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Küss den Wolf

Küss den Wolf

Titel: Küss den Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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ganz andere Interessen, als den Urlaub mit deinem Vater oder mir zu verbringen.« Nanu? Was waren denn das auf einmal für neue Töne? »Wir könnten nach Griechenland fliegen«, schlug ich vor. »Oder nach Schottland. Da wollte ich immer schon mal hin.«
    Verena lächelte. »Griechenland klingt gut, da ist es wenigstens warm. Und du könntest den Bikini anziehen, den wir dann wohl morgen kaufen werden anstatt heute.« Ich nickte und gab Verena einen Kuss auf die Wange: »Mama, ich bin müde. Sei mir nicht böse, aber ich möchte jetzt ins Bett.«
    Ein Schatten der Enttäuschung huschte über Verenas Gesicht, doch dann sagte sie: »Mach das, Spätzchen. Leg dich ins Bett und ruh dich aus. Morgen musst du ja wieder früh raus.«
    Als ich in meinem Zimmer war, verspürte ich den Wunsch, das Fenster zu öffnen, laut zu rufen und die ganze Welt wissen zu lassen, dass ich – Pippa Möller – mich Hals über Kopf und unwiderruflich in Leo Goldmann verliebt hatte. Und dass ich mich schon jetzt wieder nach ihm sehnte. Leo war wie für mich gemacht. Er fühlte wie ich, er war klug, warmherzig und er liebte die Natur. Die Sache hatte bislang nur einen einzigen Haken…
    »Überlegst du, woran es liegen könnte, dass Leo dich zum Abschied nicht geküsst hat?«
    Erschrocken drehte ich mich um. Woher kam diese Stimme?
    »Ganz schön blöd, wenn man nicht weiß, was in dem Kopf des Menschen vorgeht, in den man sich gerade verknallt hat, oder?« Ich rieb mir mehrfach die Augen, doch das Bild blieb trotzdem dasselbe: Holla, die Waldfee, lag bäuchlings auf meinem Bett. Die Waden hatte sie in die Luft gestreckt und wippte mit ihren geringelten Strumpfbeinen, als würde sie Gymnastik machen. Sie hatte die Ellbogen auf die Tagesdecke gestützt und hielt einen bläulichen Stein in ihren Händen. Verträumt sah sie ihn an, als hielte sie die Kristallkugel einer Wahrsagerin in der Hand. Mir stockte beinahe der Atem. »Was machst du denn hier?«, rief ich entsetzt. Wer war diese Holla? Eine durchgeknallte Stalkerin?!? Und wie war sie hier reingekommen? Holla setzte sich auf und sah mich mit schimmernden Augen an: »Ich bin gekommen, um zu bleiben«, antwortete sie und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Stein zu, bis ich kurz davor war, die Nerven zu verlieren. Wer oder was auch immer dieses irre Wesen war, ich wollte es auf gar keinen Fall hier bei mir im Zimmer haben! »Es ist ja wirklich nett, dass du beschlossen hast, meine neue beste Freundin zu sein. Aber ehrlich gesagt habe ich, was das betrifft, keinerlei Bedarf. Darf ich dich jetzt also bitten zu gehen?« Holla setzte eine beleidigte Miene auf. »Nun gut, wenn du es so möchtest. Ich zwinge schließlich niemanden zu irgendetwas. Über eines solltest du dir aber im Klaren sein: Es könnte sein, dass du mich irgendwann einmal brauchst…«
    Mit diesen Worten war sie auf einmal verschwunden und nichts im Raum deutete darauf hin, dass sie jemals hier gewesen war. Ihr Körper hatte noch nicht einmal einen Abdruck in den Daunenfedern der Decke hinterlassen.
    Fassungslos setzte ich mich auf die Bettkante und versuchte, mich zu beruhigen.
    DAS WAR NICHT REAL! DAS WAR ALLES NUR EIN BÖSER SCHERZ!
    In diesem Moment sprang wie durch Zauberhand mein CD-Player an. Durch das Zimmer hallten die Worte »Gekommen, um zu bleiben«, gesungen von Judith Holofernes, der Frontfrau der Band Wir sind Helden…

8.
    Dienstag, 4. April
    Schulschluss – Redaktionssitzung.
    Der Einzige, der fehlte, war Marc Jensen. Tom las Zeitung, alle anderen unterhielten sich, nur ich war in Gedanken ganz woanders, nämlich bei Leo.
    »Tut mir leid, dass ich so spät komme, aber es gab einen familiären Notfall«, begrüßte Marc uns eine ganze Weile später und wirkte in der Tat ein wenig abgehetzt.
    »Du hättest ja mal eine Rund-SMS schicken können, wozu gibt es schließlich Handys?«, sagte Carla, unsere Frau für Mode & Lifestyle, vorwurfsvoll. Oh, oh – die Stimmung des H-Mag- Teams in Bezug auf Marc war eindeutig nicht die beste.
    »Du hast recht, das hätte ich tun müssen. Aber meine Großtante war so dermaßen aus dem Häuschen, dass ich einfach alles stehen und liegen lassen musste, um zu ihr zu fahren. Normalerweise hätten ihr in einer solchen Situation meine Eltern geholfen, aber die sind dummerweise gerade im Urlaub. Sorry, Leute – kommt bestimmt nicht wieder vor!«
    »Was ist denn so Dramatisches passiert?«, wollte nun auch Tom wissen. »Auf ihrem Fußabtreter lag heute Mittag eine tote Ratte«,

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