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Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten

Titel: Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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halten, die beiden kleinen Jungen mit der überforderten Mutter fingen an zu heulen, aber
     das Signal ganz abzufangen war mir auf Dauer zu anstrengend. Ich verbrachte noch ein paar Stunden in den verschiedenen Welten,
     fand aber kein neues Experiment mehr, das ich selbst beeinflussen konnte. Nachdenklich machte ich noch einige Versuche in
     der Nebelkammer, bevor ich mich wieder in die Hitze der Stadt stürzte und gemächlich am Rhein entlang den leicht bekleideten
     Kölnerinnen folgte. Die Frage, was es mit dieser Nebelkammer auf sich hatte, ließ mich die ganze Zeit nicht los.
     
    Es war inzwischen sehr spät geworden, und ich gondelte weiterhin ziellos durch die heiße Sommernacht, bis ich mich einer eiligen
     Blaulichtparade anschloss. Wenn mehrere von den Kisten durch die Nacht rasen, ist häufig für Unterhaltung gesorgt. Als dann
     zwei Straßen vor uns nochein Rettungswagen um die Ecke schoss, wusste ich, dass ich auf dem richtigen Weg war.
    Es war immerhin möglich, dass ich eines Tages noch mal eine Seele treffen würde, die auch den Weg in den Tunnel und zum Licht
     nicht fand. Marlene war so eine gewesen, aber die hatte letztlich doch den Ausgang aus dieser seltsamen Zwischenwelt gefunden,
     in der ich hier herumschimmeln musste. Andere Seelen hatte ich im Augenblick des Todes getroffen, aber die zischten alle an
     mir vorbei in den Himmel oder die Hölle, keine Ahnung. Meine Hoffnung, einen Seelenverwandten (!) zu treffen, war also nicht
     mehr groß, aber wenn ich nichts Besseres vorhatte, folgte ich der Blaulichtkarawane mit Rettungswagen und sah nach, was abging.
    Der Rettungswagen hätte sich nicht so zu beeilen brauchen, denn der Typ, der mit breit gespreizten Beinen auf dem Rücken lag,
     war definitiv tot. Jedenfalls für mein Verständnis. Sein Nachthemd war auf der gesamten Vorderseite blutig. Es war nicht schwer,
     festzustellen, woher das ganze Blut kam, denn ein langer Schnitt hatte seine Kehle sauber aufgeschlitzt.
    Rettungssanitäter sind allerdings ein ganz besonderer Menschenschlag. Ich habe es noch nie erlebt, dass die ankommen, die
     Sauerei betrachten, die Schultern zucken und wieder verschwinden. Nee, die legen immer Hand an.
    Zwei Typen in der dicken Rettungsmontur, die bei diesen Temperaturen vermutlich schon für Todesfälle in den eigenen Reihen
     gesorgt hatte, stürzten also zu dem Mann, einer rutschte in der Pfütze Blut aus und landete unsanft auf dem Opfer. »Er ist
     noch warm«, verkündete er lakonisch. Danach war nur noch das Drücken und der langsam schwerer werdende Atem der Sanis zu hören,
     als die Retter mit ihrer Herzmassage begannen. Ein Beatmungsversuch brachte das Blut in dem breiten Kehlkopfschnittzum Blubbern. Ein paar Minuten später sahen sie die Aussichtslosigkeit ihrer Bemühungen endlich ein und räumten das Feld.
     
    »KK Jenny Gerstenmüller«, sagte Gregors hübsche, junge Kommissarskollegin, als sie aus einem Streifenwagen stieg und einem
     Uniformierten die Hand drückte. Sie trug Shorts und eine bunte Bluse, die vor dem Bauch verknotet war, und sah eher nach Aushilfskellnerin
     in einer angesagten Beach-Bar aus als nach Kriminalbeamtin. »Wer hat ihn gefunden?«
    »Sein Hund«, erwiderte ein Uniformierter. »Er bellte so laut, dass eine Anwohnerin eine Tüte Eiswürfel nach der Töle geworfen
     hat. Von da oben.«
    Der Polizist zeigte auf die Rückseite eines Hauses, das in den obersten beiden Stockwerken zwei Fenster auf die dunkle Gasse
     hatte, in der der Tote lag. Alle anderen Wände waren fensterlos.
    »Eiswürfel?«
    »Sie hatte wohl nichts anderes zur Hand. Jedenfalls sah sie zwei Gestalten neben einem Auto miteinander ringen. Sie warf die
     Eiswürfel, daraufhin floh einer mit dem Auto, der andere fiel hin und blieb liegen.«
    »Und das Auto   …«
    »War dunkel. Keine Marke, kein Kennzeichen, nichts.«
    Jenny seufzte. »Gute Stelle für einen Mord. Wenn der Hund nicht gewesen wäre   …«, murmelte sie. »Wo ist er überhaupt?«
    Der Uniformierte deutete auf einen Streifenwagen, hinter dessen Fenster ein wild herumhüpfendes Fellknäuel mit verräterisch
     blutigen Flecken ums Maul herum zu sehen war. »Den bringen Sie gleich ins Tierheim. Jetzt gehen erst mal alle wieder hinter
     die Absperrung, damit die Spurensicherung und der Rechtsmediziner ihre Arbeit tun können.«Offenbar hatte Jochen heute Dienst. Er kam zehn Minuten später, begrüßte die Anwesenden und kniete sich neben den Toten. Er
     zog die übliche Prozedur durch.

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