Künstlerpech: Palzkis achter Fall
Gedanken an ›Sofies Welt‹ und philosophierte weiter: »Vielleicht aber doch. Wer weiß das schon.«
Alles lag klar vor mir. Ein detaillierter Plan war überflüssig, irgendwie würde es klappen. Ich müsste nur noch eine einzige Person informieren und auf deren Unterstützung hoffen.
Doch zunächst erfolgte die obligatorische Belästigung durch KPD. Ohne ein Lied auf den Lippen, trat unser Chef ein. Hinter ihm schlurfte Becker.
»Diese Banditen«, begann er zu schimpfen. »Ich soll mich mit meinen alten Knochen gedulden, haben die vom BKA zu mir gesagt. Zuerst kämen die dringenden Fälle dran. Ungeheuerlich! Die haben dort keine Ahnung von Prioritätensetzung. Es wird Zeit, dass das Polizeiwesen unter meiner Anleitung endlich neu aufgesetzt wird. Flankiert durch die Unternehmensberatung und meine Vorträge bin ich dafür bestens gerüstet.«
KPD schnatterte weiter, aber niemand hörte mehr zu.
Ungeachtet der Anwesenheit unseres Chefs, wandte ich mich an den Studenten: »Und, Herr Becker, haben Sie Ihren neuen Krimi schon fertig? Wer ist der Mörder?«
Becker war zutiefst deprimiert. »Ich habe im Moment keine Zeit zum Schreiben. Herr Diefenbach nimmt mich voll in Anspruch.«
»Das ist doch schön. Lesen wir morgen von Ihnen und KPD in der Zeitung?«
KPD antwortete an seiner Stelle. »In Absprache mit mir wird Herr Becker erst morgen den Fall redaktionell aufbereiten. Ich habe beschlossen, als Einführung in meine berühmt werdende Frankenthaler Rede die Ermittlungen abzuschließen und das Ergebnis zu präsentieren. Dann wird den Anwesenden sofort klar, welche Kapazität sie vor sich haben.«
Er räusperte sich, und ich befürchtete, er würde zu singen beginnen. Glücklicherweise täuschte ich mich.
»Ist für morgen alles geregelt, Herr Palzki? Sie wissen ja, dass der Minister Vegetarier ist. Haben Sie das vegetarische Buffet gebucht? Nicht jeder Caterer ist auf die Feinheiten spezialisiert, auf die ich allergrößten Wert lege. Eine Liste mit den Details habe ich Ihnen in Ihr Büro legen lassen.«
Buffet? Mein Büro? Das war das erste Mal, dass ich von dem Buffet hörte. Vielleicht sollte ich regelmäßiger in mein Büro schauen? Egal, auf das fehlende Buffet würde es morgen nicht ankommen.
»Selbstverständlich, Herr Diefenbach. Das Gesamtarrangement steht. Auch für die Sicherheit ist gesorgt. Noch heute werden die Nacktscanner vom Frankfurter Flughafen nach Frankenthal gebracht.«
KPD nickte zufrieden. »Wenn alles geklärt ist, können Sie sich morgen freinehmen, Herr Palzki. Ich möchte Ihnen nicht zumuten, einen Abendtermin wahrnehmen zu müssen, während zu Hause Ihre Frau mit den Kindern wartet.«
Dieser Gauner ließ nichts unversucht, mich von seiner Veranstaltung, die nicht seine sein würde, abzuhalten.
»Das geht leider nicht, Herr Diefenbach. Wir haben alles ganz eng verzahnt. Ich selbst werde eine tragende Rolle hinter den Kulissen haben. Sie müssen aber keine Angst haben, ich bin mir sicher, die Gäste werden ihren Spaß haben. – Und einiges lernen«, schob ich schnell hinterher.
»Meinetwegen.« KPD gab sich geschlagen. »Jetzt muss ich mich aber zurückziehen, um meinen Vortrag vorzubereiten und die letzten stilistischen Feinheiten zu überprüfen. Meine Herren, Frau Wagner, bis morgen will ich nicht mehr gestört werden, selbst wenn draußen die Welt untergeht.« KPD marschierte in Richtung Tür.
Becker rief ihm verzweifelt nach. »Herr Diefenbach, was ist mit mir?«
»Ach so, ja natürlich.« KPD blieb stehen und überlegte. »Bleiben Sie bei Herrn Palzki und beobachten Sie alles haargenau. Zwei Augen mehr können nicht schaden.«
Klasse, jetzt hatten wir den Studenten schon wieder an der Backe. Ausgerechnet jetzt, wo – , obwohl, vielleicht könnte er dieses Mal sogar hilfreich sein. Zumindest als Handlanger.
Gerhard verschränkte seine beiden Hände und ließ die Fingergelenke knacken. »Das ist mal eine gute Nachricht. Am besten, wir schließen KPDs Büro von außen ab und werfen den Schlüssel weg.«
»Mein Plan ist viel besser«, sagte ich.
»Was für ein Plan?«, fragte der neugierige Becker.
»Ach, nichts Besonderes. Wir sorgen nur für ein kleines buntes Rahmenprogramm zum Auftritt von Herrn Diefenbach. Damit es seinen Gästen nicht zu langweilig wird.«
Jutta hatte sich bis jetzt von meiner Euphorie nicht anstecken lassen. »Reiner, vorhin sagtest du, dass du eine weitere Person einladen willst. Ist das die Person, an die ich gerade denke?«
Ich nickte.
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