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Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Titel: Künstlerpech: Palzkis achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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deckenhohen Spiegel und den Säulenarrangements als Spiegelsaal bezeichnet wurde. Ich vermutete, dass die Ausbaupläne von König Ludwig II. stammten.
    Ich parkte auf dem Parkdeck hinter dem Forum. Da die Haupteingänge um diese Zeit vermutlich geschlossen waren, klingelten wir am Verwaltungseingang.
    Durch die Sprechanlage fragte man nach unserem Begehr. Nachdem wir uns als Untertanen von Herrn Diefenbach geoutet hatten, surrte der Türöffner und wir wurden ins Obergeschoss gebeten. Durch das teilverglaste Treppenhaus konnten wir auf das Parkdeck blicken. Erst jetzt fiel uns ein größerer Transporter auf, der rückwärts an der Laderampe angedockt war.
    Am Ende des Treppenhauses angekommen, surrte erneut ein Türöffner. Gerhard und ich kamen in einen lang gezogenen Flur, der seiner Länge nach durch eine Theke geteilt wurde. Der Platz vor der Theke zur Wand hin war recht schmal, ein Überholen war an dieser Stelle nur mit Verrenkungen möglich. Ivan Rebroff würde in diesem Flur Probleme bekommen. Auf der einen Seite würden Künstler, die im Congressforum auftraten, bestimmt nicht in den Verwaltungstrakt gehen, auf der anderen Seite lebte Rebroff schließlich nicht mehr. Und für Normalgewichtige war ausreichend Platz.
    »Schaffst du das?«, fragte Gerhard von hinten. »Oder soll ich etwas drücken?«
    Ich drehte mich um und zeigte ihm den Vogel.
    Hinter der Theke stand eine jüngere Frau mit dunklem Pferdeschwanz und grinste schelmisch, da sie Gerhards Unverschämtheit gehört hatte.
    »Guten Tag, mein Name ist Daniela Westermann, was kann ich für Sie tun?«
    Ich stellte uns vor und wiederholte, warum wir hier waren.
    »Einen kleinen Moment bitte, Herr Stefanus wird gleich da sein.«
    Der Moment war sehr kurz, denn fast zur Sekunde kam aus einem der Räume, die hinter der Theke in den Flur mündeten, unser Gesprächspartner heraus.
    »Guten Tag, meine Herren. Mein Name ist Claudius Stefanus. Ich bin der Leiter des Veranstaltungsmanagements und hatte eigentlich Herrn Diefenbach erwartet.«
    Ich drehte mich zu ihm um, was wegen der Enge nur mit ein paar Verrenkungen klappte. Gerhard konnte gerade noch rechtzeitig ein Kugelglas mit Werbebonbons von der Theke retten, sonst wäre es an der Wand zerschellt.
    »Herr Diefenbach muss sich um ein paar alte Knochen kümmern«, sagte ich, und es klang sehr abwertend. »Wir sind so etwas wie seine Vertreter. Die schärfsten Sicherheitsvorkehrungen, die Frankenthal je gesehen hat, sollen wir von Ihnen verlangen. Die Zuhörer unseres Chefs sind nämlich alle VIPs.«
    Stefanus winkte mit einer großzügigen Geste ab.
    »Das wollen sie alle, machen Sie sich da mal keine Sorgen. Viele Menschen reagieren so, sobald sie zwei- oder dreimal in der Zeitung gestanden haben. Gerade Künstler sind da sehr empfindlich. Manche erwarten, dass man einen roten Teppich von ihrem Hotel bis hier zum Saal auslegt. Und dann sind sie tödlich beleidigt, wenn sie durch den Hintereingang rein müssen, weil der Haupteingang tagsüber geschlossen ist.«
    Stefanus holte tief Luft und rollte mit den Augen.
    »Und wenn dann am Hintereingang der Hausmeister aufmacht und die unheimlich wichtige Person nicht sofort erkennt, oje, ich sags Ihnen: Da ist schon mancher durchgedreht. Zum Glück gibt es auch Künstler, die auf dem Boden geblieben sind. Kommen Sie mit nach unten, dann können Sie gleich einen kennenlernen, während wir das Sicherheitskonzept besprechen.«
    Während er vorausging, schweiften meine Gedanken in die nahe Zukunft. Hoffentlich stellte Stefanus uns den avisierten Künstler mit Namen vor und erwartete nicht, dass ich ihn kannte. Mein Promi-Wissen war sehr begrenzt. Roy Black würde ich erkennen, oder lebte der auch nicht mehr?
    Gerhard und ich folgten dem Veranstaltungsmanager durch eine Lagerhalle, die sich meiner Vermutung nach direkt hinter dem Spiegelsaal befand. Eine Tür später standen wir im Foyer, das die beiden Säle und das dazwischenliegende Restaurant Culinarium miteinander verband. Hier waren die meisten Wände verspiegelt, was dem Foyer eine imposante Weiträumigkeit verlieh.
    Vor dem Eingang des Spiegelsaals blieb Stefanus stehen. »Sie kennen bestimmt Pako, den Kurpfälzer Comedian?«
    Gerhard bekam glänzende Augen. »Klasse, gibt er auch Autogramme?«
    »Sie können ihn gleich selbst fragen. Aber ich denke schon, Pako ist sehr locker drauf, dem sind seine Zuhörer wichtig. Nicht wie manche anderen Künstler, die nur zum Selbstzweck auftreten.«
    Gerhard rempelte mich

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