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Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten

Titel: Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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kurz vor der Revolution.
    »Sicher nicht«, entgegnete er.
    »Ich hatte auch keine ernsthafte Hoffnung«, gab ich zu.
     
    Die Wohnungsbesichtigung am Abend verlief genauso schleppend wie die bisherigen Versuche, und Birgit war langsam, aber sicher
     ein bisschen angefressen.
    »Martin, wo liegt das Problem? Ich habe den Eindruck, dass wir nie eine Wohnung finden werden, die dir gefällt. Du bist doch
     sonst nicht so   …«
    Zickig, wäre mir eingefallen, aber ich konnte Birgit leider nicht soufflieren.
    »Ich bin einfach im Moment nicht wirklich bei der Sache«, versuchte Martin sich rauszureden. Damit kam er bei Birgit aber
     auch nicht gut an.
    »Du benimmst dich in letzter Zeit wirklich sehr geistesabwesend.«
    Nee, das Problem war mehr die GeistesANwesenheit, nicht die GeistesABwesenheit.
    »Langsam frage ich mich, ob du überhaupt mit mir zusammenziehen willst.«
    Da, jetzt war es heraus. Martin wurde bleich, der Angstschweiß drückte durch alle Poren, und er zappelte unglücklich auf dem
     Stuhl in der Eisdiele herum. »Nein   …«
    »Nein?«, rief Birgit. »Heißt das, du willst gar nicht mehr?«
    »Nein, um Himmels willen, das habe ich nicht gemeint«, stammelte Martin. »Ich meinte, dass ich, also, äh   …«
    Mein Gott, was für ein peinlicher Anblick.
    Birgit blickte ihn stumm an.
    »Ich bin einfach im Moment ganz schrecklich beunruhigt und denke von früh bis spät an die seltsamen Dinge, die im Institut
     vor sich gehen. Ich mache mir Sorgen um Jochen und, wenn ich ehrlich bin, mache ich mir Sorgen um jeden, der im Sektionstrakt
     zu tun hat. Auch um mich. Ich   … ich habe Angst.«
    Was für ein Schwächling. Jammert seiner Tussi vor, dass er Angst hat. Das geht ja wohl gar nicht!
    Birgit stand auf. Ja, die Tussi tat genau das Richtige. Mit so einem Jammerlappen kann man sich einfach nicht sehen lassen.
     Sag ihm, dass er sich melden darf, wenn er die Hosen wieder trocken hat, dachte ich.
    Aber nix da. Birgit trat neben Martins Stuhl und umarmte ihn ganz fest.
    »Die Polizei wird sicher   …«, sagte Birgit, aber Martin schüttelte den Kopf.
    »Die Polizei ist genauso unterbesetzt wie wir. Kommissarin Gerstenmüller ist mit der Sache total überfordert. Dort hat niemand
     auch nur den Schimmer einer Ahnung,was im Institut vor sich geht. Die betrachten die einzelnen Vorfälle auch nicht im großen Zusammenhang, der meiner Meinung
     nach besteht.«
    »Dann lass uns nach Hause gehen und alle Ereignisse sauber aufschreiben mit allen Informationen, die du hast. Vielleicht finden
     wir etwas heraus, was wir der Polizei an die Hand geben können.«
    Martin nickte erleichtert.
     
    Ich ließ die beiden erst mal ziehen. Erfahrungsgemäß würde Martin einen karierten Block nehmen, diverse Spalten und Zeilen
     mit dem Lineal ziehen, säuberlich beschriften und dann anfangen, jeden einzelnen kleinen Furz, den jemand gelassen hat, nach
     Farbe, Geruch und Brennbarkeit zu dokumentieren. Will sagen: Die Feinarbeit sollten die beiden ruhig ohne mich machen. Ich
     würde später nach ihnen sehen, um dem Ganzen den letzten Schliff zu geben. Bis dahin suchte ich Irina.
     
    Ich fand sie im Keller bei Viktor. Wieder geriet mein Herz bei ihrem Anblick aus dem Takt. Ich schmiegte mich an ihren Hals,
     hockte mich auf ihre Schulter, sog den Duft ihres Parfums und ihres Haarshampoos ein und flog im Slalom um ihre langen, schlanken,
     starken Finger. Ich fühlte mich, als stünde ich unter Strom. So hatte ich mich gefühlt, als ich in die Radarkeule am Flughafen
     geraten war oder in den Richtfunkstrahl des Radio-Übertragungswagens. Jedes einzelne Teilchen, aus dem ich bestand, flimmerte
     in süßer Erregung. Ich konnte es nicht fassen, dass sie mich nicht wahrnehmen konnte. Mindestens müssten ihre Haare in meiner
     Nähe fliegen, so wie sie es bei statischer Ladung tun. Aber nichts. Absolut rein gar nichts. Ich seufzte.
    Ich hielt ihre Gegenwart, in der sie direkt vor mir und doch vollkommen unerreichbar war, nicht aus. Meinetiefen Gefühle mussten ein Ventil finden, sonst würde ich in einer Gaswolkenexplosion auseinanderfliegen. Ich düste zu Martins
     Büro in der winzigen Hoffnung, dass er seinen Computer angelassen hatte. Immerhin bestand die Chance, dass sein Verfolgungswahn
     abgeflaut war, nachdem ich nun mehrere Tage kaum in seiner Nähe gewesen war und ihm nicht dazwischengefunkt hatte. Vielleicht
     hatte er also einfach wieder zu seiner alten Gewohnheit zurückgefunden. Ich zitterte vor Aufregung,

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