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Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Titel: Künstlerpech: Palzkis achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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Moment.«
    Während Gerhard im Stehen seinen Kaffee schlürfte, klärte ich Herrn Schmitt auf: »Wir wollen Ihren Mitarbeiter Tomas Morda als Zeugen befragen. Er soll bei Ihnen arbeiten.«
    »Tom? Klar arbeitet er hier.« Er zeigte in Richtung Fabrikhalle. »Drüben in der Montage.«
    Ansgar Schmitt gab uns mit einer Geste zu verstehen, ihm zu folgen. Als wir den Eingang zur Halle betraten, rief er: »Tom, wo bist du? Die Polizei will dich sprechen!«
    Im gleichen Moment schepperten im hinteren Bereich der Montagehalle Glasscheiben, die zu Bruch gingen. Wir sahen einen kleineren Mann mit Vollbart durch die mit Maschinen vollgestellte Halle springen. Noch während wir uns orientierten, brach die erste Salve eines Maschinengewehrs los.
    Jeder Laie, der plötzlich in solch eine lebensbedrohliche Situation geriet, war hoffnungslos verloren. Das eigene Gehirn blockierte im Regelfall alle relevanten und überlebenswichtigen Entscheidungen. Nicht umsonst gab es den Spruch ›zur Salzsäule erstarrt‹. Als Polizeibeamter war man zwar ebenfalls überrascht, doch die antrainierten Reflexe funktionierten.
    »In Deckung!«, schrien Gerhard und ich gleichzeitig, während wir hinter einer Standbohrmaschine mit großem Unterschrank verschwanden. »Alles raus aus der Halle, hier schießt jemand scharf!«, brüllte ich mit ganzer Kraft gegen den Lärm an. Zeitgleich ratterte die zweite Salve und echote in der Halle sekundenlang nach.
    Ich hoffte, dass der Schütze nur uns beide im Visier hatte, denn das würde bedeuten, dass es bisher keine Todesopfer zu beklagen gab.
    Der Platz hinter der vermeintlich sicheren Bohrmaschine war begrenzt. Während Gerhard seine Waffe zog, blickte ich vorsichtig nach rechts an ihm vorbei. Ich konnte auf den ersten Blick keine Schäden erkennen. Wahrscheinlich hatte Morda die Vorderseite der Standbohrmaschine zielgenau beschossen. Eine dritte Salve donnerte durch die Halle. Schweiß lief mir den Nacken hinunter. Gerhard wusste nicht, was er mit seiner kleinen Waffe anstellen sollte. Sobald er den sicheren Schutz der Maschine verließ, würde ihn die nächste Salve des Maschinengewehrs in Stücke zerreißen. Wir waren gefangen und konnten nur hoffen, dass Morda die Gelegenheit zur Flucht nutzen würde. Die nächste Salve vernichtete diese Überlegungen. In der langsam aufsteigenden Todesangst schaute ich nach rechts zu meinem Kollegen. Dieser starrte hart an mir vorbei. Seine Kinnlade fiel nach unten. So sprachlos hatte ich ihn noch nie gesehen. Seine Mimik war eindeutig: Morda stand mit einer Waffe hinter mir. Um vor meinem Tod wenigstens einmal sein Gesicht zu sehen, drehte ich mich herum.
    Der Geschäftsführer stand mitten in der Halle auf einem Laufweg und stierte uns ungläubig an.
    »Was machen Sie da unten?«, fragte er unschuldig. Er bückte sich ein wenig zu uns runter, dabei fiel die Broschüre auf den Boden.
    Es dauerte, bis ich die Situation erfasst und verarbeitet hatte. Meine ersten Laute waren hilfloses Herumgestottere, das man in solch einer ernsten Situation nicht wiedergeben sollte.
    »Jemand ballert mit einer Automatikwaffe in der Halle herum«, war mein erster sinnvoller Satz.
    Endlich hatte Schmitt verstanden. »Jetzt weiß ich, was los ist. Ich dachte, Sie wollen hier eine Übung abhalten. Was Sie da gehört haben, ist mein neues Stabbearbeitungscentrum SBA 7.«
    Gerhard und ich schauten unglaublich dämlich aus der Wäsche. »Das war kein Maschinengewehr?«
    Der Geschäftsführer lachte schallend. »Wo sollen wir hier ein Maschinengewehr herkriegen? Wir sind Fensterbauer und keine Waffenhersteller.«
    Noch traute ich der Sache nicht ganz. Sehr langsam verließen wir unser Versteck und standen, uns nach allen Seiten umsehend, auf. Überall blickten uns Arbeiter verständnislos an. Langsam sank meine Pulsfrequenz.
    »Kommen Sie, ich zeige Ihnen die Maschine.« Stolz klang aus seiner Stimme.
    Wir standen vor einer unheimlich kompliziert aussehenden Maschine, die mir nicht im Geringsten etwas sagte. Wenn Schmitt mir erklären würde, dass man damit die Streifen in die Zahnpasta bekommt, würde ich ihm auch das glauben.
    Der Geschäftsführer zeigte abwechselnd auf diverse Details seines Wunderwerks. »Damit kann man unter anderem millimetergenau Wetterschenkelbohrungen, Ecklagerzapfbohrungen am Flügel bis hin zu Rollladennippelbohrungen steuern. Schauen Sie hier: Das ist die hochdynamische Linearachse für Greifer mit höchster Präzision. Oder das Rad nebenan – «
    Er steigerte

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