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Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Titel: Künstlerpech: Palzkis achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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das nicht gesehen?«
    Im Geist erweiterte ich mein Programm für morgen: Mörder fassen, dann Suizid. Doch jetzt musste ich mich erst mal ablenken.
    Ich schaute mich in dem neuen Labor um, mit Ausnahme des fehlenden Staubes sah es aus wie sein altes. Neugierig blickte ich auf einen Teil der Tischplatte. Auf dieser war eine Internetseite aufgemalt.
    »Ist das ein neues Design für Tischplatten?«, fragte ich Jacques.
    Er schüttelte den Kopf. »Du lebst wohl immer noch der Technik ein paar Jahre hinterher, Reiner.«
    Jacques tippte mit seinem Zeigefinger auf das Bild und verschob es mühelos auf dem Tisch. Selbst Becker staunte. Nun nahm der Erfinder zusätzlich den Daumen und tat so, als würde er das Bild vom Tisch aufnehmen wollen. Tatsächlich löste es sich. Jacques drehte sich zur Seite und drückte mit den beiden Fingern auf die Tür eines Blechschranks. Sofort war das Bild an dieser Stelle wieder da.
    »Das ist ja unglaublich«, rief Becker. »Wie funktioniert das?«
    Jacques winkte ab. »Das ist ganz einfach. Ich nenne es Boscoweb.« Er zeigte auf seine Uhr am linken Handgelenk. »Da ist mein Internetzugang integriert. Fürs Internet sind die kleinen Bildschirme der Handys und Smartphones denkbar ungeeignet. Und wenn der Bildschirm mal ein bisschen größer ist, dann wirkt es, als würde man mit einem Backstein telefonieren.«
    Er lachte. »Mir ist es gelungen, den Internetzugang und das Anzeigemedium komplett zu trennen und flexibel zu gestalten. Mit maximal zwei Fingern kann ich auf jeder beliebigen Fläche Internetseiten darstellen. Das funktioniert sogar auf Wasser, dort wirkt es nur etwas unscharf.«
    Während Becker sich die Funktionsweise erklären ließ und dazu Jacques’ Internetuhr anlegte, sinnierte ich darüber, ob es eine Alternative zum Suizid gab. Wie könnte ich nur aus dieser Affäre entkommen? »Was ist, Reiner? Was brauchst du dieses Mal? Musst du wieder die Welt retten? Ich hätte da was für dich … «
    »Nein«, wehrte ich ab, »nicht die Welt, nur mich selbst. Vorher wäre da aber noch eine andere Kleinigkeit.«
    »Wie immer«, antwortete mein Freund lakonisch.
    »Kennst du das Congressforum in Frankenthal?« Eigentlich war die Frage nur rhetorisch, woher sollte Jacques es kennen? Seit Jahren verließ er nur äußerst selten sein Haus oder das Labor.
    »Aber selbstverständlich. Erst vor drei Monaten habe ich im Spiegelsaal meine neue Laser- und Spiegelshow präsentiert. Den Saal musst du dir unbedingt mal anschauen, Reiner.«
    Die Anzahl der Überraschungen, die in den letzten Tagen auf mich einprasselten, war mittlerweile unzählbar geworden. »Was hast du da von einer Show geredet?«
    Statt einer Antwort zauberte er einen Bildschirm auf den Labortisch und drückte ein paar imaginäre Tasten. »Schau dir mal den Film an.«
    Er trat zur Seite, sodass auch Becker zuschauen konnte.
    Das Video zeigte unzweifelhaft den Spiegelsaal. Viele weitere Spiegel in den unterschiedlichsten Größen standen auf dem Boden oder hingen an den Wänden beziehungsweise an der Decke. Jacques stand auf der Bühne und hielt eine Fernbedienung in der Hand. Was jetzt passierte, war Magie pur. Becker und ich staunten über die optischen Darbietungen. Dazu ertönten sphärische Klänge, die mir eine Gänsehaut verursachten. Das Video schwenkte zum faszinierten Publikum, das Jacques räumlich in seine Show integriert hatte.
    »Genau das brauchen wir«, stellte ich begeistert fest, als der Film fertig war.
    »Weißt du, was das für ein Aufwand ist? Ich habe drei Tage getüftelt, bis alles perfekt gepasst hat.«
    »Egal, bis morgen Nachmittag muss das stehen. Herr Becker hilft dir beim Aufbau.« Ich schaute meinen Freund mit treudoofem Blick an. »Oder kriegst du das nicht hin?«
    Mit dieser rhetorischen Spitze hatte ich so gut wie gewonnen. »Nichts ist unmöglich. Das gilt für Toyota wie auch für mich. Nur eine Bedingung habe ich.«
    »Akzeptiert. Du bist dabei und steuerst das Zeug. Ohne dich würde das sowieso nicht funktionieren.«
    Jacques blühte von einer Sekunde zur nächsten förmlich auf. Er hatte wieder mal die Möglichkeit, sein Können der Öffentlichkeit zu präsentieren. Wie ein kleines Kind zappelte er ungeduldig herum. »Wird es wieder gefährlich?«
    »Da muss ich dich leider enttäuschen. Wir werden nur schnell einen Mörder überführen, dann ein paar Menschen zur Verzweiflung bringen und nebenbei das Publikum unterhalten. Du siehst: alles nur Routinekram.«

Szene 21 Ein netter

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