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Kühlfach betreten verboten

Kühlfach betreten verboten

Titel: Kühlfach betreten verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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Brücke gerast. Es wäre also denkbar, dass sich die Frauen per Handy verabredet und montags getroffen haben, die eine die andere killt und die Mörderin am nächsten Tag gegen die Brücke rast. Es war allerdings nicht wahrscheinlich, denn erstens gab es im Kangoo, den die Kriminaltechnik inzwischen untersuchthatte, keine Spuren von Yasemin, und zweitens war es ganz besonders unwahrscheinlich, dass die Mörderin vierundzwanzig Stunden nach der Tat Selbstmord begeht   – mit einer Ladung unschuldiger Kinder im Auto.
    Von den Personen, die man zu Yasemins engerem Kreis zählen konnte, hatten alle, die gerade auf Klassenfahrt waren, natürlich sowieso ein wasserdichtes Alibi. Ein unsicheres oder gar kein Alibi hatten Zeynep (hatte die überhaupt jemand gefragt, wo sie zwischen Montag- und Dienstagabend gewesen war?), der Cordanzug (den hatte definitiv niemand gefragt) und Yasemins Bruder Mehmet, der weiterhin verschwunden war. Yasemins Vater konnte Kollegen für die Arbeitszeiten aufbieten, abends und nachts gaben er und seine Frau sich gegenseitig Alibis.
    Yasemins Handy war zuletzt Montagabend gegen neunzehn Uhr benutzt worden, um die Nummer unserer verschwundenen Lehrerin Sibel Akiroglu anzurufen. Von Sibel Akiroglus Handy war im Laufe des Dienstags mehrfach die Nummer von Yasemin angerufen worden. Beide Handys waren jetzt aus, sodass auch der
Stealth Ping
, also die richterlich genehmigte heimliche Ortung eines aktiven Handys, den Gregor veranlasst hatte, keine Neuigkeiten gebracht hatte. Ebenso wenig wie im Falle von Mehmet, dessen Quatschbox sich ebenfalls unter dem Radar hielt. Wenn die Strippen abgeschaltet sind, ist selbst die abgefahrenste Technik schnell am Ende.
    Immerhin hatte Gregor jetzt einen extra Eintrag auf seiner Pinnwand gemacht: Akif Akiroglu sprechen. Ein Anfang!
    Weiter war ich mit meinen Betrachtungen nicht gekommen, als Gregor aufstand, seine Jacke schnappte und sagte: »Okay, dann mal los.«
    Ich hatte keinen Plan, wohin die beiden wollten, und musste dem Dreamteam daher wohl oder übel über dieStraßen folgen, obwohl ich ja auch Luftlinie hätte fliegen können.
    Allerdings hätte ich das Ziel nicht gekannt.
     
    Gregor und Jenny hielten vor einer Villa in einem Viertel, das wohl in den Fünfzigerjahren eine sehr gute Adresse gewesen sein musste, wenn die Größe der Grundstücke und die Architektur der Häuser darauf schließen ließen. Die meisten Häuser waren gepflegt und mit modernen Einbruchsicherungen wie elektrischen Garagentoren oder Kameras ausgerüstet. Die Villa, auf die Gregor und Jenny zugingen, gehörte nicht dazu. Sie hätte mehrere Lagen Farbe benötigt und neue Fenster. Der Vorgarten sah aus wie das Versuchsgelände einer Ökologiebewegung, das einst imposante Holztor hing windschief in den Angeln und zwischen dem grün veralgten Kies, der zur Haustür und zur Garage führte, wuchs Unkraut, das auch das Garagentor zugewuchert hatte.
    Auf einem Klingelschild aus Messing stand der Name Schiercks, auf einem Klebeschild darunter Nolde.
    Gregor klingelte.
    Dominic Nolde öffnete die Tür. Er war nicht nur wach, sondern auch nüchtern, sauber, gekämmt und angezogen. Und das an einem Samstag deutlich vor Mittag!
    »Oh, mit Ihnen hatte ich nicht gerechnet. Wollen Sie zu mir?«
    Nee, zu deinem Gärtner, du Gummibärchen.
    Gregor und Jenny traten ein, Dominic führte sie durch einen dunklen Flur in ein Wohnzimmer mit Erker. »Kann ich Ihnen etwas anbieten? Kaffee, Tee, Wasser?«
    »Wasser wäre prima«, sagte Jenny. »Ist dein Vater da?«
    »Im Arbeitszimmer. Soll ich ihn holen?«
    »Bitte.«
    Während sich Dominics Schritte im Flur entfernten, betrachtetenJenny und Gregor das Wohnzimmer. Die Wände waren voller Bücherregale, die gelegentlich von dunklen Gemälden unterbrochen wurden. Welke Primeln und angegammeltes Grünfutter waren auf den Ölschinken zu sehen. Igitt, so was hängt man sich doch nicht ins Wohnzimmer, das entsorgt man in der Biotonne, bevor es von ein paar Fundis zum Nationalpark erklärt wird.
    Auf den Tischchen standen Dinge herum, die der gehobenen Dekoration dienen sollten. Vasen ohne Blumen, Kerzenleuchter mit Kerzen, die noch nie gebrannt hatten, eine kleine Skulptur von einem Kind, das mit angezogenen Knien auf einem Stein saß und in die Gegend starrte.
    »Nicht sehr wohnlich«, sagte Jenny leise.
    »Hier wohnt auch niemand«, sagte der Mann, der in der Tür erschien. Er war groß, spindeldürr und hielt sich krumm wie ein Mofaauspuff. Sein graues Haar

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