Künstlerpech: Palzkis achter Fall
bereits mitgeteilt, dass die Buchung mit dem Buffet wohl versehentlich untergegangen ist. Leider ist heute im Culinarium nur eine Notbesetzung anwesend. Aber keine Angst, wir schaffen das. Ich wollte schon immer mal ein großes vegetarisches Buffet organisieren. Glücklicherweise ist das Lager mit lauter guten und schmackhaften Sachen gefüllt. Wollen Sie mithelfen? Es müssen noch drei Zentner Grumbeeren geschält werden.«
»Tut mir leid, ich stecke gerade in schwierigen Vorbereitungen. Warum ist Ihre Managerin nicht bei Ihnen?«
Pako lachte, obwohl er gerade Zwiebeln schnitt. »Die finden Sie in einem der Künstlerzimmer. Die beiden Kreuzbergers fetzen sich mal wieder.«
Nun kam auch Pakos Freundin Henrike in die Küche. Sie trug lange grüne Stangen, die vermutlich auch irgendetwas mit Gemüse zu tun hatten.
»Dann will ich Sie mal nicht länger stören. Zur Veranstaltung kommen Sie aber in den Saal?«
»Ja, man hat mir gesagt, ich dürfte sogar auf der Bühne stehen, zusammen mit ganz wichtigen Personen. Da bin ich sehr darauf gespannt.«
Ich konnte nur enttäuscht den Kopf schütteln, als ich das Culinarium verließ. Konnte nicht auch einmal etwas schiefgehen? Egal was ich anstellte, irgendjemand bog es wieder gerade. Ha, da sah ich meine nächsten Opfer. Vier geschniegelte McStirnhörs kamen ins Foyer. Sogar beim Gehen konnte man sie nicht unterscheiden. Ich erkannte den Kulihalter aus KPDs Büro.
»Hallo, Kumpels«, begrüßte ich das Quartett salopp. »Sie können sich auf der Bühne am linken Stehtisch einrichten. Das Klo ist im Keller, falls Sie sich vorher frisch machen wollen.«
»Sie haben vergessen, uns zu briefen, Herr Palzki.«
»Vergessen? Haben Sie meine E-Mail nicht erhalten? Das tut mir aber leid, macht aber nichts. Das wird eine völlig entspannte Veranstaltung. Sie werden sich bestimmt wohlfühlen. Wollen Sie vorher einen Jägermeister oder zwei?«
Ich ließ die steifen Männer mit ihrem Leben allein und traf auf Gerhard.
»Du sollst auf die Bühne kommen, damit du verkabelt wirst.« Er zeigte mir sein eigenes Headset.
»Stört das irgendwie?«, wollte ich von ihm wissen.
»Nur beim popeln bleibt man manchmal am Mikro hängen, sonst gehts.«
Ein Techniker verkabelte mich und hängte mir den Sender an die Gürtelschlaufe. »Sagen Sie mal was«, forderte er mich auf.
»Diefenbach, ich scheiß dir was«, sagte ich und alle im Spiegelsaal und im Foyer hörten es.
Der Tontechniker empfahl mir, entweder den Sender bis zum Beginn der Veranstaltung auszuschalten oder vor dem Reden zu denken.
Langsam füllte sich der Saal. Der Minister kam und wurde von allerlei regionaler B- und C-Prominenz betütert. Schließlich kam KPD. Ich wunderte mich, weil er nicht mit seinem Dienstwagen bis ins Foyer vorfuhr. Breitbeinig mit ausgestreckter Brust schritt er das Foyer ab und nickte jedem zu. Um seine Nervosität halbwegs zu verbergen, schnappte er sich von einem Tisch einen Sektkelch. Jetzt hatte er nur noch eine freie Hand, deren Finger nervös zuckten.
KPD entdeckte mich. »Herr Palzki, wo ist Ihre Krawatte? Sie können doch hier nicht ohne Krawatte auftauchen!«
Puh, solche Probleme hätte ich gern. »Ich sitze nicht im Publikum«, beruhigte ich ihn mit der Wahrheit.
»Steht das Buffet bereit?« KPD nervte.
»So früh? Es soll doch alles frisch sein, Herr Diefenbach. Jede Menge Köche arbeiten im Moment daran. Wir haben sogar an Nichtvegetarier gedacht. Da machen wir dann eine Pizzasammelbestellung beim hiesigen Italiener.«
KPD hatte den Schluss nicht mehr verstanden, da er im Saal den Minister entdeckte. Dies war günstig, da er damit bis zum Beginn der Veranstaltung beschäftigt sein würde. Ich sah, wie ein Techniker dem Schifferstadter Dienststellenleiter ein Headset verpasste.
Nachdem ich mit meinen Kollegen sowie Jacques und Dietmar Becker eine letzte kurze Besprechung abgehalten hatte, ging ich nach vorn zur Bühne. Pako und die Unternehmensberater standen bereits an einem der Stehtische. Auf dem Tisch standen Pakos Dubbeglas sowie ein paar keine Flaschen Jägermeister, der Service schien zu funktionieren. Das Licht wurde langsam gedimmt, die allgemeine Geräuschkulisse verebbte. Auch KPD hatte dies bemerkt und sich von dem Minister verabschiedet. Auf dem Weg zum Podium kreuzten sich unsere Wege. »Was machen der Typ da oben und die Seniormanager von McStirnhör, Herr Palzki? Sie haben ja immer noch keine Krawatte an!«
»Ich habe keine Ahnung«, sagte ich und stieg gemeinsam
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