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Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten

Titel: Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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Ich klopfte mir selbst auf die Schulter, weil ich doch von Anfang an gesehen hatte,
     dass diese Dinger nicht echt waren. Auch sie zog T-Shirt und BH aus, ließ den Meister an der fast unsichtbaren Narbe herumfingern und schenkte ihm ein Lächeln, das sie selbst wohl
     für aufreizend hielt. Er offenbar weniger.
    Ich hing mit offenem Mund unter der Deckenlampe und wusste zum ersten Mal in meinem Leben, dass ich meinen Beruf verfehlt
     hatte. Autoklauen war ja schon geil, aber das hier war der Himmel auf Erden, und der Weißkittel hockte in seinem Zimmerchen
     wie Gottvater im Paradies.
     
    Nur mit Mühe riss ich mich irgendwann los. Es war inzwischen später Nachmittag geworden und zum ersten Mal seit etlichen Wochen
     zeigten sich Wolken am Himmel, die Regen versprachen. Hoppla, dachte ich, nicht nur Regen, denn irgendwo über den Eifler Bergen
     konnte ich bereits den Donner grollen hören. Der Regen pladderte in dem Moment los, in dem ich die Klinik verlassen wollte.
    Ich fliege nicht gern im Regen durch die Gegend. Schon gar nicht bei Gewitter, denn ich habe Angst vor Blitzen. Diese Angst
     habe ich übrigens erst, seit ich tot bin. Genauer gesagt habe ich sie erst, seit ich kapiert habe, dass ich eine elektromagnetische
     Welle bin. Ein Blitz ist ein physikalisches Phänomen mit einer enormen elektrischen Energie. Wenn ein Blitz in einen Baum
     donnert, fängt der Holzstock Feuer. Wenn ein Blitz in eine elektrische Leitung kracht, gehen die Lampen aus. Was passiert,
     wenn ein Blitz auf mich trifft, mag ich mir gar nicht vorstellen. Also bleibe ich bei Gewitter am liebsten drinnen.
    Ich hing also noch ein bisschen in der Klinik herum und beobachtete den Hausmeister, der in seinem grauen Kittelchen hektisch
     über die Terrasse wuselte und die gestreiftenKissen von den Gartenliegen einsammelte. Deckchair heißen diese Liegen, weil sie so aussehen wie die Dinger früher auf der
     Titanic, und im Moment sahen die hier auch so aus, als seien sie kurz vor dem Absaufen. Es goss aus Kübeln. Der Wuselzwerg
     ging mit gebeugtem Rücken und eingezogenem Kopf, trotzdem kam mir sein krummbeiniger Watschelgang irgendwie bekannt vor. Ich
     düste von einem Fenster zum nächsten, um ihn im Blick zu behalten, und als er mit den letzten Kissen unter dem Arm die Tür
     zu seinem Abstellschuppen öffnete, der Wind ihm die Tür aus der Hand riss und er erschreckt zur Seite sprang, erkannte ich
     ihn: Viktor.

NEUN
    Mir war, als hätte der Blitz schon bei mir eingeschlagen. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Dann versuchte ich mich
     zu beruhigen. Ich wusste, dass Viktor mehrere Jobs hatte, warum sollte er also nicht in einer Klinik Hausmeister sein? Oder
     Gärtner oder Mädchen für alles oder was auch immer. Viktor jedenfalls hatte ganz bestimmt nichts mit irgendwelchen Narkosemitteln
     zu tun, die Martin verdächtigte, zu Depressionen und Selbstmord zu führen. Viktor konnte vermutlich noch nicht einmal das
     Wort Narkosemittel buchstabieren. Die Tatsache, dass Martin bei seinen Nachforschungen auf diese Klinik gestoßen war und der
     Nachtwächter des Rechtsmedizinischen Instituts tagsüber hier arbeitete, war ein Zufall, nichts weiter.
    Oder etwa nicht?
    Wie eine Fliege umkreiste ich den hässlichen Leuchter in der Eingangshalle, während ich nachdachte. Daher bemerkte ich erst
     relativ spät, dass das Gewitter sich inzwischen ausgetobt hatte. Die Straßen begannen bereits wieder zu trocknen, als ich
     die Klinik verließ und zu Martin zischte. Ich war immer noch durcheinander und hatte noch nicht entschieden, ob ich ihm überhaupt
     von Viktors Tätigkeit in der Klinik erzählen sollte, als ich in Martins Büro auftauchte. Es war leer.
    Im ersten Moment war ich enttäuscht, aber dann erkannte ich die Situation als Chance, endlich mal wieder an Martins Computer
     zu arbeiten, denn das Headset war eingestöpselt und das Mailprogramm geöffnet. Ich hängte mich also vor den Bildschirm und
     rief die Eingangsmails auf. Wenn mich nicht alles täuschte, müsste doch noch eine Antwort von meinem Verlag ausstehen. Und
     Bingo! Ich fand die Mail, die Martin mir seit Tagen vorenthielt, in einem Posteingangs-Ordner mit dem sinnigen Namen VERLAG.   Manchmal ist es wirklich prima, dass Martin so ein Ordnungsfanatiker ist.
    Der Inhalt, kurz zusammengefasst, machte mich glücklich. Ich war ein Schriftsteller. Der Verlag schickte mir einen Vertrag,
     den ich nur noch unterschreiben musste, und dann würde meine unaufhaltsame

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