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Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten

Titel: Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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einsteigen wollte, dann müsste ich meine
     Hormonsteuerung ausschalten   … Ich versuchte also, alle medizinischen Details zu jedem einzelnen Patienten in Erfahrung zu bringen. Es gab Brustvergrößerungen
     (7), Brustverkleinerungen (1), Nasenoperationen (3), Gesichtsliftings (4), Gesäßliftings (2), Fettabsaugungen (9) und eine
     Nierentransplantation.
    Die Operationsliste war ziemlich ungewöhnlich, fand ich. Man kann auch sagen: Sie stank wie ein Stapel brennender Autoreifen.
     Tausend Titten und eine Niere. Der Nierenkunde war der Sack, der vor einigen Tagen (langsam verlor ich das Zeitgefühl) mit
     seinem ganzen Hofstaat in den Stretchlimos hier vorgefahren war. Er war offenbar heute Vormittag unterm Messer gewesen, denn
     jetzt dämmerte er im Intensivzimmer vor sich hin und wurde rund um die Uhr von einer Krankenschwester überwacht. Im Nebenraum,
     allerdings ohne Intensivgedöns, lag ein weiterer Patient. Er war bleich und hatte überall Schläuche, sah aber trotzdem gut
     aus. Er erinnerte mich an einen Schauspieler, ich kam aber nicht auf den Namen. Egal.
    Hornhauttransplantationen gab es jedenfalls keine. Wenn Hagenbeck die Augen samt Hornhäuten hatte klauen lassen, dann verkloppte
     er sie direkt weiter. Augenchirurgie kann er vermutlich nicht, er ist mehr fürs Grobe.
    Ich dachte über die Beweislage nach und musste zugeben,dass es nicht gut aussah. Ich besaß keinerlei Beweise für einen organisierten Organklau. Dazu hätte ich den Weg von den Leichen
     im Institutskeller zur Klinik im Park nachvollziehen müssen. Vielleicht waren Martin und Gregor inzwischen weiter. Ich könnte
     ja mal ganz vorsichtig bei ihnen vorbeischauen und sehen, ob ich dort weitere Teile für mein Puzzle bekäme.
     
    »Ein Durchbruch ist es noch nicht, aber immerhin haben wir endlich mal eine Identität«, brüllte Gregor durch sein Büro. Er
     war allein. Das konnte doch nicht   … Ich hielt die Luft an. Redete er mit mir?
    »Aber was hatte der Kerl mitten in Köln zu suchen?«, ertönte die Stimme von KK Jenny. Ich folgte der Richtung, aus der die
     Stimme kam, und fand Jenny an einem Kopiergerät im Flur. Ach so. Schade. Ich hatte schon gehofft, dass Gregor vielleicht jetzt
     auch mit mir   …
    »Ich glaube nicht, dass er ein Einzelfall ist.«
    Jenny betrat das Büro, warf einige Blätter auf Gregors Schreibtisch, setzte sich davor auf den Besucherstuhl und studierte
     die Kopien. »Harun Abdelhadi, vierundvierzig Jahre alt, Marokkaner. Asylantrag abgelehnt. Abschiebeverfügung. Abschiebung
     nicht ausgeführt, weil Person nicht auffindbar. Ein Illegaler.«
    Gregor hatte mit geschlossenen Augen zugehört. »Weißt du, wie viele anonyme Leichen wir zurzeit am Hals haben?«, fragte er.
    »Wir hatten drei«, antwortete Jenny umgehend, »und leider haben wir nicht alle am Hals, weil uns zwei von dreien abhandengekommen
     sind. Dass Jochen uns die Fingerabdrücke von Abdelhadi beschaffen konnte und er bereits im System registriert war, reduziert
     die Zahl der anonymen Leichen zumindest auf zwei.«
    »Drei Tote, die nicht vermisst gemeldet wurden. Dasist statistisch auffällig«, murmelte Gregor. »Oder anders gesagt: Das stinkt zum Himmel.«
    »Du glaubst an einen Zusammenhang.« Eine Feststellung.
    Gregor sah auf die Uhr. »Lass uns etwas essen gehen.«
    Jenny verdrehte die Augen. »Es ist gerade erst zwölf.«
    »Ich gebe einen aus. Asiatisch.«
     
    Gregor und Jenny betraten den Glutamatpalast, von dem Martin Gregor berichtet hatte, durch die Vordertür. Eine Streife sicherte
     den rückwärtigen Ausgang. Sie bestellten eine Kleinigkeit, aßen, tranken Cola dazu und nahmen den Jasmintee auf Kosten des
     Hauses gern in Anspruch. Dann zog Gregor das Foto von der Tätowierung aus der Tasche, mit dem schon Martin hier gewesen war.
     Sofort kam wieder Hektik auf in der Küche. Nur dieses Mal konnte niemand durch die Hintertür entkommen.
    »Bitte sagen Sie mir, wer dieser Mann ist«, forderte Gregor die acht Anwesenden auf, nachdem er seinen Ausweis gezeigt und
     erklärt hatte, dass der Mann vermutlich Opfer einer größeren Verschwörung geworden war.
    Niemand sagte etwas, niemand hob den Kopf.
    »Was wir bisher wissen, ist, dass dieser Mann Yan Yu heißt und dass er operiert wurde. Oder operiert werden sollte. Jedenfalls
     hatte er ein Narkosemittel im Blut.«
    Die nette Bedienung und eine ältere Frau blickten sich kurz an, ohne die Köpfe zu heben.
    Jenny ging zu der Bedienung, legte ihr die Hand auf den Arm und

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