Künstlerpech: Palzkis achter Fall
Halbbruder«, unterbrach der Künstler, der ein Verlängerungskabel in der Hand hielt. »Matthias ist im Grunde genommen harmlos. Man darf ihn nur nicht um ärztliche Gefälligkeiten bitten.«
»Matthias soll harmlos sein?« Frau Kreuzberger schüttelte fassungslos ihre Mähne. »Im letzten Jahr wollte er meine Leber transplantieren, nur weil ich leichtes Kopfweh hatte.«
Fast war ich versucht, den Spruch von Ursache und Wirkung anzubringen, doch damit hätte ich nur weiteres Öl ins Feuer geschüttet. »Wir haben alles im Griff, Frau Kreuzberger. Durch die Eingangskontrolle schlüpft keine Maus unbemerkt, außerdem haben wir jeden Schlupfwinkel abgesucht. Es ist auszuschließen, dass es heute zu einem weiteren Attentat kommt.«
»Dann kann ich nur hoffen, dass Sie recht haben«, antwortete sie. »Ich gehe dann nach vorn.« Gemeinsam mit ihrem Mann, der keine Silbe gesagt hatte, zog sie ab.
Den Comedian schien das alles nicht weiter zu stören. Mit seinem Stromkabel suchte er die Wände ab.
»Was machen Sie da?«, fragte ich ihn.
»Ich suche eine Steckdose«, antwortete er.
Riehle reagierte, schob einen Sessel zur Seite und zeigte ihm den Stromanschluss.
Pako stöpselte das Kabel ein und verlegte es quer über den Boden zu einem Tisch. Daneben stand ein großer Karton, aus dem er eine Mikrowelle hob und auf den Tisch stellte.
»Mein Goldstück«, erklärte er uns. »Ein eigner Herd ist Goldes wert.«
Na prima, wusste ich es doch. Jeder, auch wenn er noch so berühmt war, hatte einen mehr oder weniger deutlichen Spleen. Im Leben käme ich nicht auf die Idee, ständig eine Mikrowelle mitzuschleppen. Es reichte, wenn ich meine Großpackung Tabletten gegen Sodbrennen stets mit mir führte.
»Brauchen Sie das Gerät für Ihren Auftritt?«, fragte Gerhard verwundert.
Pako stutzte einen Moment. »Woher denn, des liegt dodra, dass ich Vegetarier bin. Iwwerall wu ich hikumm, krieg ich Flesch higestellt.« Er schüttelte sich. »Ganz schlimm war es im Urlaub in Ungarn. Dort ist das Wort vegetarisch noch ein Fremdwort.«
Mir fiel die Kinnlade herunter. Nicht genug, dass ich bezüglich des Gemüsewahns ständig mit meiner Frau kämpfte, musste ich aktuell auch meinen Kollegen Gerhard davon abbringen, zur Grünzeugfraktion zu wechseln. Da kam mir natürlich äußerst ungelegen, dass nun auch der Künstler querschoss, zumal er männlich war. Ich kam mir vor wie der letzte Fleischesser der Welt.
»Aber warum das Gerät?«, fragte ich, weil ich den Zusammenhang nicht kapierte.
Pako zeigte auf einen geflochtenen Korb, in dem schreckliches Gemüse aller Art lag. »Ohne Mampf kein Kampf. Vor jedem Auftritt bereite ich meiner Freundin und mir ein leckeres Gericht zu. Kochen ist für mich ein toller Ausgleich und lenkt gleichzeitig vom Lampenfieber ab. Gut gess iss halwer gwunne. Dann flutscht es nochher wies Lottche.«
Gerhard, der Verräter, untersuchte die Zutaten im Korb. Nachdenklich meinte er: »Meine Freundin will, dass ich das auch mal versuche. Schmeckt das wirklich, so ohne Fleisch?«
Pako grinste. »Wisse se was? Ich schnippsel äfach ä bissel mehr, dann kenne se nochhert probiere. Vielleicht schreiw ich mol ä vegetarisch Kochbuch, so ganz ohne Fläsch.«
Irgendwie fühlte ich mich unwohl. Das lag allerdings nicht an dem Flair des Raumes, der mit seinem zusammengewürfelten Inventar aus längst vergangenen Kinozeiten sehr gemütlich wirkte, sondern an dem aktuellen Thema. Ich zog die thematische Notbremse.
»Wo ist eigentlich Ihre Freundin?«
»Die ist zum Auto, den Rest holen. Normalerweise fahren wir immer mit dem Wagen vor den Backstage-Bereich, heute hat aber irgendein Depp den Eingang zugeparkt. Deswegen musste ich die Mikrowelle fast 200 Meter weit schleppen. Wenn ich den Idioten zu fassen kriege, der vor dem Tor geparkt hat … «
Gerhard drehte sich zur Seite, damit niemand sein Grinsen sah.
»Ich habe mich bereits um den Verkehrssünder gekümmert«, sagte ich.
Das Handy des Geschäftsführers meldete sich. Riehle sprach ein paar Worte und meinte dann zu uns: »Ich muss nach vorn. Wenn Sie mich brauchen, finden Sie mich im Foyer.«
Jetzt waren Gerhard und ich mit dem Künstler allein.
»Haben Sie bereits Frau Westermann und Herrn Stefanus gesehen?«
Pako nickte. »Die waren beide kurz bei mir. Stefanus hat mir ein paar Unterlagen gebracht, obwohl er mir die auch hätte zuschicken können. Warum die Westermann dabei war, weiß ich nicht. Die taucht in letzter Zeit aber überall auf. Kann
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