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Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten

Titel: Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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ums Herz wie noch nie, nie, nie
     zuvor in meinem Leben.
     
    Ab jetzt war ich ganz allein. Ich ahnte, dass mir die ganze Tragweite dieser schrecklichen Entscheidung erst später so richtig
     klar werden würde. Damit die höllenmäßige Megaverzweiflung mich nicht plötzlich von hinten packte, beschloss ich, mich zu
     beschäftigen. Die beste Beschäftigung ist immer eine kriminalistische Ermittlung, die das Hirn wirklich ganz und gar in Beschlag
     nimmt und die persönlichen Probleme somit verdrängt. Nicht, dass es noch etwas genützt hätte, denn wenn ich Martin meine Erkenntnissenicht mitteilen konnte, war die ganze Sache sinnlos, aber etwas Besseres fiel mir einfach nicht ein. Jedenfalls nicht, solange
     Irina nicht wieder aufgetaucht wäre, und das war sie bisher nicht, wie ich mit einem Rundflug durch die Wohnung, Uniklinik
     und Praxis feststellte.
     
    Was sollte ich also zuerst tun? Wer auch immer Leichenteileverhökerte, würde einen Abnehmer dafür finden müssen. Einen Abnehmer,
     der etwas damit anfangen konnte. Also entweder die Sachen weiterverkaufen oder direkt wiederverwenden. So oder so musste es
     eine medizinische Einrichtung sein.
    Ich düste zur Klinik im Park. Viktor war nicht dort. Eine junge Frau in Krankenschwestertracht trug mit ärgerlichem Gesicht
     Kissen für die Liegestühle herbei, während zwei Busenwunder ungeduldig darauf warteten, dass sie sich in der eben über den
     Baumwipfeln aufgehenden Sonne aalen konnten.
    Der Chefarzt war um diese vormittägliche Stunde nicht mit seinem roten Filzstift auf Bauchdecken oder in Busenfalten unterwegs,
     sondern stand mit Gesichtsmaske und grünem Kittelchen am O P-Tisch . Morgens um halb zehn in Deutschland futtert sich die eine Hälfte der Bevölkerung das Fett auf die Rippen, während die andere
     Hälfte es schon wieder absaugen lässt. Ist das Kreislaufwirtschaft?
    Es begeistert mich nicht, in blutende Wunden zu starren, daher hielt ich vor der Tür Wache. Gegen zwölf Uhr kam Dr.   Jens Hagenbeck, Inhaber und Chefarzt der Klinik im Park, aus dem OP, ging in sein privates Bad und nahm eine ausgiebige Dusche.
     Um halb eins öffnete er die Tür zu seinem privaten Büro, nahm den Hörer des Telefons und bestellte zwei große Salatteller
     und einen halben Liter kühlen Weißwein. Ob die unorthodoxe Klinikkantine auch riesige, fettige Hamburger im Angebot hatte?
     Wäre dochprima, die Leutchen direkt wieder zu mästen, kaum, dass das Fett abgesaugt war. Dann könnten die Patienten beim Auschecken
     gleich den Anschlusstermin machen.
    Es klopfte an der Tür und mit dem Salat und dem Wein betrat der offenbar erwartete Gast das Privatbüro des Dr.   Hagenbeck.
    Und ich traute meinen Augen nicht: Das Sparschwein.
    Händeschütteln, Schulterklopfen, die Herren duzten sich.
    Man setzte sich zum Essen, Hagenbecks Weinglas beschlug, das Sparschwein blieb bei eisgekühltem Wasser, der Salat krachte
     noch, so frisch war er.
     
    Ich hing sprachlos unter der Decke. Langsam, aber sicher nahm die Erkenntnis Gestalt an. Wer hatte den Bestattern durch die
     Vermietung Zugang zum Leichenkeller verschafft und sich damit eine super Auswahl zusätzlicher Leichen ins Haus geholt? Das
     Sparschwein. Wer hatte die Verbindung zum idealen Abnehmer für Recycling-Organe? Auch er. Wer faselte immer von Ressourcennutzung
     und Effizienzoptimierung und der operativen (!) Ertragsverbesserung? Das Sparschwein.
    Vor zwei Monaten hatten die seltsamen Vorfälle im Institut begonnen – praktisch zeitgleich mit der Übernahme der Institutsleitung
     durch das Sparschwein.
    Das würde mir kein Mensch glauben. Abgesehen davon, dass ich ja nun auch keinem Menschen mehr von meiner Entdeckung erzählen
     konnte. Ich brauchte Beweise. Sobald ich wirklich schlüssige Beweise hatte, würde ich entscheiden, wie ich die Ergebnisse
     meiner Nachforschungen der ermittelnden Behörde zukommen lassen würde. Aber bis dahin war ich auf mich gestellt. Ich musste
     noch viel genauer hinsehen, musste mich an alles erinnern, was ich von Martin und Gregor in den letzten Monaten gelernthatte, musste meine Augen und Ohren überall haben. Schluss mit Kino, Schluss mit Fernsehen, Schluss mit abendlichem Bauchnabelglotzen.
     Ab sofort war ich rund um die Uhr im Dienst.
     
    Bisher hatte ich mich hauptsächlich für die weiblichen Patienten des Hauses interessiert – reiner männlicher Egoismus. Aber
     wenn ich jetzt ernsthaft und vor allem nur auf mich gestellt in das Ermittlergeschäft

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