Künstlerpech: Palzkis achter Fall
Was gibts hier für uns zu tun?«
Sie zeigte in Richtung KPD, der in ein paar Metern Entfernung in der Nähe eines großen Busches mit zwei Untergebenen diskutierte. »Der Hund eines Spaziergängers hat ein paar Skelettteile ausgebuddelt. Es sind eindeutig menschliche Knochen.«
»Wie lang lagen die denn schon dort? Das ist doch normal, dass auf einem Gräberfeld Knochen liegen. Oder haben wir aktuell Langzeitvermisste in unserer Region? Und warum ist KPD hier?«
Jutta zuckte mit den Schultern. »Fragen stellst du. Woher soll ich das wissen?«
Ich seufzte. »Also mal wieder in alten verstaubten Akten wühlen. Das wird KPD wohl kaum selbst machen. Wer hat den überhaupt aus seinem Büro gelockt? Seit der seine Klimaanlage hat, verlässt er sein Büro normalerweise nur, wenn er aufs Klo muss.«
Zusammen mit Jutta gingen wir zu unserem Vorgesetzten. Der Tatort sah wenig spektakulär aus. Ein bisschen aufgewühlter Sandboden und eine Plane, unter der wahrscheinlich die Skelettteile lagen.
»So, jetzt bin ich da, Herr Diefenbach.«
KPD unterbrach seinen Monolog mit den Untergebenen und schaute mich überrascht an. »Ja?«
»Ich wollte nur sagen, dass Frau Wagner und ich jetzt die Ermittlungen übernehmen. Sie können wieder in Ihr wohltemperiertes Büro fahren. Nicht, dass Sie bei diesen Temperaturen einen Sonnenstich bekommen.«
»Von was reden Sie da, Palzki?«, fragte er ungehalten.
Ich kratzte mich am Kopf und überlegte, ob KPD seine Klimaanlage zu niedrig eingestellt hatte und seine Hirnsynapsen dadurch einen Frostschaden erlitten hatten.
»So machen wir es doch immer, Herr Diefenbach. Wir, die Indianer, ermitteln draußen vor Ort, und Sie als Häuptling lösen in Ihrem Büro in aller Ruhe das Verbrechen. Dazu müssen Sie doch nicht selbst an den Tatort kommen. Was da unterwegs alles hätte passieren können bei dem Verkehr heutzutage.«
»Wie kommen Sie darauf, dass Sie den Fall übernehmen sollen, Palzki?«
»Aber – aber, Sie haben mich doch rufen lassen!«
»Ach so«, KPD versuchte zu lachen, was aber ziemlich verächtlich rüberkam. »Jetzt verstehe ich. Da liegt ein Missverständnis vor. Die Ermittlungen in diesem schwierigen Fall führe ich selbstverständlich höchstpersönlich. Hier ist meine Kompetenz vor Ort gefragt.«
Ich brauchte ein paar Sekunden, um meinen Mund wieder schließen zu können.
»Und was soll ich dann hier?«
KPD zog mich am Oberarm aus der Hörweite der anderen.
»Sie müssen für mich nach Frankenthal. Ich kann leider nicht auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen.«
»Ich soll für Sie auf eine Hochzeit gehen?«
Das wurde ja immer verrückter.
»Nein, natürlich nicht. Das wäre in den Kreisen, in denen ich verkehre, ja außerordentlich peinlich.«
Ich bemühte mich, die Beleidigung zu überhören.
»Wie Sie den letzten Ausgaben des Polizeikuriers entnehmen konnten, mache ich gerade eine Vortragsreise durch die Kurpfalz. In meinen Vorträgen referiere ich über wichtige und aktuelle Themen zur Polizeiarbeit. Klar, dass da ausschließlich hochrangige Beamte zuhören. Ich kann mit meinen Ideen nicht nur die Polizeiarbeit der Zukunft revolutionieren, sondern auch mein persönliches Netzwerk ausbauen.« Er schaute gen Himmel, als erwarte er, dass ihm eine Krone entgegenfallen würde.
Ich hatte keine Ahnung, was er mit ›Polizeikurier‹ meinte. Vielleicht wusste es Jutta. KPD sprach weiter.
»In der nächsten Woche habe ich einen wichtigen Vortrag im Spiegelsaal des Frankenthaler Congressforums, nähere Informationen hängen am Schwarzen Brett. Kennen Sie das Congressforum?«
Ich nickte, denn erst kürzlich erreichte dort die Ermittlungssache mit dem Speyerer Bistum einen ihrer Höhepunkte.
»Wenn solch hochrangige Beamte zu meinen Vorträgen kommen, selbst der Minister hat zugesagt, müssen natürlich auch die Sicherheitsaspekte vor Ort geklärt werden. Das ist zwar eine heikle Sache, aber ich denke, wenn ich Sie genau instruiere, könnte es klappen.«
»Soll ich die Security in Frankenthal überprüfen?«
»Ach was, ich will Sie ja nicht überfordern. Ihre Aufgabe besprechen wir nachher. Fahren Sie jetzt zuerst mal mit Ihrer Kollegin Wagner auf die Dienststelle. Ich komme bald nach, dann werde ich Ihnen alles erklären.«
KPD wandte sich wieder seinem Tatort zu, die Sache war für ihn zunächst erledigt. Unverhofft kam er aber noch mal zurück und schaute mit verklärtem Blick auf Lisa.
»Meine Frau und ich wollten ja auch mal Kinder haben.
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