Künstlerpech: Palzkis achter Fall
Fäden bei mir zusammenlaufen müssen.«
Jutta und Jürgen nickten. KPD strahlte. »Dann wäre alles geklärt. Viel Glück, meine Herren und Frau Wagner. Ich mache mich jetzt auch an die Arbeit.«
Sekunden später war der Spuk vorbei.
Szene 3 Tod im Congressforum
Recht lang saßen wir gedankenversunken um den Besprechungstisch. Schließlich unterbrach Jutta die Stille. »Dann legen wir mal los, Jungs!«
Wir nickten zustimmend und standen auf. »Kommst du, Gerhard?«
»Willst du jetzt schon fahren? Wir haben bis zum Termin über eine Stunde Zeit. Soviel können wir uns gar nicht verfahren.«
»Ich lade dich auf einen Kaffee bei mir daheim ein.«
»Wieso denn das?«, fragte er verblüfft. »Ich habe hier meinen eigenen.«
Jutta hatte mich durchschaut. »Du traust dich nicht allein heim, stimmt’s? Du wirst doch nicht etwa Angst vor Stefanie haben?«
»Ich doch nicht! Lisa gehts gut, es ist nichts passiert. Alles im grünen Bereich.«
»Dann bete mal, dass deine Frau heute nicht ins Internet schaut«, meinte mein Kollege.
*
Trotz Gerhard hatte ich ein ungutes Gefühl, als ich zu Hause die Tür aufschloss.
Meine Frau hatte uns gehört und kam in den Flur. Sie hielt ihren Zeigefinger vor den Mund. »Seid bitte leise, Lars ist gerade eingeschlafen.«
Sie nahm mir die zufrieden lächelnde Lisa ab, begutachtete sie von allen Seiten und begann, mir Vorwürfe zu machen. Lisa begann zu schreien. Stefanie war erschüttert. »Was hast du mit ihr gemacht?«
»Ich? Bei mir hat sie doch gelacht.«
Meine Frau machte die Probe aufs Exempel und gab mir unsere Tochter zurück. Sofort hörten die Schreie auf.
»Wenn ich es aufgrund ihres Alters nicht ausschließen könnte, würde ich sagen, du warst mit Lisa in einem Fast-Food-Tempel.«
Während ich mich energisch zur Wehr setzte, kicherte Gerhard vor sich hin. »Was weiß ich«, antwortete ich scheinheilig. »Vielleicht liegt es an meinem Rasierwasser oder dem Deo.«
Meine Frau gab sich geschlagen. »Jutta hat frische Kleider geholt. Wo hast du die gebrauchten?«
»Die liegen im Auto. Ich weiß aber nicht, ob man die noch retten kann. Lisa hatte Durchfall.«
»Und du hast unsere Tochter allein gewickelt?«
»Sogar zweimal«, sagte ich stolz. Glücklicherweise fragte sie nicht näher nach.
Wir gingen in die Küche, und ich beichtete ihr meinen persönlichen Zeitplan der nächsten Stunden. Meine Frau klang alles andere als begeistert.
»Euer Chef hat einen an der Waffel.«
»Das ist schon länger bekannt«, bestätigte ich ihre Meinung.
»In zwei Stunden sind wir wieder da«, meinte Gerhard. »Ich will heute Abend mit Jasmin ausgehen.«
»Jasmin?«, hakte ich nach. »Ist die neu? Das ist das erste Mal, dass du von ihr erzählst.«
Gerhard grinste. »Na ja, wir kennen uns schon eine Weile. Letzten Mittwoch habe ich sie beim Shoppen kennengelernt.«
Gerhard genoss sein Leben. Seine Bekanntschaften wechselten recht häufig. Spätestens dann, wenn das Thema Kinder diskutiert wurde.
Inzwischen hatte sich Lisa wieder an ihre Mutter gewöhnt. Die beiden zogen sich ins Wohnzimmer zurück.
Melanie kam in die Küche und meinte: »Geil, Papa, ich hab’s gerade in Facebook gesehen. Ich bin Fan Nummer 214. Lisa wird noch berühmt.«
Aus dem Wohnzimmer rief Stefanie: »Was hast du gerade gesagt, Melanie? Ich hab’s nicht richtig verstanden.«
Mit meinem bösestmöglichen Blick fixierte ich Melanie. Sie war alt genug, um diesen richtig zu interpretieren. Sie drehte sich in Richtung Wohnzimmer und rief: »War nur ein blöder Gag, Mama. Und ich werde nicht mehr ›geil‹ sagen, okay?«
Die Situation war gerettet. Eine Weile später fuhren Gerhard und ich los. Während es sich mein Beifahrer bequem machte, steuerte ich die vierspurige B9 an, die nach Frankenthal führte und durch ihre übertriebene und nicht nachvollziehbare Geschwindigkeitsbegrenzung nervte. Unter der Prämisse ›Es geht ja schließlich um KPD‹ missachteten wir ausnahmsweise diese gesetzgeberische Anordnung. Das Congressforum im Frankenthaler Süden hatte ich bereits öfter besucht. Dienstlich gerade kürzlich, weil ich dort einen mysteriösen Fall im Speyerer Dom aufzuklären hatte, privat bei diversen Veranstaltungen. Auch wenn der Name anderes versprach, hatte das Congressforum weit mehr als Säle für Kongresse und Meetings zu bieten. Der große, atmosphärisch ausdrucksstark gestaltete Saal fasste über 1.000 Besucher und wurde durch eine kleinere Halle ergänzt, die wegen ihrer
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