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Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten

Titel: Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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benutzt.«
    »Häh?«
    »Das die Toxis bei der Bahnleiche gefunden haben. Das, von dem ich der Meinung bin, dass es vielleicht zu Depressionen   …«
    »Und wer?«, unterbrach ich ihn.
    »Wenn wir von den Tierkliniken mal absehen   …«
    Ha, das wäre aber doch eine Erklärung! Ein wild gewordener Veterinär, der seine Kunst auch mal an den aufrechten Zweibeinern
     ausprobiert   …
    »Die Klinik im Park.«
    »In welchem Park?«, fragte ich nach einer Weile, in der Martin die Quatschklappe wieder geschlossen hatte und so tat, als
     wäre alles gesagt.
    »Weiß ich nicht«, murmelte er.
    Ich habe nie zu körperlicher Gewalt geneigt, geschweige denn, sie wirklich angewendet, aber jetzt stellte ich mir vor, wie
     ich Martins Kopf mit beiden Händen packte, ihn wiederholt auf die Tischplatte knallte und dann freundlich nachfragte: »Welcher
     Park, zum Teufel?«
    Die Frage musste ich wohl wirklich gestellt haben, denn Martin entgegnete, dass die Klinik eben so heiße. Klinik im Park.
     Punkt. Dann rief er eine Webseite auf. Klinik im Park. Schön.
    »Schön«, sagte ich. »Und jetzt?«
    »Jetzt schaust du dir den Laden mal an.«
    Hatte ich mich verhört? Ich hatte mich nicht verhört. Ich sollte   …
    »Ich soll mir den Laden mal anschauen? Sonst hast du keine Probleme? Du enthältst mir meine Mails vor, den Internetzugang,   …«
    »Bekommst du wieder, wenn du mal nachschaust, was dort läuft.«
    Nanu, diese Klinik schien ihm ja wirklich wichtig zu sein, wenn er mir dieses Angebot so freiwillig machte. Da musste doch
     noch mehr drin sein.
    »Es gibt noch eine Bedingung«, säuselte ich.
    Martin produzierte Ablehnungswellen in einer Intensität, die mich fast an die Wand blies.
    »Gut, dann nicht«, sagte ich und tat so, als schaltete ich ab und mich weg.
    »Was denn für eine Bedingung?«
    Aha, wer sagt’s denn? »Du gehst mit Irina ins Odysseum.«
    Jetzt war Martin baff. »Du meinst dieses neue Museum   …«
    »Genau. Details erkläre ich dir, wenn es so weit ist. Natürlich komme ich mit. Das ist ja der Sinn der Übung.«
    Martin überlegte hektisch, welche Radarfalle mit diesem Vorschlag verbunden sein könnte, aber er kam zu keinem Ergebnis.
    »Also   …«
    »Ja oder nein«, unterbrach ich ihn.
    »Äh – hm, ja!«
    »Okay. Was soll ich tun?«
     
    Die Klinik im Park war ein riesiger Kasten, der definitiv nicht aus unserer modernen Zeit stammte. Überall Türmchen, Erkerchen,
     Schnörkel auf der Fassade, schmiedeeiserne Geländer vor den bodenhohen Fenstern. Kein Plattenbau. Kein Siebzigerjahre-Charme
     wie das Asbestloch, wo Martin die letzten Jahre gearbeitet hatte, kein Glas-und-Stahl-Würfel wie andere Krankenhäuser neueren
     Datums. Ein Prachtbau in einem Park, der mit ganz viel gutem Willen noch als solcher bezeichnet werden konnte. Ein Minipark.
     Eher so, als wäre früher mal hier ein Park gewesen, in den dann die Klinik geklotzt wurde. Ein paar verbliebene Alibibäume
     drumherum. Keine Ahnung, was für Bäume. (War eine blöde Frage von meiner Lektorin. Der Leser wolle wissen, welche Bäume das
     seien, damit er sich den Park vorstellen könne. Also: unten ein Stamm, oben Blätter. Oder Nadeln. Oder Nadelblätter, was weiß
     denn ich   …) Na ja, wenn vier Straßenbäume eine Allee machen, dann waren diese dreißig Bäume eben ein Park.
    Ich schlängelte mich durch den Haupteingang und blieb erst mal reglos in der Luft hängen. Das sollte eine Klinik sein? Marmor
     auf dem Boden, Teppiche drauf, und an der zwei Stockwerke hohen Decke eine von diesen riesigenLampen, die aussehen, als hätte der Glaser alle Scherben in seiner Werkstatt zusammengekehrt, auf dünne Fäden gefädelt und
     dann so aufgehängt, dass sie um die blöde Birne baumeln. Links an der Wand eine Theke, hinter der Frauen in dunklen Kostümen
     standen und freundlich lächelten. Ich musste mich verflogen haben, das hier war eindeutig ein Hotel.
    Nach ein paar ausführlicheren Blicken durch die Halle kam mir dann doch der Verdacht, dass ich hier richtig sein könnte. Denn
     statt Hinweisen zu Konferenzräumen entdeckte ich Hinweise zu Flügel eins, Flügel zwei und Flügel drei. Flügel?, fragte ich
     mich in Erinnerung an die quadratische Bauform des Kastens und folgte den Schildern. Und dann endlich, hinter der Schwingtür,
     die von der riesigen Protztreppe in den ersten Stock führte, sah die Umgebung einer Klinik zumindest ähnlich. Die wenigen
     Türen, die vom Gang abgingen, waren so breit wie in Krankenhäusern.

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