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Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten

Titel: Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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über meine Mail an den Verlag zu sprechen.
     
    Gegen elf Uhr verließ Irina ihren Großvater, und natürlich begleitete ich sie nach Hause. Ganz gentlemanlike. Sie war kaum
     zu Hause angekommen, als ihr Handy klingelte. Abends um halb zwölf. Ich war gespannt, wer sie um diese Zeit anrief.
    Leider konnte ich diese Frage nicht klären, denn Irina sprach Russisch. Na ja, vermutlich eine Freundin. Ich düste näher an
     ihr Handy, wobei ich natürlich auch ihrem wunderschön geschwungenen Hals ganz nahe kam und ihrem seidigen Haar und   …
    Die Stimme gehörte entweder einer Russin mit einem erheblichen Stimmbandproblem oder – wahrscheinlicher – einem Mann.
    Diese Tatsache holte mich ziemlich abrupt auf den Boden der Tatsachen zurück und aus meinen romantischen Betrachtungen heraus.
     Ich wollte nicht, dass sie mit einem Mann sprach. Außer mit ihrem Opa und mit dem sprach sie Deutsch. Ich hasste den Typen,
     der da in Irinas Ohr sabbelte, von ganzem Herzen. Nicht nur, weil ich Russen nicht ausstehen kann. Die Typen haben in meiner
     Branche ziemlich viel Ärger gemacht, daher war ich schon zu Lebzeiten nicht gut auf sie zu sprechen. Aber dass ein Mann mitten
     in der Nacht mit meiner Irina telefonierte, das ging mir ganz erheblich auf den Sack. Obwohl ich, wie mir plötzlich auffiel,
     nicht den Eindruck hatte, dass die beiden flirteten. Es schien eher ein sachliches Thema zu sein, über das sie sprachen. Vielleicht
     ein Kollege? Ja, das könnte sein. Ich würde doch noch mal mit Irina ins Krankenhaus gehen, um herauszufinden, ob einer der
     Kollegen ein Russe war.
     
    »Aber wie konnte denn das passieren, Herr Kwasterow?«, fragte Martin Viktor, als ich ihn endlich gefunden hatte. Martin, meine
     ich. Er war nicht im Keller gewesen und nicht an seinem Arbeitsplatz. Sein Computer war eingeschaltet,aber nicht das Sprachprogramm. Ich konnte meine Mails nicht checken, dabei wartete ich doch dringend auf Antwort vom Verlag.
     Also zog ich los, um Martin zu suchen.
    »Viktor, bitte«, sagte Viktor mit unglücklichem Gesichtsausdruck. Die beiden saßen im Besprechungszimmer an einem großen Tisch,
     Jochen saß neben Martin.
    »Der Bestattungsunternehmer hat gesagt, dass er heute Morgen gekommen sei, um einen Verstorbenen abzuholen, und da sei der
     Betreffende schon weg gewesen. Und ein zweiter Bestatter rief gerade eben an und informierte mich, dass bei der Vorbereitung
     zur Beerdigung aufgefallen sei, dass im Sarg ein Mann gelegen sei und keine Frau. Sein Helfer, der den Leichnam abgeholt hat,
     wusste nicht, dass der Name Yannick für beide Geschlechter gilt, daher hat er sich nichts gedacht, als er in dem von Ihnen
     genannten Kühlfach einen männlichen Toten fand.«
    Viktor hielt den Blick auf den Konferenztisch gesenkt.
    »Herr Kwasterow,   …«
    »Viktor, bitte.«
    »Viktor, bitte sagen Sie doch etwas dazu. Wir müssen sicherstellen, dass in Zukunft keine Verwechslungen mehr stattfinden,
     und wir müssen ganz sicher sein können, dass niemand ohne Befugnis eine Leiche manipulieren kann, die der Staatsanwaltschaft
     untersteht. Das verstehen Sie doch, oder?«
    »Ja.«
    Jochen verdrehte die Augen. »Viktor, Sie haben wirklich Glück, dass das Spar–, äh, Herr Forch von dieser Sache noch nichts
     mitbekommen hat. Wenn Sie uns versichern können, dass so eine Verwechslung nicht wieder vorkommt, können wir darüber hinwegsehen.
     Aber dazu müssen Sie schon etwas sagen. Also? Wie konnte es dazu kommen?«
    Viktor zuckte die Schultern und hob den Kopf gerade so viel, dass er Jochen ansehen konnte. »Vielleicht habe ich die Zahlen
     auf dem Formular verwechselt. Das war so zwischen drei und vier Uhr morgens, weil da vier Lieferungen gleichzeitig kamen und
     zwei von den Leuten waren, na ja, sie waren sehr unfreundlich.«
    Martin zog eine Grimasse. Ein derartig unqualifiziertes Gesabbel mit schwammigen Zeitangaben und einer emotionalen Komponente
     ist nichts für einen Präzisionsfetischisten wie ihn.
    »Ist denn sonst alles in Ordnung, Herr   …«
    »Viktor, bitte.«
    »Viktor. Können Sie uns versichern, dass außer dieser Verwechslung, die ja nun glücklicherweise für alle Beteiligten ohne
     Schaden aufgeklärt und geregelt werden konnte, keine weiteren Unregelmäßigkeiten passiert sind?«
    Viktor sah Martin an, zögerte und nickte dann endlich.
    »Er ist sich nicht sicher«, sagte ich zu Martin.
    »Das sehe ich selbst«, zickte er zurück. »Ich gehe gleich rüber, um nach dem Rechten zu

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