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Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Titel: Künstlerpech: Palzkis achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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gesehen. Fassungslos bestaunten wir die riesigen Stapel, die scheinbar kreuz und quer in der Gegend herumstanden. Kaum zu glauben, dass dahinter ein System stecken sollte.
    »Warum brauchen Sie so viele Stühle?«, fragte ich Stefanus. »Damit können Sie ja die Frankenthaler Fußgängerzone komplett bestuhlen.«
    »Soviel sind das auch wieder nicht«, bekam ich zur Antwort. »Wir haben immerhin zwei Säle und ein paar Kongressräume. Und alle Räumlichkeiten können unterschiedlich bestuhlt werden, je nach Anforderung. Wir sind da äußerst flexibel, müssen aber dafür halt das ganze Equipment vorhalten. Aber wo ist denn jetzt der Tom, verflixt noch mal.«
    Stefanus schaute zum anderen Ende des Lagers, an dem sich eine weitere Tür befand. »Tom? Wo bist du? Warum steht noch alles hier unten? In zwei Stunden musst du fertig sein.«
    Keine Antwort, das war mir klar.
    »Der ist bestimmt auf der Flucht«, sagte ich zu Stefanus. Dieser reagierte verwirrt.
    »Warum sollte er? – Hat er was mit Tuflinskys Tod zu tun?«, hakte er nach.
    »Er wurde von ihm erpresst«, klärte ich ihn auf, obwohl ihn das eigentlich nichts anging.
    »Erpresst? Jetzt verstehe ich langsam.«
    Aber ich verstand nicht. »Klären Sie mich bitte auf?«
    Stefanus ordnete zunächst seine Gedanken. »Na ja, die beiden verhielten sich in letzter Zeit wie Hund und Katz. Noch vor ein paar Monaten waren sie die dicksten Kumpel. Aber deswegen gleich jemand umbringen?«
    »Da sitzt jemand.«
    Wir blickten zu Becker, der ein paar Meter in Richtung Lagermitte gegangen war. Während wir zu ihm aufschlossen, deutete der Student nach vorn. Unzweifelhaft saß in der Nähe des zweiten Ausgangs auf einem einzelnen Stuhl eine Person, die uns den Rücken zukehrte.
    Stefanus erkannte diese Person. »Da bist du ja, Tom. Warum meldest du dich denn nicht?« Er lief zu ihm hin und tätschelte ihm den Rücken. Wie in Zeitlupe rutschte Morda nach links. Sekunden später hatte sein Oberkörper den eigenen Schwerpunkt überwunden und knallte auf den Boden.
    Sein Gesicht sah ähnlich aus, wie am Samstag Tuflinskys: Es war nicht mehr vorhanden. Die offensichtliche Tatwaffe lag unweit des Opfers. Der U-Stahlträger hatte eine Kantenlänge von etwa fünf Zentimetern und war gut einen Meter lang. Wer dieses Stahlstück mit Wucht mitten in die Zentrale seiner meisten Sinnesorgane geschlagen bekam, musste sich um kosmetische Schönheitsoperationen keine Gedanken mehr machen.
    Stefanus wurde bei dem Anblick kreidebleich. Gerhard fühlte sicherheitshalber den Puls. Den von Morda.
    Die große Blutlache vor dem Stuhl war recht frisch. Meiner Laienmeinung nach lag der Zeitpunkt des Verbrechens höchstens eine Stunde zurück.
    Dieser Zeitpunkt und die Tat an sich erlaubten spontan zwei Feststellungen: Das gestrige Attentat im Capitol auf Pako war entweder ein Ablenkungsmanöver oder von der Ermittlungssache Tuflinsky und jetzt auch Morda völlig unabhängig. Was die Leiche betraf, die vor mir auf dem Boden lag, gab es viele Möglichkeiten: Alle Personen, die sich in Künstlerzimmer 7 getroffen hatten, kamen als potenzielle Täter in Betracht. Damit war der Täterkreis aber nicht abgeschlossen. Ich dachte auch an Guru, die rothaarige Frau und sogar an den Künstler selbst. Ja, vielleicht steckte Pako selbst hinter alledem, weil er mit den beiden Ermordeten eine Rechnung offen hatte.
    Gerhard tat das Vernünftigste: Er rief mit seinem Handy die Frankenthaler Kollegen an.
    »Sollen die sich um die Hauptarbeit kümmern«, meinte er trocken. »Wir bauen dann die Resultate in unsere Ermittlung ein.«
    Nicht schlecht, dachte ich. Diese Vorgehensweise würde uns viel Zeit ersparen, die wir mit eigenen Befragungen ausfüllen konnten. Außerdem wartete später der Pfalzbau in Ludwigshafen auf uns.
    »Geht es Ihnen wieder besser?«, fragte ich Stefanus. Nach einem Nicken schickte ich ihn zu den anderen. »Gehen Sie bitte wieder hoch ins Künstlerzimmer. Alle Anwesenden sollen warten, bis sie befragt werden.«
    Stefanus reagierte zwar langsam, aber er reagierte: »Befragung? Warum? Wir haben da oben überhaupt nichts mitgekriegt.«
    »Eben drum«, erklärte ich ihm. »Grundsätzlich sind alle Personen, die sich in den letzten beiden Stunden im Gebäude aufgehalten haben, erst mal verdächtig. Daher müssen wir im Ausschlussprinzip die Unschuldigen aussieben.«
    Hoffentlich bemerkte er nicht, welchen Stuss ich da von mir gab.
    »Ferner hat vielleicht jemand von Ihnen etwas gesehen oder gehört, die

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