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Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten

Titel: Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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sie mit zuckersüßer Stimme.
    Hagenbeck wurde von Jennys Anblick in knapp sitzenderBluse und lässiger Leinenhose offenbar kurz irritiert, aber er sammelte sich schnell wieder. »Herr Kwasterow hat den Park
     geliebt. Er war hier als Hausmeister und Gärtner angestellt, aber das wissen Sie sicher, und er hatte ein ganz besonderes
     Verhältnis zu den Pflanzen. Vielleicht war dies der Ort, wo er sich wirklich zu Hause fühlte.«
    »Ja, vielleicht«, sagte Jenny mit einem kleinen Lächeln.
    Hagenbeck lächelte nicht zurück.
    »Wenn wir noch Fragen haben, kommen wir gern gleich noch in Ihr Büro«, sagte Gregor mit einem knappen Nicken.
    Hagenbeck glotzte doof, kapierte dann, dass er sich wegschalten sollte, erwiderte das Nicken mit beleidigtem Gesichtsausdruck
     und schnöselte zurück zum Haus.
    »Haben wir aufgrund des Selbstmordes einen Grund, die Klinik zu überprüfen?«, fragte Jenny mit gerunzelter Stirn.
    »Leider nein. Wir müssen die Lösung woanders finden«, entgegnete Gregor. »Treffen wir uns in zwei Stunden in meinem Büro.«
     
    Ich befand mich in einem Zwiespalt. Sollte ich meinen Schwur brechen und Martin darüber informieren, dass Hagenbeck und das
     Sparschwein sich kannten? Würde das die Untersuchungen voranbringen? Aber inwiefern? Nein, diese Information würde beim jetzigen
     Stand der Dinge nicht weiterhelfen. Okay, das war eine grobe Fehleinschätzung, aber selbst wenn ich an diesem Punkt des Geschehens
     eine andere Entscheidung getroffen hätte, wäre die sich anbahnende Katastrophe nicht verhindert worden. Glaube ich jedenfalls.
     
    Zunächst also machte ich mich auf die Suche nach dem Menschen, der jetzt ganz besonders und vor allen anderen meinen Beistand
     brauchte. Irina.
    Endlich hatte ich Glück und fand sie in ihrer Wohnung. Sie starrte auf ein Blatt Papier, das mit seltsamen Zeichen vollgekritzelt
     war. Russische Buchstaben, vermutete ich. Handschriftlich sahen sie noch abgefahrener aus als auf dem Wodka-Etikett.
    »Irina, meine Geliebte, es tut mir so supermegamäßig leid«, raunte ich ihr zu, obwohl ich ja wusste, dass sie mich nicht hörte.
    Sie blickte auf das Papier, zerknüllte es, strich es wieder glatt und zerknüllte es wieder. Dann schlug sie es mit der flachen
     Hand auf dem Tisch platt und schrie etwas auf Russisch dazu. Ich zuckte zurück vor Überraschung und Schreck.
    Was war plötzlich in sie gefahren?, fragte ich mich. In meiner Denkschüssel herrschte Chaos. Irina schrie erneut, wieder erschrak
     ich. Sie wirkte nicht traurig oder verzweifelt, sondern – verdammt sauer. Das überraschte mich zunächst, aber dann verstand
     ich: Ein Selbstmord ist eine feige Flucht ohne Rücksicht auf die, die zurückbleiben. Irina hatte allen Grund, auf Viktor stinkig
     zu sein. Erst machte er faule Geschäfte, dann verpisste er sich durch die Hintertür und ließ Irina mit dem angerichteten Schaden
     allein. Wie würde sie nun zurechtkommen ohne ihren Großvater, der sie auch finanziell unterstützt hatte? Der ihre ganze Familie
     war?
    Irina war so in ihrem Schmerz gefangen, dass sie das erste Klingeln an der Tür gar nicht hörte. Erst beim zweiten Läuten reagierte
     sie.
    Sie stand auf, drehte sich noch einmal um, steckte das Papier mit Viktors Abschiedsbrief – denn was sonst sollte es sein?
     – in die Hosentasche und ging zur Tür. Zwei Uniformierte standen davor.
    »Frau Irina Jelinowa?«
    Irina ließ ihn kaum aussprechen. »Kommen Sie wegenmeines Großvaters?«, fragte sie aufgeregt. »Haben Sie ihn gefunden? Ich habe eben bei der Polizei angerufen, um eine Vermisstenanzeige
     aufzugeben.«
    Die beiden Uniformen sahen sich an.
    Die Ärmste! Da findet sie einen Abschiedsbrief und setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um ihren Großvater zu finden, bevor
     er sich etwas antut – aber vergeblich.
    »Dürfen wir hereinkommen?«
    »Entschuldigung, natürlich.«
    Die beiden traten ein, Irina zeigte den Weg in die Küche, und alle drei setzten sich an den Tisch mit der von Viktor selbst
     bestickten Tischdecke.
    »Eine Vermisstenmeldung müssen Sie persönlich aufgeben«, sagte einer der Polizisten.
    »Ja, das sagte man mir. Ich wollte gleich losgehen, aber dann wieder dachte ich, ich warte noch ein bisschen, ob er nicht
     doch wieder auftaucht.«
    Nicken. Räuspern. »Also, es tut mir leid, Frau Jelinowa   …«
    Irina schlug sich die Hand vor den Mund.
    »Ihr Großvater hat sich das Leben genommen.«
    Irinas wunderbare Augen füllten sich mit Tränen.
    »Er hat sich

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