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Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Titel: Künstlerpech: Palzkis achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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Abend
     
    Die nächsten Stunden hatten das Zeug, mein Leben nachhaltig zu verändern. Am Vortag bei Jacques und der anschließenden Besprechungsrunde in der Dienststelle war ich noch äußerst euphorisch. Es gelang mir sogar, meinen Kollegen die Sache einigermaßen schmackhaft zu machen. »Endlich ist mal wieder was los bei uns«, meinte Gerhard und rieb sich vergnügt die Hände. Die vorsichtige Jutta baute ein paar Sicherheitsaspekte ein, die sie mit Jacques direkt besprach und die mich nicht weiter interessierten.
    Vielleicht waren meine vielen Verletzungen schuld, die sich in der Nacht der Reihe nach bemerkbar machten, vielleicht war es auch nur mein allgemeiner Zustand der Übermüdung. Lisa und Lars waren in meinen Albträumen längst erwachsen und hatten ihre pflegebedürftigen Eltern in einen Kellerraum abgeschoben, während sie selbst in der restlichen Wohnung Drogen auf vegetarischer Basis herstellten und vermarkteten. Das Schlimmste war, dass die Kinder uns einmal im Monat zu einem Altennachmittag brachten, an dem der kurioserweise junggebliebene KPD Volksweisen und Militärmärsche vorsang. Und Dr. Metzger führte allerlei suspekte ärztliche Rituale an den nahezu bewegungsunfähigen Senioren aus.
    Zum Glück bekam Stefanie meine unruhig Nacht nicht mit, da sie mit den zukünftigen Drogengeschwistern viel zu beschäftigt war. In weiser Voraussicht hatte ich ihr mitgeteilt, dass ich am Donnerstagvormittag frei hätte als Ausgleich für den Abendtermin. Meine Frau wollte das natürlich gleich ausnutzen: »Prima, dann können wir gemeinsam einkaufen fahren. Ich bin die ganze Woche nicht aus dem Haus gekommen.« Und so sollte es bleiben, zumindest bis zum Wochenende, dachte ich. Dann wäre die Caravella-Geschichte bereinigt, oder – , nein, daran wollte ich jetzt nicht denken. Die Zwillinge besorgten mir die beste Ausrede, indem sie sich in ihren Stimmübungen abwechselten. »Wenn wir Lisa und Lars mitnehmen, bekommen wir im Supermarkt Hausverbot.«
    Stefanie sah das ein, und ich fuhr allein. Die Großen waren zum Glück in der Schule. Ich nutzte die Gelegenheit, um etwas Proviant für den kommenden Abend zu horten. Wie ich gehört hatte, sollte es ja kein Buffet geben. Selbstverständlich vergaß ich Pauls Schokolade nicht.
    Gegen Mittag verabschiedete ich mich von Stefanie und fuhr zunächst zur Dienststelle. Wie erwartet, waren die Kollegen längst in Frankenthal. Nach einem flüchtigen Blick in mein Büro folgte ich ihnen.
     
    *
     
    Ich erkannte den Spiegelsaal fast nicht wieder. Jacques hatte mit Dietmar Becker und weiteren Helfern den Saal in ein Spiegelkabinett verwandelt. Rund 200 Stühle befanden sich im Saal und auf dem Podium etwa ein Dutzend Barhocker an zwei Stehtischen. Im Hintergrund strahlte mich in Vorhanggröße ein Bild von der in Polizeiabsperrband eingewickelten Lisa an. Allein ihre Nase maß bestimmt zwei Meter.
    »Keine Angst, da kommt nachher ein anderes Bild hin«, rief Jacques, den ich zunächst nicht entdecken konnte. Von einem Moment auf den anderen sah ich ihn und Becker plötzlich dutzendfach. Da die Raumbeleuchtung gedrosselt war, konnte ich nicht erkennen, was Original beziehungsweise optische Kopie war. Erst als mir der Erfinder auf den Rücken tippte, konnte ich ihn identifizieren.
    »Wahnsinn, wie habt ihr das gemacht?«
    »Deine Tochter? Da vorn steht der Beamer.«
    »Ach was, ich meine die Spiegel.«
    »Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel. Das solltest du in der Schule gelernt haben, Reiner. Wenn du nicht krank warst.«
    Becker ergänzte: »Es gibt im Saal sogar ein paar Stellen, an denen man unsichtbar ist, wenn man dort steht.«
    »Aber nur, wenn man von der Bühne aus schaut«, schränkte Jacques ein.
    »Reiner, kommst du mal bitte?«
    Jutta hatte mich entdeckt. Ich ließ Jacques und Becker weiterarbeiten und lief zum Saaleingang.
    »Hallo, Jutta, bist du schon lang hier?«
    »Seit über 40 Jahren«, antwortete sie.
    »Ich meine doch…«
    Jutta unterbrach mich. »Du bist doch für das fehlende Buffet verantwortlich, oder?«
    Ich nickte. »Klar, das gehört zur Show.«
    »Dann ist dieser Teil schon mal schiefgegangen. Komm mit.«
    Ich folgte meiner Kollegin in das Culinarium. Dieses Restaurant lag direkt neben dem Spiegelsaal. Ich begrüßte im Vorübergehen Claudius Stefanus sowie Daniela Westermann und sah schließlich, dass Pako in der Küche des Restaurants stand.
    Dieser hob die Hand zur Begrüßung. »Hallo, Herr Palzki. Ihre Kollegin Frau Wagner hat mir

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