Künstlerpech: Palzkis achter Fall
machen. Das darf aber sein Arbeitgeber noch nicht erfahren. Im Moment versucht er, alle möglichen Künstler dazu zu überreden, zu ihm zu wechseln.«
Oha, dies war eine interessante Information. Ob die Sache wirklich nichts mit den Morden zu tun hatte? Ich hakte nach: »Und Sie? Werden Sie Ihr Management wechseln?«
»Warum denn? Ich bin mit Karin mehr als zufrieden. Stefanus hat zwar ein vielversprechendes Angebot vorgelegt, ich werde trotzdem Karin Kreuzberger treu bleiben.«
Er bückte sich und hob seinen Karton auf.
»Haben Sie noch etwas auf dem Herzen? Dann müssten Sie mit ins Zimmer kommen, sonst kommt der Wein nicht mehr rechtzeitig auf seine Idealtemperatur. Un ähn läppsche Woi will ich heit owend net trinke.«
»Das wär’s im Moment, Herr Pako, äh, Herr äh.«
»Bleiben Sie bei Pako, Herr Palzki. Des is mei Spitzname, un alle Welt nennt mich so.«
»Wie Sie möchten«, entgegnete ich. »Sind Sie morgen früh zu Hause erreichbar? Bis dahin liegen ein paar wichtige Ermittlungsergebnisse vor, die ich gern mit Ihnen besprechen möchte.«
Ich hatte zwar keine Ahnung, ob das stimmte, es klang aber gut und machte neugierig.
Pako überlegte kurz. »Ja, ich habe erst wieder am Wochenende einen Auftritt.«
»Aber dann wahrscheinlich auch erst am Abend. Was macht eigentlich ein Künstler wie Sie den ganzen Tag? Reichen die zwei Stunden Arbeit alle paar Tage aus, um den Lebensunterhalt zu sichern?«
Pako lachte schallend. »Haben Sie eine Ahnung! Ich habe Ihnen ja gerade erzählt, dass ich meine Texte komplett selbst schreibe.«
»Ja, aber das machen Sie doch nur einmal, oder? Auf der Bühne erzählen Sie doch immer dasselbe.«
»Das Gleiche, Herr Palzki. Und nicht einmal das. Ich denke, ich werde Ihnen bei Gelegenheit ein paar Freikarten besorgen, dann können Sie sich das Programm in Ruhe anhören.«
Da er etwas angesäuert klang, schob ich beruhigend nach: »Meine Frau ist ein Fan von Ihnen, sie hat alle Ihre DVDs gekauft.«
»Ach, Ihre Frau war das«, antwortete der Künstler schlagfertig und schien wieder guter Laune. Schnell ergänzte er: »Das war ein Witz, Herr Palzki.«
»Hab’s schon verstanden. Dann also bis morgen früh. Machen Sie sich bis dahin Gedanken, wer diese Stalkerin sein könnte, die Sie in der letzten Zeit belästigt.«
Szene 17 KPD stellt ein Ultimatum
Im Foyer traf ich auf den wartenden Gerhard und Herrn Weilacher. Im Schnelldurchgang erstattete ich meinem Kollegen Bericht.
Dann war Gerhard an der Reihe: »Ich habe in der Zwischenzeit bei Jutta angerufen und etwa zwei Dutzend zusätzliche Beamte angefordert. Zum einen für die Sicherheit Pakos, zum anderen, um die ominöse Rothaarige aufzuspüren.«
»Die wird sich irgendwo im Gebäude versteckt haben und erst wieder rauskommen, wenn die Luft rein ist«, meinte ich.
»Dann wird sie schlechte Karten haben«, bemerkte der technische Leiter. »Wenn wir nach Veranstaltungsende die Alarmanlage einschalten, sind automatisch alle Bewegungsmelder aktiv. Dann kann man sich zwar unbemerkt in einem Technikraum aufhalten, diesen aber nicht heimlich verlassen.«
Gerhard freute sich. »Das ist prima, irgendwann wird sie wohl aus ihrem Versteck kommen, wenn sie nicht verdursten will.«
Wir verabschiedeten uns von Helmut Weilacher. Zufällig kam der Student Becker aus irgendeinem Winkel des Pfalzbaus angelaufen. Er schaute wenig glücklich aus der Wäsche.
In der Tiefgarage suchte Gerhard verzweifelt nach Kleingeld, weshalb ich mir einen Kommentar nicht verkneifen konnte: »Hättest du oben geparkt, müsstest du jetzt nicht nach Geld suchen.«
»Oben? Meinst du, in der Feuerwehrzufahrt?«
Zu einem Streitgespräch hatte ich momentan keine Lust. Becker und ich stiegen in Gerhards Wagen. Als unser Fahrer nachkam, meinte dieser: »Krankenkasse oder privat?«
Ich schaute zuerst verblüfft nach hinten zum Studenten, weil ich die Frage nicht auf mich bezog.
»Doch, doch, ich meine dich. Wenn du über die Krankenkasse abrechnen willst, fahre ich in die Klinik, ansonsten auf den Campingplatz ›Auf der Au‹. Dr. Metzger würde sich freuen, dich zu seiner Stammkundschaft zählen zu dürfen. Ich habe ihn vorhin auf dem Handy erreicht. Er war gerade mitten in einer komplizierten Operation.«
Mit dem Notarzt hatte ich so meine eigenen Erfahrungen gemacht. An Fasnacht hatte er, als ich gegenüber des Schifferstadter Hauptbahnhofs ebenfalls niedergestreckt wurde, mit einer grauen Secondhand-Mullbinde meine Kopfwunde verbunden. Ich
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