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Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten

Titel: Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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Meter sechzig groß, mindestens sechzig Jahre alt und hatte eine beeindruckende
     Kugelwampe. Seine Arme waren kräftig, aber mit dem Schweiß auf der bis zum Nacken reichenden Stirn und in seinem Hemd und
     der Wollstrickjacke sah er nicht so aus, als würde er irgendwelche finsteren Elemente das Fürchten lehren. Mit anderen Worten:
     Wenn jemand demnächst im Rechtsmedizinischen Institut eine Leiche klauen wollte, müsste er vorher einfach noch Viktor eins
     auf die Zwölf geben. Hält ungefähr sieben Sekunden auf, ist aber ansonsten kein Problem.
    »Ja, also, herzlich willkommen, Herr Kwasterow«, sagte Katrin, während sie aufstand und mit ausgestreckter Hand auf Viktor
     zuging.
    »Viktor, bitte. Danke«, flüsterte Viktor und verneigte sich tief. Es sah aus, als wolle er seine feuchten, wulstigen Lippen
     auf ihre Hand drücken. Mir wurde bei der Vorstellung, dass er sich an Katrins Haut festsaugen würde wie ein Blutegel, ziemlich
     übel. Katrin offenbar auch, denn sie zog die Hand zurück.
    »Sind Sie denn schon an Ihrem Arbeitsplatz gewesen? Hat das Spar–, äh, Herr Forch Ihnen alles gezeigt?«
    »Ja, der Herr Professor hat mir alles gezeigt. Danke.«
    Viktor strahlte sie an. Sein linker oberer Eckzahn fehlte, der dahinter glänzte silbern.
    Katrin stand unschlüssig herum, die Kolleginnen und Kollegen erhoben sich von ihren Plätzen.
    »Ja, bis dann«, sagte Katrin.
    »Danke«, sagte Viktor und verneigte sich vor jedem, der den Raum verließ. »Bis bald.«
     
    Martin hätte mich nicht darum bitten müssen, denn natürlich düste ich am Abend gegen neun Uhr rüber in den Keller, um zu sehen,
     wie der Neue sich machte. Er hockte an einem wackeligen, alten Holztisch auf einem wackeligen, alten Holzstuhl in der hintersten
     Ecke der Leichenannahme und trank einen tiefschwarzen Tee aus der Thermoskanne. Er starrte unter halb geschlossenen Augenlidern
     einfach so in der Gegend herum.
    Neben ihm am Tisch saß eine Frau. Sie hatte den Kopf über ein Buch gebeugt und las, wie ich mich mit einem schnellen Blick
     überzeugte, in einem Medizin-Fachbuch. Als ich über ihrem gebeugten Nacken schwebte, umwehte mich sofort eine Wolke ihres
     Parfums. Nicht wie Birgits Parfüm, das nach einer Blumenwiese duftet, und auch nicht so wie Katrins, das an eine Gewürzmischung
     im Asiashop erinnert. Irinas Wolke war schwerer, erdiger. Wie der Geruch unter der Bettdecke kurz nach dem Zipfeln. Oder unmittelbar
     davor. Jedenfalls nix Blümchen, nix Gemüse, nur Tussi. Stark. Verlockend. Sie hob den Kopf. Was mir die Gelegenheit gab, ihr
     sowohl auf die extrem ausgeprägten, wohlgeformten Wangenknochen zu blicken als auch auf das, was ab dem Hals abwärts so alles
     wohlgeformt war. Oh, Mann! Die ganzen Filmweiber mit ihren Silikonhupen sind nichts gegen echte Natur. Und die erkannte ich
     hier auf den ersten Blick. Wenn Birgit ein sportlicher Audi ist und Katrin ein getunter Mercedes, dann ist diese Frau ein
     Rolls-Royce. Im Keller des Rechtsmedizinischen Instituts. Bei den Leichen. Also bei mir zu Hause, sozusagen.
    Ich umschwirrte sie im Uhrzeigersinn und dann dagegen, flog Slalom um ihre nackten Zehen in den leichten Sandalen, strich
     ihre schmalen Waden hinauf und ihre nackten Arme hinab und verirrte mich in ihrem dichten Haar. Ich blieb dicht bei ihr, die
     nur Augen für ihr Buchhatte, bis sie sich mit einem Kuss auf die Wange von ihrem Großvater verabschiedete. Oh, wie ich wünschte, diesen leichten
     Kuss spüren zu können! Ich folgte ihr in die Straßenbahn und bis in eine sehr kleine Wohnung in einem sehr großen Haus.
    Offenbar wohnte sie dort mit Viktor. Zwei Zimmer, Küche, Diele, Bad. Ein winziges Zimmer für Viktor, das größere für Irina.
     Selbst das größere Zimmer war klein. Diese Prinzessin hätte ein Schloss verdient und lebte stattdessen in einer Schuhschachtel.
     Wenigstens gab es fließendes Wasser und Strom. Ich beobachtete Irina unter der Dusche, inhalierte den Minzduft ihrer Zahnpasta,
     schmuggelte mich zwischen ihre Hand und die Haut, als sie sich eincremte, und wachte an ihrem Bett, bis sie eingeschlafen
     war.
    Die Selbstdiagnose war eindeutig: Ich war Irina vom ersten Moment an total und auf alle Ewigkeit verfallen.

DREI
    Am nächsten Vormittag war ich früh bei Martin im Institut, um Informationen über Viktor und damit auch über Irina zu bekommen,
     aber Gregor war schon vor mir da. Er trat gerade frustriert gegen Martins Schreibtisch, als ich eintraf.
    »Und sonst nichts? Komm

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