Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Titel: Künstlerpech: Palzkis achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
Vom Netzwerk:
mit meinem Chef die Stufen zur Bühne hoch, was diesen zusätzlich verwirrte.
    Im Hintergrund lief, man konnte es kaum vernehmen: ›Conquest of Paradise‹.
    Diefenbach lächelte, während er an seinem Gürtel herumfummelte, um den Sender einzuschalten. Dies war nicht ganz einfach, da sein Redemanuskript, das er in der Hand hielt und das aus losen Blättern bestand, vom Umfang her gesehen bestimmt Karl Mays Gesamtwerk übertraf.
    KPD stellte sich breitbeinig an die Vorderkante der Bühne, holte tief Luft und sprach seine Begrüßungsworte: »Alle meine Entchen – «
    KPD stockte und blickte in Richtung Lautsprecher, die links und rechts der Bühne standen. Hatte er richtig verstanden, oder hatte ihm seine Aufgeregtheit einen Streich gespielt? Die Zuschauer zeigten keine Reaktion, sie verhielten sich abwartend. KPD nahm einen erneuten Anlauf: »Fuchs, du hast die Gans – «
    Erstes zaghaftes Lachen in den hinteren Reihen. Dies war das Zeichen für meinen Auftritt. Ich schaltete meinen Sender ein und ging zu meinem Chef.
    »Herr Diefenbach, die Technik hat mir gerade über Ohrhörer mitgeteilt, dass Ihr Sender falsch moduliert. Es wird ein paar Minuten dauern, bis das wieder in Ordnung ist.«
    Ich zeigte dem verdatterten KPD den rechten Stehtisch, an dem noch niemand stand. »Nehmen Sie doch bitte solang dort Platz. Der Champagner wird gleich serviert.«
    Mir war klar, dass ich keinen zeitlichen Leerlauf zulassen durfte, um KPD Zeit zum Nachdenken zu geben. Ich wandte mich ans Publikum.
    »Meine sehr verehrten Damen, meine sehr geehrten Herren, wir bitten, die kurze Störung zu entschuldigen. Wir nutzen die Gelegenheit, Ihnen vorab Einblicke in die hocheffiziente Ermittlungsarbeit der Schifferstadter Kriminalpolizei zu geben. Wie Sie ja wissen, ist Herr Diefenbach«, ich deutete auf KPD, »seit knapp einem Jahr unser Dienststellenleiter. Seitdem hat sich einiges getan.«
    Ich schielte zu KPD, der sich abwartend verhielt. Wahrscheinlich gewann gerade seine Neugier die Oberhand.
    »Wie heißt es so schön: das Beste am Anfang. Daher darf ich Ihnen jetzt eine Weltpremiere ankündigen. Live auf dieser Bühne hier im Frankenthaler Congressforum werden wir einen komplizierten Mordfall lösen und den mehrfachen Mörder entlarven. Freuen Sie sich auf die nächsten Minuten.«
    Für einen kurzen Moment füllte ›Conquest of Paradise‹ akustisch den Saal. Dann wurde es wieder still. Ein gelber Lichtkegel wirbelte im Saal herum und traf mich schließlich frontal. Jacques schien in seinem Element zu sein.
    »Sie haben ihn bestimmt bereits erkannt.« Ich zeigte auf den Künstler. »Pako, der bekannte Kurpfälzer Comedian.« Pako machte eine kleine Verbeugung, sagte aber nichts. Das Publikum klatschte.
    »Auf diesen sympathischen Menschen, auch wenn er aus Überzeugung Vegetarier ist, wurden in den letzten Tagen mehrere Anschläge verübt. Im gleichen Zusammenhang gab es leider zwei Kapitalverbrechen. In beiden Fällen wurden im Congressforum Techniker ermordet. Eiskalt, muss man sagen. Aber keine Angst, Sie sind heute sicher. Oder haben wir einen Techniker im Publikum?«
    Ein paar Gäste lachten, das Eis war gebrochen. Auch KPD schien mich als Moderator wenigstens im Moment zu akzeptieren, obwohl ich keine Krawatte trug.
    »Wir werden Ihnen nun unsere Verdächtigen präsentieren und zu Herrn Diefenbach auf die Bühne bitten. Dann werden wir gemeinsam überlegen, wer als Täter infrage kommt.«
    Niemand klatschte, daher spielte Jacques einen leicht übertrieben wirkenden Szenenapplaus aus der Konserve ein.
    »Als Erstes wäre Frau Karin Kreuzberger zu nennen, die Managerin von Pako.«
    Der Scheinwerferkegel wanderte durchs Publikum und blieb wie zufällig bei Pakos Managerin hängen. Ihr Gesicht war krebsrot, und sie schien nicht wenig wütend zu sein.
    »Kommen Sie, meine Gute«, forderte ich sie auf. »Bringen Sie auch gleich Ihren Mann mit, er wird Ihnen bestimmt helfen wollen.«
    Das eingespielte Konservenklatschen diente als zusätzliche Motivation. Umständlich standen die beiden auf und kamen nach vorn. Man merkte ihnen deutlich an, dass sie es nicht gern machten, doch darauf konnte ich keine Rücksicht nehmen. Ich stellte sie KPD vor, der mit den Kreuzbergers nichts anzufangen wusste und inzwischen fast seine komplette Selbstsicherheit eingebüßt hatte. Kreuzbergers bekamen je ein Handmikrofon.
    Das Publikum wurde unruhig. Verabredungsgemäß startete mein Freund hinter den Kulissen eine kleine Zwischensequenz. Die

Weitere Kostenlose Bücher