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Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Titel: Künstlerpech: Palzkis achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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»Wohin?«
    Einer der beiden lachte. »Wohl Not am Mann, oder? Die Dame ist nach vorn gerannt. Beeil dich, dann packst du sie noch.«
    Trotz dieses Missverständnisses wurde meine Wahrnehmung durch diesen Kommentar bestätigt. Sie war also real. Und ich war ihr auf der Spur. Wie eine lahme Ente, wahrscheinlich sah es auch so aus, schlingerte ich nach vorn zur Hofeinfahrt. Ich schüttelte und rüttelte, doch es war abgeschlossen. Hier hatte sie nicht fliehen können, wenn sie nicht gerade einen Schlüssel hatte. Doch davon ging ich nicht aus. Jetzt blieb nur noch die Tür zu dem kleinen Innenhof. Wie gut, dass wir uns vorhin alles genaustens angeschaut hatten. Ich riss die Tür auf und blickte sofort auf den roten Stöckelschuh, der vor mir auf dem Boden lag. Die Jagd war so gut wie gewonnen. Um keine Zeit zu verlieren, ließ ich den Schuh zunächst liegen. Jetzt musste ich mich erstmal entscheiden. Nach unten in den mir unbekannten Keller, oder nach oben zur Verwaltung? Ich weiß nicht mehr warum, ich entschied mich für den Weg nach oben. Irgendwie hatte ich das Bild im Kopf, wie die Rothaarige auf einem einzelnen Pumps über das Kuppeldach des Capitols flüchtete. Doch wie sollte ich das in meinem Zustand schaffen? Sollte ich zurückgehen und Hilfe holen? Hatte Gerhard nicht mitbekommen, wie ich aus dem Saal rannte? War er vielleicht gleich da? Es half nichts, ich durfte die Spur nicht erkalten lassen. Mit übermenschlicher Kraft begann ich, das Treppenhaus zu besteigen. Ich hörte Schritte. Schritte, die näher kamen. Hatte ich die Frau in die Enge getrieben und sie wollte sich stellen? Meine Hoffnung erfüllte sich nicht. Theobald Kreuzberger kam um die Ecke des Treppenhauses und schaute mich verwundert an.
    »Um Himmels willen, Herr Palzki, was ist denn mit Ihnen los? Ihre Hose ist ja zerrissen, und Sie sehen alles andere als gut aus.«
    »Haben Sie eine Frau gesehen? Die mit den roten Haaren?«
    Kreuzberger schüttelte verwirrt den Kopf. »Nein, ich war oben in der Verwaltung. Mir ist niemand entgegengekommen.«
    Der Keller. Jetzt hatte ich sie. Hoffentlich gab es keinen zweiten Ausgang.
    »Laufen Sie bitte in den Saal zu meinem Kollegen. Er soll so schnell es geht herkommen, Herr Riehle am besten auch.«
    Ich schob ihn mit sanfter Gewalt zur Tür, da er etwas begriffsstutzig wirkte. Ohne auf die Verstärkung zu warten, nahm ich die ausgetretenen Stufen nach unten. Die Tür zum Keller stand sperrangelweit offen. Alles war zappenduster. Wenn die rothaarige Frau in den Keller gelaufen war, wo sollte sie auch sonst hin sein, musste sie eine Lampe dabei haben. Anders konnte man sich hier nicht orientieren. Ich fand sofort den Lichtschalter, und ein paar Funzeln erleuchteten einen modrigen Kellergang. Linkerhand erkannte ich eine Metalltür, die abgeschlossen war. Um keine Überraschung zu erleben, bewegte ich mich langsam in das mir unbekannte Terrain. Auch hier war alles vollgestellt. Die Gefahr, dass die Unbekannte etwas Schweres auf mich herabstürzen ließ, war nicht von der Hand zu weisen. Mein Knöchel pulsierte mit meinem Herzschlag um die Wette, doch es trieb mich weiter. Der Kellerflur endete in einem weitläufigen Raum, der durch die niedrige Deckenhöhe von nur knapp über zwei Meter unheimlich gedrungen und gefährlich wirkte. Ich musste mich direkt unter dem Saal des Capitols befinden. Auch dieser Raum wurde als Lager benutzt. Hier gab es unzählige Möglichkeiten, sich zu verstecken.
    »Hände hoch!«, rief hinter mir eine laute Stimme.
    »Ach so, du bists«, meinte Gerhard, als er mich erkannte. »Wo ist sie?«
    Ich setzte mich auf eine Kiste. Die Anwesenheit meines Kollegen brachte mir spontan ein wenig Erleichterung. Die Schmerzen blieben, aber die Gefährlichkeit der Situation hatte abgenommen. Der Geschäftsführer und weitere Mitarbeiter des Capitols kamen nach.
    »Hier irgendwo muss sie sich versteckt haben, es gibt keine andere Möglichkeit.«
    »Geh hoch und hol Lassie«, meinte Riehle zu einem Mitarbeiter.
    Gerhard setzte sich neben mich. »Ich sag dir lieber nicht, wie du aussiehst, Reiner. Ist es arg schlimm?«
    »Nur wenn ich lache«, sagte ich erschöpft und fragte den Geschäftsführer: »Lassie, das ist wohl ein Hund, oder?«
    Riehle nickte. »Der gehört einem der Nachbarn. Bei hartnäckigen Fällen leihen wir ihn manchmal aus. Lassie ist ein absolut harmloses Hündchen, kann aber knurren wie ein Löwe. Wenn sich jemand im Keller versteckt hat, dann findet Lassie die Person

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