Künstlerpech: Palzkis achter Fall
Gäste staunten über die Laserlichteffekte und wussten nicht, wo sie zuerst hinschauen sollten.
»Mehr gibts später«, sagte ich, als die Laser erloschen. »Damit es spannender wird, benötigen wir weitere Verdächtige. Haben wir Freiwillige im Saal?«
Wider Erwarten ging eine Hand nach oben. Ausgerechnet der Minister. Dies war von mir nicht vorgesehen, doch ändern konnte ich daran nichts. Der Minister kam aufs Podium und ein Techniker drückte ihm ein Funkmikrofon in die Hand.
»Herr Diefenbach, ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Bis vorhin habe ich gedacht, den langweiligsten Abend seit meinem Amtsantritt zu erleben. Doch was ich hier erleben darf, ist einfach köstlich. Wie kann man nur auf die glorreiche Idee kommen, eine Schauspieltruppe anzumieten und ein Kriminaltheater vorzustellen. Da melde ich mich gern als Mitspieler. Bereits in meiner Schulzeit habe ich regelmäßig Theater gespielt. Dann bin ich aber doch Politiker geworden.«
Die zunächst etwas perplexen Personenschützer des Ministers hatten sich zwischenzeitlich unauffällig im Seitenbereich der Bühne aufgestellt.
KPD wusste nicht, wie er reagieren sollte und ich auch nicht. Dies war eine sehr skurrile Situation. Na ja, der Minister würde schon merken, dass die Sache kein Theater war, sondern eine todernste Angelegenheit.
Ein kurzer Blick zu Diefenbach zeigte mir, dass er neben dem Minister stand. Alles andere schien für ihn unwichtig geworden zu sein. Jetzt musste ich höllisch aufpassen, dass am Ende nicht doch mein Chef als Sieger vom Platz ging. Ich wandte mich erneut dem Publikum zu.
»Einen Minister, der des Mordes verdächtigt wird, gibt es selten. Um es nicht zu einfach zu machen, benötigen wir weitere potenzielle Täter.«
Längst zuckte der Lichtkegel wieder im Saal herum. Plötzlich teilte er sich und verharrte auf Claudius Stefanus und Daniela Westermann.
»Na, das passt prima, würden Sie zu uns hochkommen?«
Die beiden, die nebeneinander saßen, schauten sich verwirrt an. Schließlich kamen sie zu dem Schluss, dass es am besten wäre, der Aufforderung zu folgen. Als die beiden bei mir standen, stellte ich sie namentlich dem Publikum sowie KPD und dem Minister vor. Auch sie bekamen Mikrofone.
Nach einer kleinen Lasereinlage, man sollte sein Publikum immer im Griff haben, wandte ich mich an den linken Stehtisch. Die McStirnhörs standen nach wie vor kerzengerade da wie nicht abgeholt, was mich aber wenig störte. Die Jägermeisterfläschchen waren unberührt und standen ebenfalls noch kerzengerade.
»Pako, Sie sehen da drüben am anderen Tisch eine Auswahl an Verdächtigen. Wem würden Sie die Attentatsversuche auf Sie zutrauen?«
Der Künstler antwortete sofort: »Niemandem, das ist doch absurd.«
»Hm, vielleicht fehlt noch jemand.«
Der Scheinwerfer ging wieder auf die Reise und blieb schließlich bei Pakos Freundin Henrike Reichlinger hängen.
»Kommen Sie bitte auch zu uns?«, fragte ich freundlich. »Sie dürfen gern zu Ihrem Freund.«
Pako winkte ihr zu und fragte mich: »Muss das sein?«
»Nur der Vollständigkeit halber«, entgegnete ich.
»Liebes Publikum, eine der Personen, die auf der Bühne stehen, ist ein mehrfacher Mörder. Helfen Sie mir bei der Identifizierung.«
Statt den Publikumsjoker zu ziehen, ging ich zu Frau Kreuzberger. »Was meinen Sie, haben wir alle Verdächtigen beisammen?«
Pakos Managerin wirkte wie die anderen äußerst angespannt. »Das weiß ich doch nicht. Die Stalkerin fehlt und die rothaarige Frau.«
Ich deutete eine Verbeugung an. »Sie sagen es. Wir haben bisher keine Spur der Stalkerin und die rothaarige Dame haben wir auch nicht erwischt.« Ich erklärte die Sache dem Publikum. »Bei allen Attentaten tauchte eine Frau mit langen roten Haaren auf. Jedes Mal gelang es ihr, unerkannt zu fliehen.« Um die Spannung zu erhöhen, ließ ich ein paar Sekunden verstreichen. »Frau Kreuzberger, wissen Sie was? Ich glaube, die unbekannte Rothaarige hat nie existiert.«
Blitzschnell drehte ich mich auf die andere Seite. »Was halten Sie von meiner These, Frau Reichlinger?«
Diese blickte zunächst zu ihrem Freund, bevor sie antwortete: »Ich habe diese Frau nie gesehen.«
»Das glaube ich Ihnen gerne. Und wie siehts bei Ihnen aus, Herr Stefanus und Frau Westermann?«
»Was wollen Sie überhaupt?«, schrie Claudius Stefanus. »Warum stellen Sie uns öffentlich an den Pranger? Ich weiß nichts von dieser Frau und will es auch nicht wissen.«
»Genau!«, ergänzte Daniela
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