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Kühlfach betreten verboten

Kühlfach betreten verboten

Titel: Kühlfach betreten verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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die dicke Wumme aus.
    »Deshalb möchte ich gern von dir wissen, was du von den Todesfällen hältst.«
    Dominic blickte auf den Boden, Jenny blickte Gregor vorwurfsvoll an und Gregor betrachtete Dominic.
    »Yasemin hatte viele Feinde und einige Bewunderer. Ich bin mir nicht sicher, wer für sie gefährlicher war.«
    »Drück dich ein bisschen klarer aus, bitte.« Mannomann, irgendetwas war Gregor aber satt über die Leber gelatscht.
    »Dass sie Einstein intellektuell Konkurrenz gemacht hat, wissen Sie vielleicht schon?«
    Gregor nickte.
    »Die Schule fand es natürlich super, dass sie trotzdem blieb und nicht in irgendein Hochbegabtenprogramm wechselte. Das macht sich gut bei der Werbung um neue Anmeldungen.«
    Gregor nickte wieder.
    »Doktor Seiler war in dieser Sache allerdings nicht ganz auf der Linie der Schule.«
    »Er war in Yasemin verknallt?«, fragte Gregor.
    »Wer sagt das?«, fragte Dominic überrascht.
    »Amelie Görtz.«
    Dominic dachte einen Augenblick darüber nach. »Ich weiß nicht, ob er verknallt war. Aber ganz sicher ist, dass er sich für Yasemin eingesetzt hat, weil er ihr zu dem Eliteprogramm verhelfen wollte. Sie sollte ihre Begabungen und Talente ausleben, und er hatte es zu seiner heiligen Aufgabe gemacht, ihre Eltern davon zu überzeugen.«
    »Und weiter?«, brummte Gregor.
    »Amelie war höllisch eifersüchtig auf Yasemin, und zwar gleich aus zwei Gründen: Erstens hat sie bei dem Intelligenztest mitgemacht im festen Glauben, dass sie die Beste sei, wurde aber nur Zweite. Und zweitens ist sie diejenige, die in Tristan, Entschuldigung, ich meine natürlich Doktor Seiler, verknallt ist. Und zwar krankhaft. Ich würde es schon als zwanghafte Fixierung bezeichnen. In beiden Punkten war Yasemin ihr im Weg. Zumindest glaubte Amelie das. Wenn ich tippen sollte, wem Yasemins Tod am meisten nützt, würde ich auf Amelie Görtz setzen.«
     
    Sie laberten noch ein wenig über Zeynep, die laut Dominic psychisch labil war. Himmelhoch jauchzend   – zu Tode betrübt, oft innerhalb kürzester Zeit. Dass sie ihn anhimmelte, wusste er, aber sie waren nicht zusammen gewesen. Er könne keine Liebe heucheln, wenn er sie nicht empfinde, und er hätte es nicht nötig, sich mit einem Mädel einzulassen, nur um überhaupt eine Freundin zu haben.
    Was für ein arrogantes Arschloch.
    »Kannst du dir vorstellen, dass sie sich aus Liebeskummer umgebracht hat?«, fragte Jenny. »Deinetwegen?«
    Dominic betrachtete wieder das grottenhässliche Muster auf dem Teppich, für den vermutlich ganze Generationen persischer Kinder ihre Nintendos vernachlässigt hatten. »Ich will es nicht hoffen«, murmelte er schließlich. »Aber ausschließen will ich es auch nicht.«
    »Wir gehen momentan davon aus, dass sie Amphetamine genommen hat«, sagte Gregor wieder mit seiner Böser-Bulle-Stimme. »Hast du eine Idee, wie sie daran gekommen ist?«
    Dominic schüttelte den Kopf. »Ich bin Sportler, ich nehme so ein Zeug nicht.«
     
    Samstag, 19   Uhr 40
    »Sechsundneunzig Stunden, Martin. Sechsundneunzig! Du hast in der Zeit achtundzwanzig Stunden geschlafen, zwei Kilo Müsli reingeschrotet, acht Liter Tee gepegelt, drei Hauptmahlzeiten und einmal Hund gespachtelt   …«
    »Tofuwürstchen«, warf Martin ein.
    »Es sah aus wie Hund, es roch wie Hund und ich bin sicher, es war Hund«, entgegnete ich. »Sie jedenfalls, die Lehrerin, hat vermutlich nicht geschlafen, nichts gegessen, nichts getrunken und kein Licht gesehen. Und du willst ›Wetten, dass‹ gucken?«
    Natürlich sah Martin nie ›Wetten, dass‹. Er guckte im Fernsehen die Nachrichten, Dokumentationen über fremde Länder, fremde Religionen, fremde Tiere oder wissenschaftliche Reportagen. Aber Tatsache war, dass er mich mit dem Hinweis auf einen ruhigen Abend mit seiner Angebeteten und dem gemeinsamen Nachwuchs vor der Verdummungslaterne abschieben wollte   – und das ging jetzt einfach nicht. Ich langweilte mich zu Tode. Die Bonsais (bis auf Niclas, der vermutlich in einem Elektrofachmarkt Nintendo daddelte oder ähnlichen Unfug trieb) hingen schon den ganzen Nachmittag mit ihren Alten rum und ließen sich mit Anekdoten aus der Kindheit zutexten, die sie alle auswendig mitsprechen konnten. Gregor und Katrin hatten sich heimlich weggeschaltet, vermutlich lagen sie in einem Hotelbett und zipfelten auf Teufel komm raus ihren Frust weg, jedenfalls fand ich sie weder im Präsidium noch in der Rechtsmedizin noch zu Hause. Jenny war in einen komatösen Tiefschlaf

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