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Kühlfach betreten verboten

Kühlfach betreten verboten

Titel: Kühlfach betreten verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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Seine fleischige Hand landete auf der ausladenden Hüfte seines Häschens, das heute in einem neongelbenGanzkörperstrumpf steckte. Definitiv konnte ich mit einem einzigen Blick erkennen, dass sie am Körper nichts trug, was dort nicht hingehörte. Also Handy, Erste-Hilfe-Täschchen oder Reiseapotheke. Sie trug noch nicht mal etwas, was dort hingehört hätte, wie zum Beispiel Unterwäsche. Also einen Hupenheber, ja, aber weiter unten nichts. Kein Slip, kein Tanga, kein String, kein Panty, Shorty, Teddy, Body oder wie immer diese Dinger heißen.
    Ich konnte mich nur schwer von den interessanten Details lösen, sauste aber trotzdem mal runter zu ihren Füßen und   – Bingo!   – erblickte ihre Plateausandalen.
    Martin war inzwischen durch die Tür geschlichen und ging nun mit wieder etwas festeren Schritten Richtung Straße. Ich holte ihn in Sekundenbruchteilen ein.
    »Martin, ich muss wissen, was es mit dieser Tussi auf sich hat. Du musst dich an sie heranschmeißen und ihr ein paar freundliche Fragen stellen.«
    »Sehe ich lebensmüde aus?«, fragte Martin, und ich hatte Mühe, nicht spontan mit einem lauten Ja zu antworten. Das Gegenteil wäre lebensfroh gewesen, und so sah dieser Schleichwichtel mit den hängenden Schultern und dem besorgten Gesichtsausdruck nun wirklich nicht aus.
    »Ich muss wissen, wer sie ist und was sie mit Akif zu schaffen hat.«
    »Dann beobachte sie. Wenn sie etwas mit ihm zu schaffen hat, wirst du es früher oder später herausfinden.«
    »Später ist für seine Schwester vielleicht zu spät, du Schwarzlicht. Vielleicht ist sie seine Komplizin und weiß, wo Sibel gefangen gehalten wird. Dann müssen wir das aus ihr herausbekommen. Sie ist sicher nicht so ein harter Brocken wie Akif.«
    »Sie ist in Begleitung eines Typen, mit dem sicher nicht zu spaßen ist«, sagte Martin. »Dem möchte ich nicht in die Quere kommen.«
    »Das regeln wir. Los, komm schon. Wenn du jetzt kneifst, war die ganze Aktion umsonst, reine Zeitverschwendung, du hättest längst im Bett liegen können. Nun bist du schon mal hier   …«
    Das zieht eigentlich meistens, denn Martin ist Naturwissenschaftler und daher haben Worte wie Verschwendung und Effizienz für ihn eine ganz besondere Bedeutung. Es half auch diesmal.
    Natürlich mussten wir die Neontussi jetzt in der Masse der zuckenden Hüpfer wiederfinden, aber das war dank ihres blind machenden Strumpfkleids ja kein allzu großes Problem. Nur Martin dorthin zu bekommen würde nicht nur problematisch, sondern schlichtweg unmöglich sein: Die Tussi saß neben Herrchen an einem niedrigen Tisch auf der Galerie des Clubs. Umgeben von einer ganzen Bande von Jungs mit Armen dick wie Elefantenbeine und Gesichtern, die schon häufiger Kontakt mit scharfen Klingen hatten. Und damit meine ich nicht die diamantbesetzten Skalpelle in der Änderungsfleischerei.
    »Okay, dann müssen wir warten«, sagte ich in lockerem Tonfall, denn wenn ich eins weiß, dann das: Jede Tussi muss innerhalb eines überschaubaren Zeitraums aufs Klo.
    Der Zeitraum lag in diesem Fall bei fünfundvierzig Minuten, die Martin damit verbrachte, neben der Tür zum Damenklo mit der Wand zu verschmelzen. Nur optisch, versteht sich. Tatsächlich hielt er einen Abstand von etwa fünf Zentimetern zu allen Oberflächen außer dem Fußboden. In seiner Tasche, da war ich mir sicher, hatte er schon ein Taschentuch oder einen Plastikhandschuh aus dem Institut parat, damit seine Haut keinen direkten Kontakt mit der Türklinke bekäme. In dieser Hinsicht ist er ziemlich paranoid, aber vermutlich hat er recht. Immerhin kennt er den Großteil der schleimigen Mikroviecher, die sich auf Türklinken tummeln, mit Vor- und Zunamen und weiß,was sie alles anrichten können. Da lobe ich mir die lässige Ignoranz der Clubbesucher. Sähe ja auch wirklich scheiße aus, wenn jede Tussi vor dem Gang zum Klo erst mal einen gelben Putzhandschuh überstreifen würde.
    Unsere Neonmaus jedenfalls grabschte die Klinke auch nicht an, was allerdings auch gar nicht nötig war, da die Tür im richtigen Moment aufging, zwei völlig breite Weiber mit stark geröteten Nasenlöchern entließ und so langsam zufiel, dass unser Mädchen eintreten konnte. Martin hüpfte hinterher.
    »Der Buchhalter!«, sagte sie, als sie ihn bemerkte. »Du hast dich in der Tür vertan.«
    Martin schüttelte den Kopf.
    Die Tussi, deren gelbes Kleid im blauen Licht einen ekliggrünen Röntgenbildfarbton angenommen hatte, starrte ihn mit kalten Augen

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