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Küss den Wolf

Küss den Wolf

Titel: Küss den Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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letzter Nacht, aber könntest du vielleicht die Heizung anmachen?«, bat ich Theodora, die ebenfalls Kaffee trinkend auf dem Sofa saß.
    »Au ja, bitte«, stimmte Lula zu und klapperte demonstrativ mit den Zähnen. »Tut mir sehr leid, ihr Süßen, aber daraus wird nichts. Die Heizung funktioniert nämlich nicht. Wenn sie morgen immer noch nicht läuft, werde ich wohl einen Fachmann holen müssen, der sie sich anschaut. Bis dahin kann ich euch nur anbieten, heiß zu duschen oder ein Bad zu nehmen. Wenn ich euch allerdings so anschaue, denke ich, dass euch kaltes Wasser eindeutig besser tun würde!«
    Beschämt ließen wir alle den Kopf hängen.
    »Kann mir mal jemand verraten, was gestern Nacht passiert ist? Ihr habt weder die Erdbeer-Bowle angerührt noch den Sekt getrunken - zumindest ist die zweite Flasche immer noch zu. Dafür habt ihr aber jedes noch so kleine Fitzelchen Essbares vertilgt. Wenn ich an meine wilden Zeiten zurückdenke, würde ich sagen, ihr habt irgendwelche bewusstseinserweiternden Substanzen genommen…«
    Ich versuchte, so zu tun, als wüsste ich nicht, worauf Theodora anspielte, und beugte mein schamrotes Gesicht über den Kaffeebecher. »Wir… wir haben da wohl also… ähem…«, begann Tinka mit einer Erklärung, offenbar wild entschlossen, die Wahrheit zu sagen. »Wir haben Magic Mushrooms gegessen«, fiel ich ihr ins Wort, weil ich mich für die letzte Nacht verantwortlich fühlte. Jenny und Lula hatten schließlich nur deshalb mitgemacht, weil ich sie dazu angestachelt hatte. Meine Maki-Girls sahen aus wie der Tod auf Latschen und ich bot vermutlich auch keinen viel gesünderen Anblick.
    Was hatte ich da nur angestellt? »Sag mal… wo ist eigentlich Max?«, fragte Tinka plötzlich. Shit!
    »Ich habe ihn gesucht und gerufen, während ihr schon geschlafen habt, aber leider ohne Erfolg. Er ist weggelaufen, einfach so«, gab ich zerknirscht zu, was mir einen strafenden Blick von Theodora einbrachte. Auweia, die Sache war wirklich vollkommen aus dem Ruder gelaufen. Und wo wir schon gerade beim Thema Verschwinden waren: Wo war eigentlich mein Handy?
    Tinka sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen.
    »Nun macht euch mal keine Sorgen, Max kommt schon wieder. Er kennt das Waldgrundstück und er kennt mein Haus. Er hat sich bestimmt nur während des Gewitters verkrochen und schläft noch tief und fest in irgendeinem Unterschlupf. Jetzt zieht euch erst einmal an, esst etwas und dann sehen wir weiter, in Ordnung?«, sagte Theodora und ich hätte sie für ihren Pragmatismus küssen können. »Sobald ihr fertig seid, bringe ich euch mit dem Auto nach Hause, damit ihr euch noch ein wenig ausruhen könnt«, bot Theodora an, was sofort mit einem dankbaren »Oh ja, das wäre toll« angenommen wurde. Ich versprach im Gegenzug, alleine aufzuräumen.
    Nachdem die vier losgefahren waren, ging ich zurück zum Camp, um dort die Spuren der missglückten Party zu beseitigen. Auf den ersten Blick sah alles aus, wie wir es heute Nacht zurückgelassen hatten. Alles, bis auf das Baumhaus. Denn wie durch ein Wunder war die Trittleiter wieder heile.
    Und als ich vorsichtig nach oben kletterte, um nachzusehen, ob Holla im Haus irgendeine Spur hinterlassen hatte, war alles, was ich sah, mein Handy.

7.
    Montag, 3. April
    Immer noch ein wenig neben der Spur verließ ich Montagnachmittag das Schulgebäude. Seit Sonntagnacht standen die Dinge Kopf und ich wusste weder, warum das so war, noch was ich dagegen tun konnte. Wenigstens war Max wieder aufgetaucht! Er hatte, kurz bevor ich nach Hause fahren wollte, seine feuchte Hundeschnauze gegen die Terrassentür gedrückt und laut gebellt. Froh darüber, dass wenigstens das in Ordnung gekommen war, ging ich zu meinem Fahrrad und öffnete das Schloss. »Du bist ja wirklich schwer zu erreichen«, sagte da eine männliche Stimme, die mir vage bekannt vorkam. Ich drehte mich ruckartig um und blickte zu meinem grenzenlosen Erstaunen in die graublauen Augen von Leo Goldmann.
    Von allen Fragen, die in diesem Moment in meinem Kopf herumwirbelten wie in einer Lostrommel, konnte ich nur eine einzige äußern: »Was machst du denn hier?« Leo grinste: »Ich suche dich, was sonst?«, fragte er zurück und nahm – einfach so – meine Hand. »Hast du zufällig Lust auf einen kleinen Ausflug? Wir packen dein Rad in den Kofferraum und düsen los. Bist du dabei?«
    Ich nickte wie in Trance und sah zu, wie Leo mein Fahrrad in den Kofferraum des schicken Cabriolets wuchtete, das

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