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Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten

Titel: Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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in der Eile vergessen, den Computer auszuschalten.
     Ich hängte mich vor den Bildschirm und rief die E-Mail des Verlags auf. Martin würde sich schon wieder abregen, dachte ich, während ich die Antworten-Funktion ansteuerte. »Sehr
     geehrte Frau   …«
     
    Martin regte sich nicht ab. Jedenfalls nicht, was mich betraf. Er kam zwei Stunden später ins Büro zurück, schaltete trotz
     meiner Proteste den Computer aus und fuhr dann mit Jochen in den Keller, um zwei Obduktionen vorzunehmen. Was er in der Zwischenzeit
     getrieben hatte, bekam ich nicht heraus.
     
    Im Sektionsraum hatte Martin gerade die Brusthöhle der Leiche vor ihm geöffnet und das Herz herausgehoben, als von außen jemand
     heftig gegen die Stahltür klopfte. Er erschrak und presste dabei reflexartig das Herz zusammen. Der letzte Rest Blut, der
     noch in der Kammer gewesen war, spritzte Jochen ins Gesicht und in die Haare.
    »Na, super«, maulte Jochen und wischte sich mit dem Ärmel seines weißen Kittels die Tropfen von der Nasenwurzel, der Brille,
     der Stirn und aus seiner antikgrauen Beatwolle. »Typischer Fall von Bluthochdruck.«
    Martin starrte ihn erst entgeistert an, dann fing er an zu kichern. Erst leise glucksend, dann immer ungezügelter. Die Tränen
     liefen ihm aus den Augen, er krümmte sich über der Leiche zusammen und hatte Mühe, das Herz einigermaßen schadlos in seinen
     zuckenden Griffeln zu halten. Er konnte gar nicht mehr aufhören. Ich machte mir Sorgen um seinen Geisteszustand. Jochen hingegen
     sorgte sich offenbar nicht. Er kicherte mit.
    Als beide laut lachten, donnerte es wieder an die Tür. Schlagartig wurde Martin bleich und ernst.
    »Mach mal auf«, bat Martin Jochen. »Ich lege derweil das Herz zur Seite.« Er gluckste noch einmal leise, als hätte er ein
     Bäuerchen gemacht, dann hatte er sich wieder gefangen.
    »Ja, bitte?«, fragte Jochen von der Tür her.
    Auf der Rampe stand ein Leichenwagen. Der Maulwurf, der an die Tür gebumst hatte, blickte Jochen mit gesenktem Kopf von unten
     her an. »Hallo.«
    »Entschuldigung, aber der Portier hat heute frei. Wen darf ich melden?«, fragte Jochen und versteckte sein Grinsen hinter
     dem Mundschutz. Offenbar war ihm die nicht enden wollende Hitze dauerhaft in die Birne gestiegen.
    »Ich würde gern eine Leiche einlagern.«
    »Einzel- oder Doppelkühlfach?«, fragte Jochen in einemnäselnden Tonfall. »Mit Bad und WC oder ohne? Frühstück oder Halbpension?«
    Der Maulwurf rang sich ein Lächeln ab, hielt aber den Blick weiter gesenkt. »Einzel ohne alles, bitte.«
    »Sehr wohl, der Herr. Wenn Sie sich dann bitte hier eintragen würden.«
    Jochen und der schüchterne Maulwurf erledigten den Papierkram, dann drehte Jochen sich zu Martin um. »Hilfst du mir mal?«
    »Natürlich.«
    Martin kam und griff nach dem oberen Ende des Rollwagens, auf dem die Leiche inzwischen lag.
    »Nein, lassen Sie nur, ich mache das schon!«, rief der Maulwurf entsetzt.
    »Wir zwei haben Übung, wir sind gut aufeinander eingespielt«, sagte Jochen und drängte den schmächtigen Kerl einfach zur Seite,
     nickte ihm freundlich zu und schob ihn zur Tür hinaus. Gemeinsam mit Martin fuhr er den Wagen vor das vorgesehene Kühlfach
     und zog die Lade auf.
    Die tote Frau war bereits für die Aufbahrung und Beerdigung fertig gemacht. Sie war leicht geschminkt und trug ein weißes
     Sommerkleid. Die Hände waren über dem Bauch gefaltet, die Haare mit einem bunten Band über der Stirn zusammengehalten.
    »Hau ruck.«
    Gemeinsam hoben Martin und Jochen die Leiche in die Lade. Martin hatte an der Schulter angefasst und blickte der toten Frau
     jetzt interessiert auf das Dekolleté.
    »Sieh mal, da stimmt doch etwas nicht«, sagte Martin. Er zeigte auf zwei winzige Blutflecken, die jeweils rechts und links
     unterhalb des Brustansatzes auf dem weißen Kleiderstoff zu sehen waren.
    »Das ist eine Mietleiche, mit der ist alles in Ordnung«,sagte Jochen, während er die Handschuhe wechselte und in Richtung Sektionssaal ging.
    Martin knöpfte das Kleid auf.
    »Da fehlen die Kissen!«, rief er hinter Jochen her.
    Jochen kam zurück, blickte die Leiche an, an deren Brüsten jeweils an der unteren Hautfalte feine Schnitte zu sehen waren.
     Die Lady hatte, so wie sie da lag, winzige Kummerhupen, für die erst die Nanotechnologie den passenden BH bauen würde, aber
     die Haut über den Mini-Muffins schlug Wellen. Sie hätte mindestens für die dreifache Oberweite gereicht.
    »Ich sehe nichts«, sagte Jochen,

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