Künstlerpech: Palzkis achter Fall
Comedian auch hier?«
»Nicht, dass ich wüsste«, antwortete sie. »Das Künstlerzimmer benutzen wir regelmäßig für Besprechungen, weil hier oben in der Verwaltung die Räumlichkeiten mehr als begrenzt sind.«
»Um was es dabei geht, wissen Sie nicht zufällig?«
Sie hob schützend beide Hände in Kopfhöhe. »Keine Ahnung. Ich bin nur für die Buchhaltung zuständig.«
Wir verabschiedeten uns. »Dann lassen wir Sie jetzt weiter Bücher halten. Wir finden den Weg zum Künstlerzimmer allein, haben Sie vielen Dank für die Informationen.«
Als wir unten im Eingangsbereich ankamen und rechts in den Flur zu den Künstlerzimmern abbiegen wollten, rannte uns Theobald Kreuzberger fast über den Haufen.
Atemlos entschuldigte er sich. »Hallo, Herr Palzki, hallo, Herr Steinbeißer.« Dietmar Becker nickte er kurz zu. Er zeigte auf eine dicke Mappe in seiner Hand. »Die hat meine Frau im Wagen liegen lassen. Ich wusste gar nicht, dass Sie auch zu unserer Besprechung hinzustoßen.«
»Man kann nicht immer alles wissen«, antwortete ich lapidar und deutete ihm mit einer Handbewegung an, vorzugehen.
Claudius Stefanus wurde aschfahl, als er uns sah. Auch Daniela Westermann bekam für einen Augenblick Stielaugen. Nur Karin Kreuzberger schien sich über unser Kommen zu freuen. Sie riss ihrem Mann ungeduldig die Mappe aus der Hand, murmelte ein fast unhörbares und kaltes ›danke‹ und streckte mir die Hand entgegen.
»Sie kommen wie gerufen, Herr Palzki. Ich wollte Sie von Anfang an bei unserem Treffen dabeihaben, doch mit dieser Meinung war ich allein. – Vielleicht von Henrike Reichlinger abgesehen«, ergänzte sie und zeigte auf eine zierliche Frau, die am unteren Ende des Tisches saß und etwas ängstlich wirkte. Sie stand auf und ich bewunderte die dichten und langen, schwarzen Haare, die ihren Rücken komplett bedeckten.
»Pako ist mein Lebensgefährte«, säuselte sie mit einer angenehmen Stimme. »Ich mache mir große Sorgen um ihn.«
»Das kann ich Ihnen nicht verdenken, nehmen Sie doch bitte wieder Platz.« Gerhard und Becker hatten bereits einen zweiten Tisch, der unbenutzt an der Wand stand, an den ersten angeschoben. Für die acht Personen, die sich jetzt im Raum befanden, reichte der Platz somit prima aus.
»Ich hoffe, wir sind nicht zu spät.« Ich fand, dies war ein guter Einstieg für die Moderation des Gesprächs, die ich mir nicht aus der Hand nehmen lassen wollte.
»Wir sitzen erst seit wenigen Minuten zusammen«, erklärte Stefanus.
»Und was sind die Ziele, die Sie mit Ihrer Zusammenkunft erreichen wollen?«
Daniela Westermann antwortete: »Ist Ihnen das nicht klar? Wir haben einen Ruf als erstklassiges Veranstaltungshaus zu verlieren. Durch diesen blöden Unfall bekommen wir unnötigerweise eine schlechte Presse.«
Pakos Managerin mischte sich mit ungewohnt lauter Stimme ein. »Das ist aber wohl nur Ihr Problem! Außerdem war es kein Unfall, sondern Mord. Ich muss dafür Sorge tragen, dass Pako nichts zustößt. Aus diesem Grund habe ich Henrike mitgebracht. Wir müssen Ursachenforschung betreiben. Dann können wir vielleicht auch verstehen, was gestern im Capitol passierte und warum. Auch wenn Sie es verneinen, Herr Stefanus: Ich bin davon überzeugt, dass die eigentliche Ursache für die ganze Misere hier im Congressforum liegt.«
Oha, dachte ich. Die Parteien waren sich alles andere, nur nicht einig.
Frau Westermann versuchte, die in Rage geratene Managerin zu beruhigen. »Wenn Sie uns nur ein klitzekleines Indiz für Ihre Behauptung nennen könnten? Dann würden wir der Sache selbstverständlich sofort nachgehen. Es gibt nicht den winzigsten Anhaltspunkt für Ihre These, Frau Kreuzberger.«
»Und was ist mit der rothaarigen Frau?«, fragte diese harsch zurück. »Diese ist doch hier in Frankenthal das erste Mal aufgefallen!«
»Sowie gestern in Mannheim«, antwortete Stefanus. »Niemand kennt sie. Wahrscheinlich ist sie die Stalkerin, von der Sie uns berichteten. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sie für den Tod von Tuflinsky verantwortlich zeichnet.«
Mir war klar, wo die Diskussion hinführte, auch wenn sie, was in solchen Situationen regelmäßig passierte, noch Stunden andauern würde: ins Nichts. Beide Parteien hatten ihre Meinung, von der sie trotz Mangel an Beweisen keinen Millimeter abrückten. Diese Diskussionen, bei denen es regelmäßig nur ums Prinzip ging, waren mir zuwider. Um meine Lebenszeit nicht unnötig zu verschwenden, kam ich auf den Hauptgrund unseres
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