Künstlerpech: Palzkis achter Fall
an. »Vielleicht können wir ihm ein paar Storys von KPD erzählen. Stell dir mal vor, wenn der ihn in sein Programm einbaut und das dann in der Presse steht.«
»Das wird nichts«, konterte ich. »KPDs Sprüche sind nämlich nie lustig, sondern nur skandalös. Da lacht keine Sau drüber.«
Pako war mir nicht unbekannt. Ich hatte zwar bisher nur ein paarmal seine flotten Sprüche im Radio gehört und sein Bild in der Zeitung gesehen, meine Frau war aber ein ausgesprochener Fan von ihm. Sie amüsierte sich köstlich über seine, wie sie sagte, aus dem Leben gegriffenen Weisheiten und Gags.
Stefanus und Gerhard waren bereits im Saal verschwunden. Ich ließ es gemächlicher angehen und blieb zunächst ein paar Sekunden in der Tür stehen. Dieser Saal hatte eine dermaßen faszinierende Atmosphäre, die mich jedes Mal von Neuem ergriff. KPD würde nach seinem Vortrag bestimmt sein Büro nach einer Vorlage des Spiegelsaals umbauen lassen.
Im Hintergrund sah ich ein zehn Meter breites und halb so hohes Bühnenbild, das die Kulisse der Pfälzer Haardt nebst einem Weinberg darstellte. Am rechten Rand stand andeutungsweise die Fassade eines alten Fachwerkhauses.
Gerhard und Stefanus unterhielten sich bereits mit dem Künstler. War das wirklich dieser Pako? Ich hatte ihn anders in Erinnerung, aber Bilder in Zeitungen können manchmal ganz schön täuschen. Trotzdem machte es bei mir Klick . Irgendwoher kannte ich das Gesicht, und das hatte nichts mit seinem Job zu tun. Doch so sehr ich auch überlegte, ich kam nicht drauf. Ich wusste nur, dass ich keine allzu positiven Erinnerungen damit verknüpfte.
»Da kommt ja auch Herr Palzki«, sagte Claudius Stefanus und zeigte auf mich.
Pako sah mir in die Augen und lächelte. »Angenehm, da fühl ich mich gleich viel sicherer, wenn so viel Polizei im Hause ist.«
Er schüttelte mir die Hand und besah mich in schon fast aufdringlicher Art und Weise. »Kann es sein, dass ich Sie vorhin im Internet in den MRN-News Rhein-Neckar gesehen habe? Mit Ihrer Tochter?« Er nickte anerkennend. »Vielleicht bau ich das in mein Programm ein, wenn ich mal wieder was mit dem FCK mach.«
Während Gerhard mit zusammengekniffenen Lippen feixend zur Seite schaute, antwortete ich: »Sie kommen mir auch bekannt vor, aber ich komme nicht drauf.«
Pakos Miene verfinsterte sich. »Ich kann’s mir schon denken, Herr Palzki. Mein Halbbruder, der mir leider teilweise ähnlich sieht, erzählt öfter von Ihnen. Aber Sie können sicher sein, dass ich mich Ihnen gegenüber neutral verhalte. Das, was er erzählt, klingt immer sehr übertrieben und unglaubwürdig. Das wäre der Hammer, wenn es solche Polizeibeamten wirklich geben würde. Aber Matthias beharrt darauf, dass jedes Wort wahr sei.«
Matthias? Dieses Signalwort hatte mir gereicht, um ihn visuell zuzuordnen. Die Ähnlichkeit der Augen- und Nasenpartie war frappierend. Den zuckenden Mundwinkel und die feuerroten Haare hatte er zum Glück nicht geerbt.
»Dr. Metzger ist Ihr Halbbruder? Das gibt’s doch gar nicht.«
»Ich werde nur ungern mit ihm in Verbindung gebracht«, erklärte Pako. »Im Vergleich zu ihm habe ich aber was Gescheites gelernt.«
»Na ja, Arzt ist auch nicht so ohne. Obwohl man bei Ihrem Halbbruder nicht unbedingt wertfrei von einem Arzt sprechen darf.«
Pako lachte. Seine Lache war zwar nicht ganz so durchdringend von einer anderen Welt stammend wie die seines Bruders, eine gewisse Ähnlichkeit konnte man aber durchaus heraushören.
»Matthias und Arzt. Da haben Sie recht. Schon bis zum Abitur über den zweiten und dritten Bildungsweg habe ich ihm helfen müssen, sonst hätte das niemals geklappt. Seine Ansichten waren von klein auf immer etwas individuell und passten nicht so recht in die gängigen Lehrpläne. Nach dem Abi hat er studiert. Irgendwo im Ausland, ich weiß gar nicht mehr, wo genau, Uruguay oder so. Dabei spricht er kein Wort Spanisch.«
So langsam wurde mir einiges klar. »Warum ist er wieder zurück nach Deutschland gekommen?« Vielleicht konnte ich ein paar Anhaltspunkte herausfinden, um diesem Not-Notarzt endlich das Handwerk zu legen. Zumal er sich über Polizeibeamte lustig zu machen schien.
»Unsere Schwester munkelte, dass irgendetwas in Südamerika vorgefallen sein muss. Jedenfalls stand er ohne Vorwarnung eines Tages vor ihrer Tür.«
Ich unterbrach ihn. »Ihre Schwester? Ist das die aus Dannstadt mit dem Esoterikversand?«
Pako nickte zustimmend. »Noch so ein heikles Thema in unserem
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