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Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Titel: Künstlerpech: Palzkis achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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noch instruieren.«
    »Ja, ja, machen Sie das. Können Sie danach beim Caterer anrufen? Beim Beluga-Kaviar war heute das leicht salzige Aroma eine Nuance unausgewogen.«
    Ich nahm den Pinocchio vom Tisch und überreichte KPD die Figur. »Mit diesem Jodsalz aus dem Supermarkt können Sie das Zeug nachsalzen. Das merkt kein Mensch.«
    Jutta zog mich am Ärmel aus KPDs Büro.
    »Es reicht«, raunte sie mir auf dem Flur zu. »Irgendwann ist auch einmal deine Glückssträhne zu Ende.«
    Dass sie schon in Kürze zu Ende gehen würde, wusste ich in diesem Moment zum Glück noch nicht.

Szene 9 Stabbearbeitungscentrum SBA 7
     
    »Deine Aktion ging eindeutig nach hinten los«, äußerte Gerhard, als wir an Juttas Besprechungstisch saßen.
    »Hör auf mit diesem blöden Thema. Wenn ich meinen Job verliere, werde ich Berater in der Imbissbudenbranche oder mache eine Kochsendung für Fast Food. Die bräuchte ja nur fünf Minuten Sendezeit. Und dort gibts wenigstens keine Spinner.«
    Mitten auf dem Tisch lag eine Krankmeldung. Bevor ich sie neugierig betrachten konnte, erklärte Jutta: »Die ist von Jürgen. Er hat sich bei seiner Mama mit irgendwas angesteckt.«
    Jürgen stand auf Jutta und wohnte noch zu Hause bei seiner Mutter. Jedes Mal, wenn er Jutta imponieren wollte, trat er in ein Fettnäpfchen und sorgte damit für allgemeine Heiterkeit. Wie gut, dass mir solche Missgeschicke niemals passierten.
    Jutta kam endlich zur Sache. »Ihr beiden dürft wieder ein bisschen in der Gegend herumfahren. Das macht ihr bestimmt gern.«
    Sie fuchtelte mit einem Schriftstück herum. »Der tote Tuflinsky hat tatsächlich jemanden erpresst. Und jetzt haltet euch fest: Der Mann heißt Tomas Morda. Das sagt euch nicht viel, aber es ist ein Kollege von Tuflinsky. Und ja, er war am Samstag arbeiten.«
    Dieser Tuflinsky hat es in sich, dachte ich mir. An allen Ecken gab es Anhaltspunkte für ein Motiv.
    »Weiß man auch einen Grund für die Erpressung?«, fragte Gerhard.
    Jutta nickte. »Jawohl, Kollege. Es geht um Zigarettenschmuggel, und zwar im großen Stil. Morda verfügt anscheinend über einen netten Zusatzverdienst. Der Computerauswertung zufolge hat Tuflinsky bisher dreimal eine fünfstellige Summe verlangt. Wir gehen davon aus, dass er die auch jedes Mal erhalten hat.«
    »Zigarettenschmuggel? So was gibts heutzutage noch?«
    Jutta hob ihren Zeigefinger und belehrte uns: »Der Hauptmarkt des Zigarettenschmuggels ist Berlin. Dort hat man anhand von leeren Zigarettenschachteln im Müll herausgefunden, dass in unserer Hauptstadt die meist gerauchte Marke ›Jin Ling‹ ist.«
    »Jin Ling?«, unterbrach ich sie. »Hab ich noch nie gehört.«
    »Das glaub ich dir gern, Reiner. In Berlin gibt es keine einzige offizielle Verkaufsstelle für diese Marke.«
    »Hä?«
    »Du hast dich schon mal gewählter ausgedrückt. Jin Ling wird ausschließlich im Schwarzhandel von Vietnamesen auf Berlins Straßen verkauft. Die Stange zu Preisen zwischen 22 und 25 Euro. Damit ihr beiden nicht nachrechnen müsst: Bei jeder Stange gehen dem Staat 29 Euro Steuergelder flöten. Allein in Berlin werden pro Jahr rund 330 Millionen Stück Jin Ling umgesetzt. Produktionskosten in Osteuropa übrigens schlappe 1,6 Cent das Stück.«
    Das war mal wieder starker Tobak, was Jutta uns da erzählte.
    »Und der Zoll schaut einfach zu?«
    »Natürlich nicht. Knapp zehn Prozent der Zigaretten werden kassiert. Doch die Vietnamesen stört das nicht. Bei ihren Vernehmungen heißen alle grundsätzlich Nguyen und sind am 1. Januar geboren. Selbstverständlich haben sie keine Papiere. Man nimmt ihnen die Fingerabdrücke und lässt sie wieder frei, da sie mit höchstens zwei Stangen Zigaretten erwischt wurden. Das zählt beim Zoll als Bagatellvergehen.«
    »Könnte man nicht unseren lieben Dienststellenleiter nach Berlin versetzen? Das wäre doch eine herausfordernde Aufgabe für ihn und wir hätten Ruhe von ihm.«
    »Du stellst dir das mal wieder so naiv vor, Reiner. Berlin ist ein anderes Bundesland, wie du vielleicht in der Schule gelernt hast. Außerdem ist der Zoll organisatorisch nicht bei der Kriminalpolizei angesiedelt, zumindest nicht bei unserer. Das Zollkriminalamt gehört nicht zum Innen-, sondern zum Finanzministerium.«
    Gerhard mischte sich ein. »Lass mal, uns fällt bestimmt eine gute Geschichte ein, mit der wir KPD bei meiner Schwester diskreditieren können.« Gerhard wandte sich an seine Kollegin: »Äh, Jutta, du hast die ganze Zeit von Berlin erzählt. Was geht

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