Künstlerpech: Palzkis achter Fall
garantiert.«
»Hilf mir mal hoch, alter Knabe«, sagte ich zu Gerhard. »Wir gehen zurück in den Saal. Hier unten sind genug Leute, die aufpassen, dass unser Fräulein nicht türmt.«
Auf dem Weg zurück blieb ich plötzlich stehen und rief nach dem Geschäftsführer. »Herr Riehle, können Sie bitte mal kurz kommen?«
Neugierig kam er heran, und ich zeigte auf die verschlossene Metalltür. »Wo geht’s da hin? Ist das eine Nebenausgang?«
»Der Keller hat nur diesen einen Zugang, Herr Palzki. Diese Tür haben wir erst vor zwei Jahren zufällig entdeckt. Da war natürlich keine Tür, sondern eine Bretterwand. Als wir die faulen Bretter entfernt hatten, entdeckten wir den Zugang. Da geht es ein paar Meter nach unten in einen Raum.«
»Und was ist da drin?«
»Da ist nichts drin und da war auch nichts«, erläuterte Riehle. »Vielleicht diente er im Krieg als Luftschutzkeller. Einen Schatz haben wir nicht gefunden, wenn sie das meinen.«
Als wir in den Saal zurückkamen, beziehungsweise stolperten, kam Theobald Kreuzberger mit seiner Frau auf mich zu. »Haben Sie die Frau gefunden?«, fragten beide gleichzeitig.
Ich schüttelte den Kopf und setzte mich. Mannheimer Kollegen waren bereits dabei, den Tatort zu sichern. Den Vorhang hatte man auf die Seite geschafft, und die Bühne sah, von dem fehlenden Vorhang abgesehen, wieder aus wie vorher.
Pako, noch sichtlich blass im Gesicht, setzte sich neben mich. »Ich will mich bei Ihnen bedanken, Herr Palzki. Sie haben mir das Leben gerettet.«
Ich schaute ihn an. »Erstens habe ich nur meine Pflicht getan, zweitens habe ich nur eine Tat verhindert. Vielleicht wäre auch so nichts passiert.«
Der Comedian hustete. »Das ist ziemlich unwahrscheinlich. Die Metalltür stand vollflächig unter Strom. Wir haben sie nur kurz gestreift, und das tat schon heftig weh. Und dann der Draht: Wenn ich da drübergestolpert wäre, hätte man mich unter dem großen Scheinwerfer einsammeln müssen.« Er zeigte nach oben.
»Wer könnte es auf Sie abgesehen haben?«, fragte ich den Künstler. Die Sache mit Tuflinsky und Morda konnten wir nun endgültig als falsche Fährten abschreiben. Es ging ganz allein um den Künstler. Sein Leben war in Gefahr. Eindeutig.
»Ich weiß es nicht, wirklich nicht.« Pako vergrub das Gesicht in seinen Händen. Dann blitzte er mich an. »Wenn wir das alles überstanden haben, Herr Palzki, dann lade ich Sie und Ihre Frau zu einem vegetarischen Festschmaus ein, das haben Sie sich verdient!«
Es schüttelte mich. Doch im Moment hatte ich größere Probleme. Wenn es an der Zeit war, konnte ich die Einladung bestimmt mit einer fadenscheinigen Ausrede ablehnen.
»Jetzt fällt leider zum zweiten Mal eine Vorstellung mit Ihnen aus.«
»Aber auf keinen Fall«, erwiderte er entrüstet. »Die Mannheimer Polizei ist auf Draht, danach wird die Bühne wieder freigegeben und der Saal für die Gäste geöffnet. Selbstverständlich ziehe ich heute mein Programm durch, auch wenn es zum Essenkochen nicht mehr reicht. Ich bin viel zu aufgeregt, um die Vorstellung platzen zu lassen. Außerdem wird mir die Ablenkung guttun. Werden Sie zuschauen?«
»Heute nicht. Meine Verfassung ist zurzeit nicht die beste.« Ich stand auf. »Dann wünsche ich Ihnen viel Glück und Erfolg. Ich denke, dass wir uns morgen wieder sehen.«
Nach der Verabschiedung ging Pako nach hinten, um vermutlich noch ein paar Karotten zu sich zu nehmen.
Zeitgleich kam Riehle in den Saal. »Tut mir leid, Herr Palzki. Im Keller ist niemand. Lassie hat nicht einmal angeschlagen. Sind Sie sicher, dass die Frau im Keller verschwunden ist?«
»Es gibt keine andere Möglichkeit«, erwiderte ich, und mir fiel der Schuh ein.
»Gerhard«, rief ich, da sich mein Kollege gerade mit einem Mannheimer Kollegen unterhielt. »Habt ihr den roten Pumps eingesammelt?«
»Wie bitte?«, fragte er zurück. »Von was redest du?«
»In dem kleinen Innenhof hat unsere Unbekannte einen roten Stöckelschuh verloren.«
»Ich hab nichts gesehen«, meinte er.
»Ich auch nicht«, sagte Riehle.
Niemand hatte ihn gesehen, wie sich kurz darauf herausstellte. Ich hatte keine Ahnung, wie die Rothaarige es geschafft hatte, an mir vorbeizuschleichen, ihren Schuh einzusammeln und von keinem anderen im Gebäude gesehen zu werden.
Mitten im Saal traf ich auf Gerhards Schwester Doris mit ihrem Team.
»Hallo, Reiner«, begrüßte sie mich. »Alles in Ordnung bei dir? Gerhard hat mir bereits alles erzählt. Bei euch erlebt man ja was.
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