der Schüler aus dreiundfünfzig Nationen ist. Ein Experiment in sozialer Kuschelpädagogik. Hier sind alle gleich, und das heißt im Zweifelsfall auch: gleich doof. Yasemin hätte auf ein Eliteinternat gehört, wo sie schon mit zwölf Abi macht und mit neunzehn ihren Doktor. Dass sie sich dann doch mit Dominic eingelassenhat, hat mich gewundert. Und Zeynep hatte natürlich voll den Hass auf Yasemin, weil sie selbst scharf auf Dominic war.«
    Endlich hörte sich mal was normal an in diesem Lernknast. Dieses ganze weich gespülte Wir-haben-uns-alle-lieb-Gequatsche ging mir ja schon immer so was von auf den Sack. Das glaubt doch sowieso kein Schwein. Nun also Zickenkrieg um den Hobbyangler, der sich die schönste Forelle aus dem Teich gefischt hatte, die dafür vom Wattwurm gehasst wurde. Das klang schon eher nach Schulbiotop.
    »Sind Dominic und Zeynep ein Paar geworden, nachdem es mit Yasemin aus war?«
    »Das weiß wohl keiner so genau. Öffentlich haben sie sich nicht zusammen gezeigt.«
    »Weil es Dominic peinlich war, dass er nach der tollen Yasemin jetzt mit der zweiten Garde ging?«, fragte Gregor.
    »Ich sehe, mit den männlichen Befindlichkeiten kennen Sie sich aus«, parierte das Weibsstück mit hämischem Grinsen.
    Gregor grinste kurz und humorlos zurück.
    »Irgendwelche Ideen, was da passiert ist?«, fragte er.
    »Keine.«
    »Okay, danke für deine   …«
    »Moment«, sagte Amelie. »Das Beste wissen Sie ja noch gar nicht.«
    Sie hatte die volle Aufmerksamkeit von Gregor und Jenny. Und von mir natürlich.
    »Tristan war hinter Yasemin her wie ein absoluter Irrer. Ich schätze, er hat sie gekillt, weil sie ihn abgewiesen hat.«
    »Wer ist Tristan?«, fragte Gregor irritiert.
    »Doktor Christian Seiler. Der Typ mit dem Cordanzug.«
     
    Gregor und Jenny einigten sich darauf, Doktor »Tristan« Seiler erst intern auf Vorstrafen oder sonstige Auffälligkeitenzu überprüfen und danach zu befragen, und so verließ ich das kuschelpädagogische Eine-Welt-Experiment auf der Suche nach Martin.
    Er hatte Katrin bei der Obduktion von Zeynep assistiert, die Schlachthausausrüstung abgelegt und schrubbte sich die Hände. In diesen ruhigen Minuten am Waschbecken mache ich mich gern an ihn heran. Da ist er von der Obduktion noch ein bisschen ausgelaugt und hat nicht so eine gute Schutzmauer.
    »Woran ist sie gestorben?«, fragte ich.
    »Verdacht auf Intoxikation. Die genauen Substanzen klärt die Toxi.«
    Ich musste nicht mehr nachfragen, denn mein lateinisches Vokabular hatte sich in den vergangenen Monaten erheblich erweitert. Zeynep war an einer Vergiftung krepiert.
    »Wer schreibt den Bericht?«
    »Katrin.«
    »Prima, dann hast du jetzt Mittagspause und kannst noch ein bisschen bei der Suche nach der verschwundenen Lehrerin helfen«, sagte ich betont munter.
    Martin schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht viel Zeit, muss noch   …«
    »Martin, die arme Lehrerin ist vor sechzig Stunden verschleppt worden und keine Sau kümmert sich darum. Selbst ihr eigener Bruder geht lieber dealen und lässt sich anschießen, statt seiner Schwester zu helfen.«
    »Es ist doch überhaupt nicht erwiesen, dass sie verschleppt   …«
    »Willst du darauf warten, dass sie demnächst auf deiner Schlachtbank liegt?«
    »Du sagst diese Dinge nur, um mich zu manipulieren«, maulte er, aber ich konnte spüren, dass der Vorwurf ihn wirklich getroffen hatte. Gut so.
    »Martin, wir zwei sind ihre einzige Chance. Wenn dudich weiter weigerst, ihr zu helfen, wirst du dich demnächst bei ihrer Leiche entschuldigen können. Ob du damit leben kannst   …?«
    Martin seufzte, ich grinste. Dieses Geräusch ist das Zeichen seiner Niederlage. Ich hatte ihn weich gekocht.
    »Wir treffen uns in einer halben Stunde beim Rektor der Grundschule«, rief ich ihm zu und schaltete mich weg. Höchste Zeit, mal wieder nach den Kinderchen zu sehen.
    Ich fand sie alle zusammen in Edis und Jos Zimmer. Edis Mutter und Jos Vater saßen nebeneinander zwischen den Betten und lasen Harry
Kotz
Potter mit verteilten Rollen. Sie

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