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Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten

Titel: Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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    Irgendwann gegen Morgen, als Annette Schmonzette, oder wie immer die Eislutscherin hieß, in ihrem Bett lag und vermutlich
     von romantischen Helden träumte, fiel mir ein, dass ich Birgits und Martins Ermittlungsarbeit ganz vergessen hatte. Ich düste
     zu Martin und fand die sorgfältig beschrifteten DIN-A 4-Blätter so auf dem Tisch verteilt, dass ich sie lesen konnte. Das musste er absichtlich getan haben, denn normalerweise ist Martin
     ein Ordnungsfanatiker, der niemals etwas unnötig herumliegen lässt. Offenbar wollte er aber meine Einschätzung zu den bisherigen
     Ergebnissen haben. Ich studierte die Eintragungen, die jede einzelne Unregelmäßigkeit im Institut mit Datum und Art des Ereignisses
     sauber auflisteten.
    Da war die Frauenleiche, der die Haut abgezogen worden war und die leider weder Fingerabdrücke noch DN A-Spuren des Täters aufwies.
    Dann gab es die tätowierte Leiche des Schlitzauges Yan Yu, die geklaut worden war. Auffälligstes Merkmal: Die Spuren des Hypnotikums
     und des Schmerzmittels im Blut.
    Katrins Bahnleiche tauchte als Nächste auf. Merkmal: derselbe Wirkstoffmix wie im Blut des Tätowierten.
    Auf dem nächsten Blatt hatte Martin die wenigen bekannten Einzelheiten über den Toten notiert, der während der Obduktion geklaut
     worden war, bei der Jochen verletzt wurde.
    Daneben gab es eine Liste mit Fällen aus den letzten Monaten, in denen jemals ein Medikamentenwirkstoff eine Rolle gespielt
     hatte. Dazu zählten für Martin sogar Selbstmorde mit Schlaftabletten, eine Überdosis von Extasy in Verbindung mit einem bekannten
     Rheumamittel, ein Allergieschock nach Einnahme eines Antibiotikums und ein Verkehrsunfall, der offenbar durch die verzögerte
     Reaktionszeit nach der Einnahme eines Medikamentesgegen irgendeine seltene Form einer Krankheit mit einem ziemlich komplizierten Namen verursacht worden war.
    Martin hat das phänomenalste Gedächtnis, das ich je außerhalb von »Wetten dass   …?« gesehen habe, und er hatte diese insgesamt neun Fälle säuberlich notiert. Bei manchen stand sogar ein Aktenzeichen dabei!
    Ich hing eine ganze Weile über diesen Listen herum, aber bei mir klingelte nichts. Ich sah keinen Zusammenhang, kein Muster,
     nicht einmal einen Ansatzpunkt dafür, dass hier mehr vorlag als ein Zusammentreffen unglücklicher Ereignisse. Die normale
     Menge von Medikamentenmissbrauch oder ärztlichem Kunstfehler, unaufmerksame Mitarbeiter im Institut, ein Leichenschänder und
     ein paar religiöse Fanatiker, deren Hirne von der herrschenden Hitzewelle weich gekocht waren. Das war der Zusammenhang. Die
     Hitze. Sonst nichts.
     
    Als Irinas Wecker klingelte, hockte ich auf ihrem Nachttisch und wünschte ihr einen guten Morgen. Ich ließ sie im Bad allein,
     bis die Klospülung ging, duschte mit ihr und folgte ihr zur Uni. Dort verließ ich sie, nachdem ich ihr einen schönen Tag gewünscht
     hatte. Ich mag immer noch keine Krankenhäuser, selbst wenn die Frau meiner Träume in einem arbeitet.
    Martin saß natürlich schon an seinem Arbeitsplatz, als ich ankam, und checkte gerade seine E-Mails .
    »Apropos E-Mails «, rief ich.
    Martin zuckte zusammen.
    »Das Spracherkennungsprogramm funktioniert offenbar nicht richtig. Ich konnte diese Nacht überhaupt keine E-Mails   …«
    »Dann funktioniert es ja perfekt.«
    »Und auch die Internetverbindung   …«
    »Gut.«
    Na super. Da war ich ja morgens um acht schon wieder echt abgefrühstückt.
    »Wenn du so mit mir umgehst, sage ich dir auch nicht, was ich anhand deiner Listen herausgefunden habe«, sagte ich.
    »Okay.«
    Manno, das ist doof, dachte ich. So macht Drohen gar keinen Spaß.
    »Ich bin auf einem guten Weg«, dachte Martin in meine Richtung. »Ich stehe kurz vor dem Durchbruch.«
    »Blinddarm?«, dachte ich, aber er reagierte gar nicht. Checkte nur weiter seine Mails. SEINE Mails. Meine Mails gab es ja
     gar nicht mehr. Nur noch Mails von SEINEN Gnaden. Zum Kotzen. Ich würde mir irgendwo einen anderen Internet-Zugang suchen
     müssen.
    Ich wollte schmollen, aber Martins Begeisterung für irgendeinen Fahndungserfolg war so offensichtlich, und ich bin immer noch
     so neugierig, dass ich es nicht fertigbrachte, mich ganz wegzuschalten. Ein paar meiner Elektrönchen schwirrten um Martin
     herum, um herauszufinden, was es denn so Aufregendes gab. Zuletzt siegte die Neugier und ich gab mein Schmollen auf.
    »Was hast du denn nun herausgefunden?«
    »Ich habe herausgefunden, wer dieses Narkosemittel

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