Künstlerpech: Palzkis achter Fall
manchen Leuten immer erst alles aus der Nase beziehungsweise dem Mund ziehen?
»Irgendwas wie Guru«, meinte sie schließlich und versetzte Gerhard und mir damit einen kleinen Schock.
Trotzdem bemerkte ich, wie Frau Westermann zusammenzuckte. »Sie kennen Guru?«, nahm ich sie mir frontal vor.
»Nein, natürlich nicht«, antwortete sie verlegen. Sie war eine schlechte Lügnerin.
»Ich glaube Ihnen nicht.« Ich versuchte, sie in die Enge zu treiben und fixierte zu diesem Zweck Stefanus. »Sie kennen Guru auch, stimmt’s?«
Er wechselte einen schnellen Blick mit seiner Kollegin, dann bejahte er. »Guru ist Tuflinskys Sohn. Er war ein paarmal hier und wollte schnorren. Sein Vater hat ihn reingelassen und wir haben ihn immer wieder rausgeworfen, wenn wir ihn gesehen haben. Tuflinsky hat dafür sogar mal eine Abmahnung kassiert.«
»Da sind wir ja schon einen Riesenschritt weiter. Jetzt verraten Sie mir beide noch, wann Sie Guru das letzte Mal gesehen haben.«
»Am Samstag«, antwortete Daniela Westermann, ohne zu überlegen. »Heute auf keinen Fall. Ich wüsste auch gar nicht, wie er reinkommen sollte ohne seinen Vater.«
Stefanus verfiel in ein Dauernicken. »Am Samstag habe ich ihn persönlich rausgeschmissen. Das war aber lang vor der Sache im Spiegelsaal.«
»Wissen Sie, warum er hier war?«
»Dieser Rotzlöffel von Guru wollte mal wieder von seinem Vater Geld schnorren. Wahrscheinlich hat er sogar welches bekommen. Tuflinsky war in dieser Hinsicht ein ziemliches Weichei.« Er bemerkte, wie die anderen ihn für seine pietätlose Bemerkung tadelnd anschauten. »Ja, es war aber so«, verteidigte er sich. »Wenn das mein Sohn wäre, ich hätte ihn längst an die Luft gesetzt, diesen Taugenichts.«
Während seiner Rede fiel mir ein, dass Tuflinskys Sohn am Sonntag behauptet hatte, von einem Konzert zu kommen und vom Tod seines Vaters nichts zu wissen. Theoretisch konnte das stimmen: Er kam her, um Geld für den Konzertbesuch zu erbetteln, und war danach abgezogen. Vielleicht war alles aber auch ganz anders. Jedenfalls hatte sich der Verdächtigenkreis erweitert.
Die weitere Befragung ergab keine neuen Erkenntnisse. Daher verabschiedete ich mich mit einer letzten Frage. »Gehe ich richtig in der Annahme, dass wir uns heute Abend allesamt im Pfalzbau wiedersehen?«
»Ich lasse doch meinen Schützling in diesen gefährlichen Zeiten nicht allein!«, entrüstete sich Pakos Managerin.
»Und warum kommen Sie heute Abend, Herr Stefanus?«
Er druckste eine Weile herum. »Ich habe was mit Pako zu besprechen. Etwas streng Vertrauliches.«
Oha, noch einer, der mit dem Künstler sprechen wollte.
»Was wollen Sie eigentlich von ihm?«, fragte Frau Kreuzberger. »Das können Sie auch mit mir besprechen.«
Er schüttelte den Kopf. »Ist streng vertraulich.«
»Und Sie, Frau Westermann?«
Da sie genügend Zeit zum Überlegen gehabt hatte, antwortete sie sofort: »Ich bin ein Fan von Pako. Ich kann ihn nicht oft genug hören. Reicht Ihnen das als Begründung, Herr Palzki?«
»Im Moment schon«, hielt ich dagegen und fixierte sie misstrauisch.
Nach einer kurzen und nicht sehr herzlichen Verabschiedung verließen wir die Mitglieder des ehemaligen Geheimtreffens.
»Wollen wir noch mal kurz runter gehen?«, fragte Becker. »Vielleicht haben die Frankenthaler Kollegen inzwischen neue Erkenntnisse?«
»Sind Sie verrückt? Wollen Sie ein zweites Mal durch den Kellerirrgarten? Ich kann keine Türen mehr sehen. Außerdem arbeiten die Frankenthaler sehr schnell und effizient. Wahrscheinlich bringen die heute noch die Akte nach Schifferstadt.«
Becker fügte sich.
»Ich habe einen Vorschlag«, sagte ich zu dem Studenten, als wir im Auto saßen. »Sie kümmern sich um den Guru und versuchen, ihm die Morde anzuhängen. Mit ein bisschen Fantasie kriegen Sie das schon hin, Herr Becker. Mein Kollege und ich kümmern uns in der Zeit um den Pfalzbau. Was sagen Sie dazu? Das ist doch ein supertoller Plan, der könnte fast von KPD stammen.«
»Das geht nicht, Herr Palzki. Ich bin schließlich kein Beamter und habe keine Ermittlungsbefugnisse. Es dürfte besser sein, wenn wir bei Herrn Diefenbachs Plan bleiben, und ich Sie beide in den Pfalzbau begleitete. Vielleicht kann ich dann auch mit Pako reden, ich hatte ja bisher keine Gelegenheit dazu.«
»Um was geht es da eigentlich?«, fragte ich möglichst neutral.
»Das ist leider streng vertraulich«, antwortete Becker und ließ sich auch durch eine weitere geschickte Befragung
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