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Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten

Titel: Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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Funkwellen
     des Fernsehens unterwegs sind. Das Fernsehprogramm der Augsburger Puppenkiste war älter als ich, und mich überrollte eine
     kurze Welle von Sentimentalität, aber vor allem fragte ich mich spontan, ob ich auch im All herumreisen konnte? Schließlich
     war ich so etwas Ähnliches wie eine Funkwelle. Allein die Frage jagte mir einen Schauer in die Elektronen. Ich war mir nicht
     sicher, ob ich jemals wieder darüber nachdenken oder es – Himmel! – sogar jemals ausprobieren wollte. Was, wenn ich nicht
     zurückkäme? Hier unten auf der Erde konnte es ja schon ziemlich einsam sein, wenn Martin mich mal wieder aussperrte, aber
     als einziges Geistwesen in den unendlichen Weiten des Alls? Oder war ich da etwa nicht allein? Vor einem Zusammentreffen mit
     anderen Geistern von irgendwelchen schleimigen Viechern vom Mars oder sonst woher hatte ich aber noch mehr Schiss. Mit virtuell
     eingekniffenem Schwanz streunte ich herum, beneidete die Kids, die den Astronautenschleudertraumawirbelsitz ausprobieren durften,
     und kam irgendwann an einen viereckigen Kasten, der nichts enthielt.
    Was war das für ein pädagogisches Konzept, wenn man die Bonsais in eine leere Kiste blicken ließ?, fragte ich mich. Nebelkammer,
     hieß das Ding, aber darin war ja noch nicht einmal Nebel. Ich zischte in den Kasten, um mich vor Ort umzusehen, und fühlte
     plötzlich eine Art Kälte um mich herum. Schnell verließ ich den Kasten, brachte mich fünfzig Zentimeter darüber in Sicherheit,
     schaute zurück und – erstarrte.
    Der Bogen, den ich gerade durch den Kasten gezischt war, war deutlich zu sehen, verblasste aber vor meinenAugen und verschwand. Aber er war da gewesen. Genau die Spur, die ich durch das Nichts gezogen hatte, konnte man sehen, wenn
     auch nur ganz kurz. Ich versuchte es noch einmal. Zeichnete einen Kreis. Okay, es war mehr ein Ei, aber es war meine Spur.
     Jetzt, wo ich genauer hinsah, konnte ich auch andere, winzige Spuren sehen. Hier blitzte etwas auf und verschwand, dann erschien
     es an anderer Stelle ganz kurz. Wie die Kondensstreifen von Flugzeugen.
    Ich begann zu zittern. Ich hatte meine Spur gesehen, und ich sah andere Spuren, die ich nicht verursacht hatte. Also drängte
     sich die Frage auf: Wer waren die anderen?
    Ganz vorsichtig, ganz langsam und mit einer Aufregung wie vor dem Diebstahl eines Ferrari Testarossa näherte ich mich dem
     Kasten wieder, tauchte ein und versuchte, einen Kontakt zu den anderen herzustellen. Zack, da zischte einer an mir vorbei.
     Aber so schnell und so energiearm und so, tja, jetzt fehlt mir das Wort, aber vielleicht sollte ich sagen substanzlos, dass
     ich für einen Moment an eine Täuschung glaubte. Aber dann kam wieder eine Spur vorbei. Etwas stärker als die erste, aber wieder
     total leer. Was auch immer das war, es hatte kein Bewusstsein.
    Einerseits war ich erleichtert, andererseits total enttäuscht. Ich brauchte eine Pause und zischte aus der unheimlich dunklen
     Welt in die nächste: den Cyberspace. Jede Menge Spiele, die man gegen Computer spielen konnte, allerdings leider nur, wenn
     man Knöpfe drücken kann. Ich musste also immer warten, bis einer der anderen Besucher auf START drückte, um dann wenigstens
     zusehen zu können. Zusehen, wie die Leute Mindball spielten, was die Gedankenströme messen sollte, sich aber nicht von mir
     beeinflussen ließ. Wie sie das Lichtgeschwindigkeitsfahrrad traten und auf einem Bildschirm sahen, wie die Welt sich krümmte,
     je schneller man wurde. Und natürlich konnte ich auch nur zusehen, wenn die Leute die diversenAbdeckungen auf- oder zuklappten, um die Isolationsfähigkeit verschiedener Materialien gegenüber Radio- und W-Lan -Wellen zu prüfen. Martins Elektrosmogschutznetz war übrigens nicht dabei, nur Holz, Gips, Plastik und Metall.
    Ich schaute eine Zeit lang mäßig gelangweilt zu, bis ich mich plötzlich fragte, wo eigentlich der Sender versteckt sein könnte.
     Denn wenn die Antennen unter ihren Abdeckungen verschwanden und der Computer die sinkende Empfangsqualität zeigte, dann musste
     doch wohl irgendwo in der Decke ein Sender sein, der das Signal aussendete. Ich schlenderte an der Decke entlang und fand
     ihn.
    Die nächsten Messungen riefen wieder eine Museumskrähe auf den Plan. Ich dachte an den Vorführeffekt bei Zahnschmerzen, die
     beim Zahnarzt immer weg sind, und störte das Experiment nicht, solange die Krähe in der Nähe stand. Danach schaffte ich es
     kurzzeitig, das Signal auf NULL zu

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