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Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten

Titel: Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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Wenn ein Toter einen Nadeleinstich in der Arschfalte hat, dann finden sie den.
    Bei dem Nachthemdenträger fanden sich keine äußerlichen Unregelmäßigkeiten, außer Fußpilz. Weiter war Jochen noch nicht gekommen,
     als aus dem Vorraum, in dem Viktor über Sitte und Anstand in den Kühlfächern wachte, ein Lärm wie aus einer durchgeknallten
     Schrottpresse herüberschallte.
    Die drei Lebenden im Sektionssaal erschraken. Vor ein paar Wochen noch hätten sie vielleicht verwundert oder verärgert geguckt,
     aber jetzt stand in allen drei Gesichtern Panik. Ich düste rüber und kam gerade rechtzeitig, um zusehen, wie Viktor verzweifelt versuchte, seine bestrickstrumpften, dicken Füße in seine Schuhe zu zwängen. Bevor er auch nur
     einen einzigen Schuh am Fuß hatte, war ein von Kopf bis Fuß vermummter Typ bei ihm angekommen und drückte Viktor einen riesigen
     Wattebausch auf Mund und Nase. Viktor wurde schlaff und fiel vornüber mit dem Oberkörper auf seinen wackeligen Tisch. Der
     Vermummte bremste Viktors Aufprall ab, sonst hätte er sich vermutlich das Nasenbein gebrochen.
    Zwei weitere schwarze Gestalten waren direkt durch den Kühlraum in den Gang gerannt und bogen nach rechts ab. In den Obduktionssaal.
     Ich zischte schreiend hinter ihnen her, konnte aber nichts tun, um das Schreckliche, das noch kam, zu verhindern.
    Jochen und die Kollegen waren aus ihrer Schockstarre erwacht und hatten sich vorsichtig in Richtung Tür bewegt. Dort wurden
     sie von den beiden Vermummten einfach umgerannt, stürzten übereinander und blieben in einem Knäuel auf dem Boden liegen. Langsam
     versuchten sie, sich voneinander zu befreien.
    Die beiden Typen rollten derweil so etwas wie eine große Hängematte aus, packten den Toten an beiden Enden an, hoben ihn gemeinsam
     vom Obduktionstisch und legten ihn auf das riesige Tuch. Dann schlugen sie die Seiten ein, jeder packte sich ein Ende und
     schon waren sie wieder auf dem Weg.
    Dummerweise kam Jochen gerade auf die Füße. Noch dümmer war, dass er taumelte. Und am allerdümmsten war, dass er dabei gegen
     den ersten der beiden Leichendiebe stieß. Seine Hände versuchten reflexhaft, sich irgendwo festzuhalten, zu fassen bekamen
     sie den Hals des Typen. Der hätte sich nur schütteln und weiterrennen müssen, aber er blieb stehen. Nahm eine Hand von dem
     Leichensack, dessen Ende er sich über die Schulter gelegthatte. Griff nach dem Totschläger, der an seinem Gürtel baumelte, und schlug zu. Jochen ging zu Boden. Dabei fiel er wieder
     dem Typen vor die Füße, der jetzt offenbar wirklich sauer wurde. Jedenfalls versetzte er Jochen einen heftigen Tritt gegen
     den Schädel und dann noch zwei in die Rippen. Endlich ließ er von ihm ab und die beiden Leichendiebe verschwanden so schnell,
     wie sie gekommen waren.
    Der zweite Rechtsmediziner und die Präparatorin lagen mit eingezogenen Köpfen aneinandergeklammert auf dem Boden und hatten
     kaum etwas mitbekommen. Erst als die Schritte der Eindringlinge im Flur verklungen waren und draußen auf der Rampe ein Motor
     ansprang und ein Auto mit quietschenden Reifen anfuhr, regten die beiden sich. Sie blickten sich peinlich berührt an und lösten
     sich voneinander, sahen sich um und entdeckten Jochen.
    Er blutete. Aus einer Wunde über dem Ohr und aus der Nase.
    Die Tussi kreischte hysterisch herum, bis der Kollege ihr eine Ohrfeige versetzte.
    »Du rufst die Hundertzehn, ich sehe, was ich für Jochen tun kann«, herrschte er sie an.
    Sie nickte. Fummelte ihr Handy aus der Handtasche und alarmierte die Bullen.
    Der Kollege kümmerte sich inzwischen um Jochen. Fühlte seinen Puls, holte eine Stablampe, leuchtete ihm in die Augen. Befühlte
     seinen Schädel. Stellte fest, dass eine klare Flüssigkeit aus Jochens Ohren tröpfelte.
    »Mein Gott, ein offener Schädelbruch«, murmelte er. Dann schlug er ein Kreuzzeichen. Mir wurde schlecht. Ich konnte es nicht
     ertragen, hier herumzuhängen, und düste zu Martin. Versuchte, ihn zu wecken, kam aber nicht durch das beschissene Elektrosmogschutznetz
     durch. Ich brüllte, heulte und kreischte mir die Seele aus dem Leib,virtuell, natürlich, aber Martin poofte gemütlich weiter, während Kollege Jochen vielleicht im Keller verreckte.
    Es war zum Kotzen.
    Und ich konnte nichts tun, als wenigstens im Krankenhaus nachzusehen, wie es mit Jochen weiterging.
     
    Martin war noch nicht ganz wach und aus seinem Schutznetz raus, als ich ihm schon hässliche Wörter an den Kopf warf. Egoist
    

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