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Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Titel: Künstlerpech: Palzkis achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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meinerseits nichts entlocken.
    Kurz vor dem Waldspitzweg ereilte mich der nächste Schock des Tages. In Sichtweite der Kriminalinspektion begann der Waldspitzweg mit einem Kreisel an der Salierstraße. Keine 100 Meter weiter teilte sich die Salierstraße in die Rehhofstraße und die Waldseer Straße. Neben diesem kurzen Stück befand sich ein Lebensmitteldiscounter. Dies war an sich okay, was auch für die großen Werbeplakate galt, die die Parkplätze säumten. Nicht okay fand ich dagegen ein Plakat, auf dem uns meine Tochter und ich in DIN A Riesengroß anstarrten. In gewaltigen Buchstaben stand darunter: ›Der 1. FCK gehört in die Bundesliga‹. Und eine Zeile tiefer lasen wir: ›Fan-Initiative Imbiss Caravella aus Schifferstadt‹.

Szene 14 Büro, Büro
     
    Gerhard feixte, Becker schnappte nach Luft als würde er ersticken, und ich setzte die Klärung dieser Angelegenheit in meiner persönlichen Prioritätenliste ganz weit nach oben. Wenn das Stefanie spitzkriegen würde, dann dürften sich Paul und Melanie mitsamt ihren Geschwistern auf einen Umzug gefasst machen. Vermutlich nach Neuseeland oder noch weiter weg.
    Der Fußweg vom Parkplatz der Inspektion am Empfang vorbei zu Juttas Büro war der reinste Spießrutenlauf.
    »Da kommt ja der neue Pfälzer Fußballheld«, hieß es oder »Wie geht’s denn unserem Werbepromi Palzki? Was steht als Nächstes an, das Dschungelcamp?«
    Ich ließ die Kommentare der Neider unbeantwortet. Jutta saß in ihrem Büro und tippte fleißig auf der Computertastatur herum.
    »Da seid ihr ja endlich«, meinte sie, als wir bei ihr hineinschneiten. Sie stand auf. »Wir sollen gleich zu KPD kommen, er wartet bereits sehnsüchtig auf euch.« Sie blickte zu dem Studenten. »Auf Sie auch, Herr Becker.«
    »Tut mir leid, wenn wir uns etwas verspätet haben, aber Tomas Morda wurde kurz vor unserer Ankunft ebenfalls ermordet.«
    »Ja, ja, das weiß ich längst«, meinte Jutta lässig, während wir den Flur entlanggingen. »Die Frankenthaler haben einen ersten Zwischenbericht gefaxt.«
    Kurz bevor wir KPDs offenstehende Tür erreichten, blieb Jutta abrupt stehen. Deutlich hörten wir unseren Chef singen:
    »Ein Jäger aus Kurpfalz,
    Der reitet durch den grünen Wald,
    Er schießt das Wild daher,
    Gleich wie es ihm gefällt.«
    Um uns vor einem Gehörschaden zu bewahren, hüstelte ich und trat in KPDs Thronsaal. Dieser bemerkte uns und winkte uns zu. Den Refrain sang er dabei noch fertig.
    Als wir vor ihm standen und er seine Sangeslust abgebrochen hatte, blickte KPD auf seine Armbanduhr. »Wo bleiben Sie denn so lang? Diese Herumtrödelei muss ein Ende haben. Ich werde demnächst Arbeitsnachweise und ein persönliches Fahrtenbuch für jeden Mitarbeiter einführen müssen. Bei Ihren Außendienstterminen müssen Sie sich dann von Ihren Zeugen die Zeiten unterschreiben lassen, damit ich das besser kontrollieren kann. Ein effektives Controlling ist das A und O jeder Kriminalpolizei.«
    Au Backe, wieder mal einer, der Kontrolle und Controlling verwechselte.
    Bei der Polizei hatten Leute wie KPD in den letzten Jahren viele ›Management-Instrumente‹ aus der freien Wirtschaft eingeführt. Man beschäftigte sich schon fast mehr mit ›Zielen‹, ›Leitbildern‹ und ›Controlling‹ als mit der Polizeiarbeit an sich. Ich erinnerte mich daran, wie KPD vor Kurzem einen Betriebswirt vernehmen musste und dabei dachte, es wäre der Kantinenchef eines Unternehmens. Mit den Rezepten, die er von dem Betriebswirt bei der Befragung als Legitimation seiner Ausbildung verlangte, dürfte er wenig Spaß gehabt haben.
    Bevor wir zu einer Verteidigung ansetzen konnten, zeigte er auf seinen Monitor. »Ein schönes Video ist das geworden, Herr Palzki. Haben Sie sich die Nebentätigkeit für Werbefilme eigentlich genehmigen lassen?«
    In voller Bildschirmgröße musste ich das Video bestaunen, das Lisa und mich beim Pommes Essen zeigte. Dieser Gauner, dachte ich, hat mich total unvorteilhaft von der Seite her aufgenommen. In dieser Profilaufnahme könnte ein Zuschauer, der mich nicht kannte, zu dem Schluss kommen, ich hätte ein paar Kilogrämmchen zu viel in der Taillengegend. Jutta wirkte bestürzt, Gerhard und Becker grinsten. Ich fand das Video potenziell lustig, wie Lisa eifrig an der Mayonnaise und dem Ketchup schleckte. Sie schien Freude daran zu haben. Nur meine Frau dürfte an dem Video weniger Gefallen finden.
    KPD blendete den Film aus und wandte sich an seinen Hilfssheriff. »Herr Becker, unsere

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